Gemeinde muss groß ins Abwasser investieren
Regenüberlaufbecken Rettigheim und Kläranlage Kronau brauchen mehr Kapazität
Mühlhausen/Rettigheim. (rö) Wichtige Entscheidungen in der Abwasserbeseitigung stehen nicht nur für die Stadt Östringen, sondern auch für den Mühlhausener Ortsteil Rettigheim an. Über den aktuellen Stand der Planungen zum möglichen Ausbau des Regenüberlaufbeckens Rettigheim sowie der Erweiterung und technischen Aufrüstung der Kläranlage in Kronau informierten jetzt Bauamtsleiter Uwe Schmitt und Markus Götzl, Betriebsleiter des Abwasserzweckverbands Kraichbachniederung, den Gemeinderat.
Dem Verband gehören neben Mühlhausen mit Rettigheim auch die Gemeinden Malsch, Bad Schönborn und Kronau an. "Es werden größere Beträge anfallen", wies Bürgermeister Jens Spanberger auf die in näherer Zukunft anstehenden Investitionen hin.
Im Rettigheimer Becken habe es in der Vergangenheit "immer mal wieder Probleme gegeben", sagte Schmitt. Deshalb habe man drei Varianten zur Erweiterung und Sanierung prüfen lassen. Die Kosten liegen nach seinen Worten zwischen 1,1 Millionen Euro (bei unverändertem Volumen) und 2,3 Millionen, wenn das bisherige Volumen von 1031 Kubikmetern um weitere 1208 Kubikmeter mehr als verdoppelt würde. Noch müsse der Gemeinderat darüber aber keine Entscheidung treffen, machte Schmitt deutlich. Denn der Umfang der Maßnahme hängt auch damit zusammen, was in der Kronauer Kläranlage geschieht.
"Die Kläranlage ist an der Belastungsgrenze", sagte Markus Götzl. Deshalb habe man sich schon länger mit dem Gedanken beschäftigt, ein zusätzliches Becken zu schaffen, das auch als Puffer für aus Rettigheim und Malsch kommendes Abwasser genutzt werden könne. "Neue Dimensionen" eröffnet nach Götzls Worten aktuell die Anfrage aus Östringen, eventuell dem Zweckverband beizutreten.
"Dann würde die Kläranlage eine stabilere Größe bekommen", sagte er und ergänzte auf Nachfrage aus dem Gremium: "Die Finanzierung wird auf alle Gemeinden umgeschlagen", dafür sei dann noch ein Schlüssel zu erarbeiten. Positiv aus Götzls Sicht: Die Kläranlage würde sich "für die Zukunft wappnen". Für Gemeinderat Ewald Engelbert (CDU) war nach diesen Informationen eine reine Sanierung des Rettigheimer Beckens - ohne Erweiterung - "die sinnvollste Lösung". Wenn in Kronau die Kapazität größer werde, "können wir mehr Abwasser ableiten" und man brauche in Rettigheim kein größeres Volumen.
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Damit waren die Abwasserthemen in der Sitzung noch nicht beendet: Über den Generalentwässerungsplan für Rettigheim und die Kanalüberprüfung im Rahmen der Eigenkontrollverordnung informierte Simon Schuster vom Büro Willaredt. Der letzte Generalentwässerungsplan stammt nach seinen Worten aus dem Jahr 2001. Da sich "ständig etwas verändert", habe die Notwendigkeit der hydraulischen Neuberechnung bestanden - nicht nur des Ist-Zustands, sondern auch der Prognose, wie sich mögliche Baugebiete aufs Kanalsystem auswirken und vor allem für eine "Sanierungsstrategie".
Der Fokus des Plans liege darauf zu zeigen, wo "ausgelastete und überlastete Kanäle" ausgetauscht werden müssen. Dem Kanalnetz mit einer Länge von 14,5 Kilometern hat man drei Prioritäten zugeordnet: Unter den "zwingenden Handlungsbedarf" fallen Friedhof- und Hochstraße sowie Teile von Wiesen- und Schönbornstraße. Die Kosten dafür bezifferte Schuster inklusive der Baunebenkosten auf rund eine Million Euro, würde man sofort auch die nachrangigen Prioritäten abarbeiten (die man nur in Erwägung ziehen würde, wenn beispielsweise auch der Straßenbelag saniert werden müsste), wäre man sogar bei rund zwei Millionen.
"Wir betrachten immer nur die Kanalkosten", sagte Schuster. Müssen auch Straße, Gehweg oder Wasserleitungen erneuert werden, "kommen noch Kosten dazu".
Wo bereits hydraulische Schäden im Kanalnetz vorliegen, soll zudem eine Überprüfung im Rahmen der Eigenkontrollverordnung aufzeigen: Der Auftrag wurde an den günstigsten von vier Bietern für 49.000 Euro vergeben.