Die Kraichgauschule Mühlhausen stößt an ihre Kapazitätsgrenzen. Im Gemeinderat wurde eine Übergangslösung diskutiert, damit man nächstes Jahr ein Gesamtkonzept für Sanierung und Erweiterung erstellen kann. Foto: Lerche
Mühlhausen. (seb) Einhelliges Lob für das Team der Kraichgauschule gab es in der jüngsten Mühlhausener Gemeinderatssitzung: Die notwendige Erweiterung des Gebäudes bereitet nach wie vor Kopfzerbrechen, doch dank viel persönlichem Einsatz und gewissen Einschränkungen hat das Kollegium einen einjährigen Aufschub ermöglicht. Verkompliziert wird die Lage jedoch durch den Sanierungsbedarf in der Grundschule und den in wenigen Jahren wohl zur Pflicht werdenden Ganztagsbetrieb dort.
Ursprünglich war laut Bürgermeister Jens Spanberger erwogen worden, für die Gemeinschaftsschule die Containeranlage zu nutzen, in die der Betrieb des Kindergartens St. Josef während der Umbau- und Sanierungsphase ausgelagert worden war – im November war der Umzug zurück abgeschlossen. Dafür standen aber bei einer Mietdauer von zwei Jahren Kosten von über 70.000 Euro im Raum. Daher hatte die Verwaltung die Schule gefragt, ob der Schulbetrieb für den Moment ohne Container aufrechterhalten werden könne.
Das Ergebnis legte Rektor Mathias Schmitz in der Sitzung dar und machte dabei deutlich, dass es enorm schwierig und bestenfalls eine Notlösung sei. Anhand von Grafiken zeigte er auf, wie die Grundschule und die Gemeinschaftsschule ihre Räume nutzen. Jetzt führt die Kraichgauschule zweizügig bis zur zehnten Klasse, deshalb wird die Erweiterung auf jeden Fall nötig: je nach Schülerzahlen um mindestens ein, eher um zwei Klassenzimmer und weitere Räume. Aber: "Die Unterrichtsräume sind ausgelastet." Büros, Lehrer-Arbeitszimmer, Räume für die Haustechnik und ähnliches gehören dazu, weswegen es laut Schmitz inzwischen keine Ausweichmöglichkeiten mehr gibt. So habe man beispielsweise bereits einen Maschinenraum erst in ein Besprechungszimmer, dann in einen Unterrichtsraum umgenutzt. Der Speicher wurde ihm zufolge zur Lerninsel mit Differenzierungsraum, die Kunstlehrer rückten eng zusammen, um ihre Materialien unterzubringen.
In Fachräumen für Chemie, Physik und Biologie sei schon aus Versicherungsgründen normaler Unterricht nicht angeraten, die Technik- und Computerräume sollten schon um der Ausstattung willen nicht über ganze Schultage hinweg anderweitig genutzt werden.
Aber einen Fachraum habe man gefunden, den man umfunktionieren könne, so Schmitz: "Mit dem Musikraum können wir einige Zeit überbrücken." Es finde dort auch schon Religionsunterricht statt, eine Klasse hier unterzubringen, sei "versicherungstechnisch unproblematisch", wenn auch eine enorme Herausforderung. Die Frage, wohin mit Klavier und anderen Instrumenten, sei gegenwärtig noch offen.
Vehement argumentierte Schmitz gegen sogenannte "Wanderklassen" (ohne festes Zimmer) oder "Klappklassen" (eine Klasse wird für verschiedene Fächer aufgeteilt): "Die Gemeinschaftsschule lebt davon, dass jeder Schüler einen eigenen Arbeitsplatz hat, auf Dauer", nur so sei das selbstständige Lernen und Arbeiten möglich. Es widerspreche dem pädagogischen Konzept auch, keinen Differenzierungsraum zu haben, aber für ein Jahr mache man es möglich. Die Schülerentwicklung sei schwer vorherzusagen, fuhr Schmitz fort, wenn man weiter zweizügig sei, brauche man ab September 2021 Container, um den Unterricht auszulagern.
"Das ist nur temporär", betonte Bürgermeister Spanberger, der auf die intensiv arbeitende Schulbaukommission verwies, die gemeinsam mit Experten ein Gesamtkonzept für Grund- und weiterführende Schule erarbeite. Ein zweistöckiger Anbau an die Gemeinschaftsschule war ihm zufolge schon im Gespräch, ehe klar war, dass auch Handlungsbedarf in der Grundschule besteht. Mit dem für 2025 erwarteten Anspruch auf Ganztagsbetreuung an Grundschulen stellt sich überdies jetzt schon die Frage nach Mensa und Räumen sowohl für Nachmittagsunterricht als auch Freizeitgestaltung.
Drei Varianten für den Erweiterungsbau gibt es inzwischen, zwei am Rand des Schulgeländes und eine auf dem gegenwärtigen Hof, durch die der Bau sowohl von Grund- als auch Gemeinschaftsschule gut genutzt werden könnte. "Wir müssen die Planungen jetzt auf den Weg bringen", betonte Spanberger. Von 2021 bis 2023 könnte der Anbau voraussichtlich errichtet werden, der Unterricht werde in Container ausgelagert. Eventuell gehe man die Grundschulsanierung erst danach an und nutze in diesem Fall dieselben Container. Der Rat bedankte sich herzlich für die Mühe, die sich das Schulteam bei dieser alles andere als optimalen Lösung macht.