Im Neubaugebiet gibt es einen "Foodsharing-Fairteiler"
Obst, Gemüse, Brote werden gerettet - Teilen statt Wegwerfen
Von Hans-Joachim Of
Kronau. Insgesamt rund zwölf Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle fallen einer neuen Studie zufolge in Deutschland entlang der gesamten Lebensmittelversorgungskette vom Landwirt bis zum Teller an. Der Großteil entfällt dabei mit 52 Prozent auf die privaten Haushalte. Nicht zuletzt dieser Tatsache geschuldet, startete vor Kurzem in Kronau ein neues Projekt, das durch die Zusammenarbeit des sozialen Quartiersmanagement beim Caritasverband Bruchsal, der Gemeinde Kronau und der Initiative gegen Lebensmittelverschwendung "Foodsharing", umgesetzt wurde.
"Wir wollen gemeinsam und miteinander Kronau gestalten", sagt Cornelia Burchardt. Die Sozialpädagogin ist beim Caritasverband Bruchsal angestellt und hat ihr Büro im Kronauer Rathaus. "Teilen statt wegwerfen" ist das Motto der Initiative, die bereits in Malsch bei Wiesloch, Wiesental oder Ubstadt-Weiher gleiche Projekte gestartet hat und aufzeigt, wie es nachhaltiger gehen kann.
Im Kronauer Neubaugebiet, unweit zum Autobahnzubringer der A5, an der Adresse Krumme Äcker 2, wurde nun zwischen Stromverteiler, Kleider- und Glascontainern, ein "Fairteiler", also ein kleiner Container, der dem kostenlosen Austausch von Lebensmitteln dient, aufgestellt.
Im Inneren befinden sich Regale, die mit Obst, Gemüse sowie mit Lebensmitteln wie Müsli, Honig, Marmelade oder Konserven bestückt sind. "Jeder kann sich hier bedienen, auf eigene Verantwortung und ohne Bedingungen", sagt Vivien Karcher. Die junge Frau aus Kronau, die als Software-Entwicklerin bei der SAP in Walldorf arbeitet, engagiert sich zusammen mit einigen Gleichgesinnten und erklärt, dass Tiefkühlware, Eier, Milchprodukte oder Fisch nicht infrage kommen, da es in der Box weder Kühlschrank noch Tiefkühltruhe gibt. Natürlich gibt es auch keinen Alkohol oder Zigaretten.
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Die sogenannten "Foodsaver", auf deutsch, Lebensmittelretter, kooperieren mit örtlichen oder regionalen Lebensmittelversorgern, Wochenmärkten, Bauern, Bäckereien oder Gastronomiebetrieben. "Lebensmittel vorbeibringen und abholen kann jeder. Man muss dazu kein Mitglied der Initiative sein", betont Vivien Karcher. Der Kronauer "Fairteiler" ist an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr geöffnet. Weiter wird informiert, dass die Lebensmittelretter auch mit Tafeln zusammenarbeiten, wobei diese grundsätzlich Vorrang haben. "Was diese nicht nehmen, ist teilweise auch noch für das Foodsharing gut genug, denn das Mindesthaltbarkeitsdatum auf der Verpackung heißt ja nicht gleich tödlich", sagt Cornelia Burchardt über möglicherweise abgelaufene Lebensmittel.
Während die Tafeln Lebensmittel ausschließlich an bedürftige Menschen abgeben, gilt "Foodsharing" als Initiative für Nachhaltigkeit. Noch essbare Lebensmittel sollen nicht im Mülleimer landen. Natürlich werden durch die Organisatorinnen und Organisatoren regelmäßige Kontrollen vor Ort durchgeführt und verdorbene Lebensmittel aussortiert. Auch das Gesundheitsamt ist über den neuen Standort informiert. Weitere ehrenamtliche Helferinnen und Helfer seien herzlich willkommen, heißt es. Aktuell gibt es bereits eine Facebook-Gruppe "Foodsharing Bezirk Bruchsal" sowie eine kleine Whatsapp-Gruppe "FairTeiler Kronau".
Info: Infos und weitere Standorte unter: www.foodsharing.de. Ansprechpartnerin in Kronau ist Cornelia Burchardt, Telefon 0 72 53/94 02 67 oder an: Cornelia.Burchardt@caritas-bruchsal.de