Voll besetzt war der Staufersaal des Palatins beim großen Jahreskonzert der Stadtkapelle, die mit ihrem Hauptorchester den gesamten Bühnenraum ausfüllte. Geboten wurde symphonische Bläsermusik vom Feinsten. Foto: Pfeifer
Wiesloch. Die Stadtkapelle Wiesloch hatte am Muttertag zu ihrem traditionellen Jahreskonzert in das Palatin eingeladen und konnte dabei so viele Besucher begrüßen wie selten zuvor bei einem solchen Konzert. Die Qualität der bei diesem Konzert dargebotenen Musik hat sich in Wiesloch und in der Region offenbar herumgesprochen und die Besucher wurden nicht enttäuscht.
Die neue Vorsitzende des Vorstands, Michaela Maurer, nutzte diesen ersten großen Auftritt "ihres" Orchesters, um sich persönlich vorzustellen. Um es vorwegzusagen: Michaela Maurer war durch ihre Art, mit dem Publikum zu kommunizieren, eine der Überraschungen dieses Abends. Das erste musikalische Ausrufezeichen setzten dann die Junioren der Stadtkapelle und die Jugendstadtkapelle in einem gemeinsamen Auftritt. Unter Dirigent Pascal Morgenstern wurde ruhig und unaufgeregt gemeinsam musiziert.
Im Rahmen des Jahreskonzerts ehrte die Stadtkapelle auch langjährige aktive und passive Mitglieder und dankt für deren Treue zum Verein. Foto: Pfeifer
Mit "Ayre and Dance", "Ranger Rock", der "Black Forest Ouverture", "The Lost Lady Found" und dem Stück "Get up and go" wurden dem Können der jungen Musiker angemessene Stücke einfühlsam dargeboten und dem Publikum der Charakter der Stücke durch eine sehr gute Harmonie nähergebracht. Hervorzuheben ist das Solo des jungen Saxofonisten Ben Förderer. Die Beiträge der Jugend wurden von Moderatorin Leonie Fialla fachkundig und sachlich ins rechte Licht gesetzt. Kompliment auch für die Ansage.
Gleich mit dem ersten Stück der die ganze Bühne ausfüllenden Stadtkapelle wurde den Besuchern dann eine exzellente Kostprobe symphonischer Bläsermusik geboten. Mit der Interpretation der Komposition "Il Giudizio Universale" (Das Jüngste Gericht) des Italieners Camillo de Nardis in der Bearbeitung von Franco Cesarini wurde die Stadtkapelle allen Facetten der Bläsermusik gerecht.
Ob Soli in schlichtem Piano oder kraftvoll vorgetragene Fanfaren zum Jüngsten Gericht in strahlendem Fortissimo, ob für die Musiker anspruchsvolle technische Stellen in den einzelnen Registern oder an den einzelnen Pulten, ob in Andante oder in Allegro Vivace - das Publikum war im wahrsten Sinne des Wortes "elektrisiert". Es ging unter die Haut, wobei die eine oder andere der Fortissimo-Stellen für den einen oder anderen mehr an Kammermusik oder volkstümlicher Blasmusik interessierten Besucher dicht an der Empfindungsgrenze lagen. Eine Sternstunde der Bläsermusik in der nun über 120-jährigen Geschichte der Stadtkapelle Wiesloch.
Dirigent Harald Weber hat damit die Messlatte für weitere konzertante Auftritte noch etwas nach oben gelegt. Für die Musiker nicht unbedingt einfacher, aber für das Publikum entspannter war die Darbietung der von Jan van der Roost unter dem Titel "Puszta" komponierten vier Zigeunertänze. Man fühlte sich in die Weite der ungarischen Puszta versetzt bei der sehr rhythmisch dargebotenen, aber mit solistischen Herausforderungen gespickten Komposition.
Mit dem auf einem Trinklied basierenden Marsch "Here’s to Good Ol’Yale" von Charles Ives wurde dann zu den Ehrungen übergeleitet. Neben Irmgard Förderer (10 Jahre), Christin Vogel (20 Jahre) bei den aktiven Musikern war es Michaela Maurer eine Ehre, auch zahlreichen passiven Mitgliedern für ihre langjährige Treue zu danken. So wurden für 20 Jahre Mitgliedschaft Birgit Wursthorn, Ingrid Westermann und Andreas Böhler, für 40 Jahre Mitgliedschaft Hinrich Brahms, Josef Götz, Karl-Heinz Glöckner und Manfred Jurkewitz und für sagenhafte 50 Jahre Mitgliedschaft Michael Merkhofer geehrt.
Nach der Pause war dann "Musicaltime" im Palatin angesagt. Mit den Höhepunkten aus den Musicals "A Chorus line" und "Phantom der Oper" wurde das Publikum an den Broadway "entführt". Unter Mitwirkung einer Combo mit Piano, Streichbass und E-Bass wurde alles hervorragend und fast original aufgeführt.
Den musikalischen Schlusspunkt setzte einmal mehr Sänger Kai Schmidt-Eisenlohr mit dem Song "This is the Moment" aus dem Musical "Mr. Jekyll and Mr. Hyde" sowie der Interpretation des von Frank Ramond komponierten und von Roger Cicero gesungenen Liedes "Ich atme ein". Mit zum Gelingen des Konzerts trug auch wieder Sandra Goldschmidt bei, die mit ihrer sehr authentischen Moderation stets eine gute Einstimmung auf die Stücke gab.
Damit war aber noch nicht Schluss, denn es gab noch ein ganz besonderes "Schmankerl". Die aus Musikern der Stadtkapelle für den Blasmusikwettbewerb bei den Freunden der Musikkapelle Taisten im Herbst 2018 gebildete Blechbläserformation "Jagdfieber" spielte dann nochmals groß auf. Mit der von Fernando Moroni, einem der Hornisten der Stadtkapelle, komponierten und arrangierten "Dolomitensinfonie" und dem von Fernando Moroni komponierten "Jagdfieber-Marsch" wurde ebenfalls Bläsermusik der besonderen Art auf höchsten Niveau dargeboten.
Diese beiden Stücke waren Teil des Beitrags von Jagdfieber beim Wettbewerb in Südtirol, der für die Wieslocher mit einem dritten Platz endete. Moderiert wurden die Beiträge von Sven Kummerow, dessen Sohn Mattis zu seinem 16. Geburtstag noch mit einem Happy Birthday beglückt wurde.
Der letzte Höhepunkt bei diesem fast dreistündigen und damit etwas zu langen Konzert waren die von Junioren, Jugendstadtkapelle, Stadtkapelle und Jagdfieber unter Pascal Morgenstern dargebotene Komposition "Highland Cathedral", mit der diese Sternstunde der Bläsermusik beschlossen wurde.