Als Besuchermagnet hat sich die Erholungsanlage St. Leoner See einmal mehr im Jahr 2019 erwiesen, wie die Jahresrechnung zeigt. Gegen Ende des von der Coronakrise geprägten Jahres, angesichts vieler Investitionen in das See-Angebot und gestiegener Personalkosten, hat der Gemeinderat jetzt die Gebühren erhöht. Foto: Lerche
Von Sebastian Lerche
St. Leon-Rot. Bei einer Nein-Stimme hat St. Leon-Rots Gemeinderat in der jüngsten Sitzung eine Erhöhung der Gebühren für den St. Leoner See beschlossen. Sie gilt ab 1. Januar 2021. Der Anstieg falle "moderat" aus, argumentierte Bürgermeister Alexander Eger, im Vergleich mit anderen Erholungsanlagen, darunter beispielsweise das Walldorfer Aqwa, und besonders "angesichts der Qualität unserer Anlage". Wegen der anhaltenden Pandemie aber gibt es 2021 keine Jahreskarte.
Erträglich und praktikabel sollte die Erhöhung sein, daher wählte man runde Beträge. Der Einzeleintrittspreis für den Tag steigt beispielsweise von 2,50 auf drei Euro, die Zehnerkarte von 20 auf 25 Euro. Zuschläge gibt es für Taucherausrüstung und Sportgeräte, zu denen die Gebührenordnung nun weitere Möglichkeiten auflistet. Die Tageskarte fürs Angeln wird um 50 Cent teurer und kostet dann 6,50 Euro, die Zehnerkarte steigt um fünf auf 55 Euro.
Zudem schuf man Verbesserungen für Senioren, so reicht jetzt der Rentenausweis für den reduzierten Eintritt. Weitere Ermäßigungen gibt es für Kinder von sieben bis 18 Jahren, Schüler, Studenten, Menschen mit schweren Behinderungen und Arbeitslose mit entsprechenden Papieren. Kinder unter sechs Jahren zahlen keinen Eintritt.
Norbert Knopf (Grüne) widersprach der Erhöhung und beantragte stattdessen eine Parkraumbewirtschaftung. Damit könne Geld eingenommen und das Auto zum Wohl der Umwelt unattraktiver gemacht werden. Das hielt die Ratsmehrheit für nicht praktikabel, wollte Familien nicht mehrbelasten, fürchtete den hohen Aufwand und dass Parkende auf Feldwege und Äcker ausweichen. Einige trugen der Verwaltung trotzdem auf, Möglichkeiten zu prüfen. Der Grünen-Antrag aber wurde bei nur drei Ja-Stimmen abgelehnt.
Die Jahresrechnung 2019 des Eigenbetriebs weist unterm Strich ein Minus von rund 712.000 Euro aus. Unter anderem war der Personalaufwand wegen Tariferhöhungen gestiegen: am See betrugen die Kosten rund 801.000 und im Hallenbad rund 153.000 Euro. Investiert wurden am See 2019 fast 2,3 Millionen Euro, vor allem in Infrastruktur wie einem Trafohäuschen zur Ertüchtigung der Stromversorgung, in Neubauten wie die beliebten Miethäuschen und Angebotserweiterungen wie das Campen mit Hund.
Der Bürgermeister wies darauf hin, dass der See selbst 2019 keinen Verlust gemacht habe: Trotz der vielen Aktivitäten liege er 2019 mit fast 142.000 Euro im Plus. Das Defizit des Eigenbetriebs gehe aufs Konto des Hallenbads, dessen Nutzungsbedingungen man zugunsten der Bürgerinnen und Bürger sowie der Vereine bewusst günstig halte. Es liege mit über 854.000 Euro im Minus. Aber wie gewohnt, seit dem Ratsbeschluss von 2011, gleiche die Gemeinde den Hallenbad-Verlust wieder aus.
Die Benutzungsordnung des Sees wiederum wurde einhellig aktualisiert, vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen und der Coronakrise – die Sicherheitsvorkehrungen bis hin zur Schließung der Erholungsanlage sind jetzt geregelt. Praktikabler für die Mitarbeiter, die in Winter und Frühjahr üblicherweise im Hallenbad im Einsatz sind, ist ein Start der Badesaison am See statt am 1. erst am 15. April.
Der Wassersportsee ist neben Seglern, Surfern und Anglern auch für Stand-Up-Paddler (stehend auf dem Surfbrett paddeln) offen. Verboten sind offene Feuer, der Betrieb von Gas- oder Kohlegrills, außer an Grillstationen, und nun auch Shisha-Rauchen, das Fotografieren ohne Einwilligung der Besucherinnen und Besucher sowie Drohnen- und Modellflugzeugflüge.
Einstimmig befürwortete man, den Campern am St. Leoner See pauschal 20 Prozent der Mietzahlungen für 2020 zurückzugeben und so einen Ausgleich wegen der coronabedingten Schließung der Erholungsanlage zu schaffen. Insgesamt macht das 140.000 Euro aus, die die Gemeinde überplanmäßig dem Eigenbetrieb zur Verfügung stellt. "Wir wollen uns bedanken bei all den Campern, die uns so viele Jahre schon die Treue halten, für ihr Verständnis und ihr Entgegenkommen", sagte der Bürgermeister.