Wiesloch. (RNZ) Der Wahlkreis Wiesloch steht zur Landtagswahl am 14. März vor einem personellen Umbruch. Bisher vertreten mit Karl Klein per Erstmandat und Claudia Martin per Zweitmandat gleich zwei CDU-Vertreter die Region im Landtag. Wie das? Martin war 2016 noch für die AFD ins baden-württembergische Parlament gewählt worden, wechselte dann aber zu den Christdemokraten. Beide treten bei der diesjährigen Landtagswahl nicht mehr an.
Von den Kandidaten der größeren Parteien stellt sich lediglich Andrea Schröder-Ritzrau (SPD) erneut zur Wahl. Sie sowie Christiane Staab (CDU), Norbert Knopf (Grüne) und Thorsten Krings (FDP) beantworten auch die Fragen der RNZ.
Rund 100.000 Bürgerinnen und Bürger sind im Wahlkreis 37 Wiesloch aufgerufen, ihr Kreuzchen zu machen. Dieses Jahr werden allerdings weniger Menschen in der Wahlkabine abstimmen: Im Vergleich zur Wahl 2016 haben bereits mindestens doppelt so viele Menschen in den Gemeinden der Region einen Antrag auf Briefwahl gestellt (siehe RNZ von gestern). Von den zehn Orten des Wahlkreises 37 liegen sieben im Gebiet der RNZ-Redaktion "Wiesloch/Walldorf": Wiesloch, Walldorf, St. Leon-Rot, Rauenberg, Dielheim, Mühlhausen und Malsch.
Vor fünf Jahren hatte Karl Klein (CDU) mit 28,4 Prozent die Nase knapp vor Kai Schmidt-Eisenlohr (Grüne) mit 28,2 Prozent, der es nicht mehr per Zweitmandat in den Landtag schaffte. Claudia Martin (damals noch AFD) holte 18,6 Prozent, Andrea Schröder-Ritzrau (SPD) 12,3 Prozent, Jürgen Abt (FDP) 7,4 Prozent und Hazal Rakip (Linke) 2,6 Prozent. Bei der diesjährigen Landtagswahl kandidieren außerdem Achim Köhler (AFD) und Heinrich Stürtz (Linke) sowie Vertreterinnen und Vertreter mehrerer weiterer Parteien.
Norbert Knopf (Grüne)
CDU verliert erstmals das DirektmandatNorbert Knopf ist 53 Jahre alt, wurde in Mannheim geboren, ist verheiratet, hat zwei Kinder und wohnt seit 2005 in St. Leon-Rot.
> Lebenslauf:Abitur, Wehrdienst, Chemie-Studium in Heidelberg mit Abschluss Diplom, anschließend Duales Studium an der Berufsakademie Villingen-Schwenningen und der AOK, Abschluss: Diplom Sozialpädagoge (BA). Beruf: Sozialversicherungsangestellter bei der AOK Mannheim. Berufsstationen: Gesundheitsförderung, Teamleiter Reha, aktuell Leitung der Krankenhausabrechnung.
> Politische Laufbahn: 2011 war er Mitgründer des n-Ortsverbands St. Leon-Rot. 2014 und 2019 wurde er in den Gemeinderat St. Leon-Rot gewählt, er ist Fraktionssprecher. Seit 2017 ist er Schatzmeister des Kreisverbands Kurpfalz-Hardt und wurde in den Finanzrat der n Baden-Württemberg gewählt.
> Politische Ziele und Schwerpunkte: Konsequenter Klimaschutz, innovative Wirtschaft, Modernisierung des Gesundheitswesens.
> Konkrete Ziele für den Wahlkreis: Forcierter Ausbau der Fotovoltaik und Weiterentwicklung von Batteriespeichern; Verkehrswende: Bau von Radwegen, Moratorium beim Neubau von Straßen; Initiierung eines "Bürgerrats Verkehr" im Wahlkreis; Digitalisierung der Schulen.
> Hobbys: Radfahren, Wandern, Kochen; Haustiere: Aquarium.
> Warum sollten die Bürger Sie wählen? "Ich rede und plane nicht nur, sondern handle auch danach: Ich fahre 7000 Kilometer im Jahr mit dem Rad, habe Fotovoltaik und Solarthermie auf meinem Hausdach und heize mit Pellets. Wir haben ein E-Auto in der Familie und ich ernähre mich überwiegend vegan. Meine Erfahrungen aus Beruf und Kommunalpolitik kann ich auf Landesebene einbringen. Ich habe mich auf kommunaler Ebene bereits aktiv eingesetzt für Radwegeplanung, Fassadenbegrünung, Nutzung von regenerativen Energien, Blockheizkraftwerk, nachhaltiger Beschaffung sowie Verbesserungen im ÖPNV. Ich bin auch mit dem Finanzbereich vertraut. Bürgerbeteiligung ist mir sehr wichtig.
Christiane Staab (CDU)
CDU verliert erstmals das DirektmandatChristiane Staab ist 52 Jahre alt, wurde in Karlsruhe geboren, sie ist verheiratet, hat vier Kinder und lebt in Walldorf.
> Lebenslauf: "Ich war Rechtsanwältin, Vorständin der Baugenossenschaft Familienheim Karlsruhe und bin seit 2010 Bürgermeisterin."
> Politische Laufbahn: Seit 1998 ist sie in der , war zehn Jahre Stadträtin in Karlsruhe, seit 2014 Mitglied des Kreistags und der Verbandsversammlung der Metropolregion Rhein-Neckar.
> Politische Ziele und Schwerpunkte sowie konkrete Ziele für den Wahlkreis: "Ich will im Landtag den Städten und Gemeinden wieder mehr Gehör verschaffen. Bildungspolitik ist mir als ehemalige Landeselternbeiratsvorsitzende ein Herzensanliegen. Wir müssen mehr Qualität und Standards in Unterricht und Schulgebäude bringen. Klimaschutz ist Menschheitsaufgabe. Klimaschutz braucht Wissenschaft, Technik und Kreativität sowie Begeisterung statt Verbote. Das Land und die Metropolregion will ich im Wasserstoffbereich entwickeln: moderne Mobilität mit sauberem Antrieb. Umgehungsstraßen sind dringend nötig, um Menschen zu schonen. Wir brauchen altersgerechten und günstigen Wohnraum. Der Breitbandausbau muss befördert werden."
> Hobbys: "Wir haben einen Hund; ich liebe Wandern, Skifahren und Yoga."
> Warum sollten die Bürger Sie wählen? "Ich bringe viel Erfahrung im Umgang mit Menschen und Institutionen mit und kann zuhören. Als Juristin treffe ich nach gründlicher Abwägung eine sachorientierte Entscheidung. Für mich zählen Fakten, keine Ideologie. Ich weiß, was ich kann und schätze, was andere können. Ich mag Menschen, bin neugierig und verlange nur, was ich bereit bin, selbst zu tun. Ich scheue keine Konflikte und spreche Probleme direkt an. Meine Ausbildung, mein bisheriger Werdegang und meine Lebenserfahrung gepaart mit Bürgernähe bieten mir das beste Rüstzeug für die Arbeit im Landtag. Ich bin erfahren, kompetent und mutig."
Andrea Schröder-Ritzrau (SPD)
Andrea Schröder-Ritzau. Foto: zgAndrea Schröder-Ritzrau ist 56 Jahre alt, verheiratet, hat eine erwachsene Tochter und wohnt seit 1999 in Walldorf; geboren wurde sie in Lübeck.
> Lebenslauf: Nach dem Abitur folgte ein Soziales Jahr und ein Geologie-Studium, das sie 1994 mit Promotion in Kiel abgeschlossen hat. Seitdem arbeitet sie als wissenschaftliche Angestellte über natürliche Klimaarchive (Stationen: Uni Kiel, Geomar und Uni Heidelberg).
> Politische Laufbahn: Seit 2004 ist sie -Mitglied und Stadträtin in Walldorf, sie ist dort stellvertretende Fraktionsvorsitzende und seit 2019 Kreistagsmitglied; sie ist Vorsitzende der Walldorf und stellvertretende Vorsitzende der Rhein-Neckar sowie im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft für Bildung.
> Politische Ziele und Schwerpunkte: "Mit Leidenschaft für Mensch und Umwelt ist mein Motto, weil wir gute Zukunft ökologisch und sozial gestalten müssen. Die Pandemie zeigt: Wir müssen massiv in Digitalisierung investieren und jungen Menschen Perspektiven geben. Wir brauchen mehr erneuerbare Energie, klimafreundliche Mobilität, ökologische Landwirtschaft, gebührenfreie Bildung von der Krippe bis zum Beruf und unsere Schulen müssen für hervorragende Bildung personell besser ausgestattet werden. Wohnen, Gesundheitsfürsorge und gute Pflege sind Daseinsvorsorge – das will ich nicht dem Markt überlassen."
> Konkrete Ziele für den Wahlkreis: "Ich möchte dazu beitragen, Mobilität im Wahlkreis zukunftsfähig und klimafreundlich zu gestalten – vernetzte Mobilität, mehr ÖPNV, Radwege und betriebliche Mobilitätskonzepte."
> Hobbys: "Wandern und Reisen mit Freunden sind meine Hobbys."
> Warum sollten die Bürger Sie wählen?"Mit mir bekommen Sie eine Abgeordnete, die sich für Ihre Belange einsetzt, ein Bürgerbüro vor Ort führt und direkt ansprechbar ist. Gemeinwohlorientiert, sachorientiert und hartnäckig beim Umsetzen – meine Politik für Sie und alle Menschen im Wahlkreis."
Thorsten Krings (FDP)
Thorsten Krings. Foto: zgThorsten Krings, Hochschulprofessor, ist 52 Jahre alt, geboren in Buir/Nordrhein-Westfalen, bald wieder verheiratet, er hat eine Tochter und wohnt in Schatthausen.
> Lebenslauf: Nach dem Studium Einstieg in die Schwäbisch-Hall-Gruppe, danach Personalentwickler im Evonik-Konzern und sechs Jahre Führungskraft in der Metro-Group. Später hat er das internationale Personalgeschäft in einem Pharmakonzern verantwortet und seit fast zehn Jahren ist er Professor an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Heilbronn.
> Politische Laufbahn: Vor drei Jahren trat er in die ein, "als Reaktion auf die radikalen Kräfte", sagt er. Seit zwei Jahren ist er im Wieslocher Gemeinderat und einer der Stellvertreter des Bürgermeisters.
> Politische Ziele und Schwerpunkte: Wirtschaftspolitik: Förderung des Mittelstands, Belebung der Innenstädte, Technologietransfer und Transformation der Autoindustrie. Bildung: frühkindliche Förderung (Sprache, Kunst, Musik), Aufwertung des Berufs Grundschullehrer, verbindliche Schulempfehlung, Digitalisierung von Bildung, stärken- und talentbasiertes Lernen, inhaltliche Aufwertung des Abiturs. "Vor allem brauchen wir eine Bildungspolitik, die Lehrer nicht im Stich lässt." Umweltpolitik: Wald. Forstwirtschaftliche Konzepte zur klimagerechten Aufforstung im Klimawandel. Familienpolitik: Stärkung von Väterrechten.
> Konkrete Ziele für den Wahlkreis:Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, bezahlbarer Wohnraum, Finanzausgleich für Kommunen, Schutz der Wälder und Unterstützung der Kommunen bei der digitalen Transformation.
> Hobbys: "Ich koche gern, reise viel und bin ein großer Comic-Fan."
> Warum sollten die Bürger Sie wählen? "Ich bin ein Politiker aus der Mitte des Lebens. Ich kenne die Themen, die ganz normale Menschen bewegen, aus eigener Erfahrung. Ich denke auch, dass Erfahrungen, Wissen und Kompetenzen einer erfahrenen Führungskraft und eines BWL-Professors für den Wahlkreis und für den Landtag gut sind. Und: Ich bin sehr hartnäckig, wenn ich etwas erreichen will."