Herausforderer vor der Walldorf-Wahl

"Du bist genau der Richtige, ein idealer Bürgermeister"

RNZ-Interview mit Matthias Renschler - Wahltermin ist am Sonntag, 2. Dezember

20.11.2018 UPDATE: 21.11.2018 06:00 Uhr 5 Minuten, 17 Sekunden

Matthias Renschler kandidiert in Walldorf als Bürgermeister. Gewählt wird am 2. Dezember. Foto: Pfeifer

Von Armin Rößler

Walldorf. Er hat erst am letzten Tag der Bewerbungsfrist seinen Hut in den Ring geworfen: Matthias Renschler kandidiert am Sonntag, 2. Dezember, bei der Bürgermeisterwahl in Walldorf. Der 49-jährige Rechtsanwalt ist in der Astorstadt unter anderem als Vorsitzender des VdK-Ortsverbands und bis vor Kurzem auch der FDP bekannt. Im Interview mit der RNZ spricht er über die Gründe für seine Kandidatur und seine Ziele.

RNZ: Herr Renschler, warum sollten die Walldorfer am 2. Dezember das Kreuz bei Ihrem Namen machen?

Matthias Renschler: In Walldorf hat sich Stillstand breitgemacht. Es fehlen Visionen, Innovationen, Konzepte für die Zukunft. Um dafür die Umsetzungen zu schaffen, braucht man jemanden mit Interesse und Leidenschaft, der auch das Know-how hat, die Verwaltung zu führen. Walldorf braucht einen Bürgermeister, der die Bevölkerung, den Gemeinderat und die Verwaltung politisch sauber und korrekt einbindet. Der Bürgermeister muss selbst Entscheidungen treffen können, die er dann gemeinsam mit einer Ratsentscheidung und der Verwaltung umsetzt.

Was hat Sie dazu veranlasst, als Bürgermeister zu kandidieren?

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Es haben mich viele interessante Menschen im Vorfeld der Wahl angesprochen. Es kam aus den verschiedensten Ecken, von den verschiedensten Leuten die Anregung: Wirf doch deinen Hut in den Ring, du bist genau der Richtige, ein idealer Bürgermeister. Da setzte das Nachdenken ein und eigentlich war es schon immer mein Wunsch, ein solches Amt zu bekleiden. Es folgten viele Gespräche, auch mit den Parteien, Bündnis 90/Die Grünen, FDP, SPD und auch da kam eine positive Reaktion. Und nun fand sich auch noch sehr schnell ein schlagkräftiges Team, das komplett hinter mir steht. Dann habe ich gesagt, ich nehme die Chance wahr. Der enorme Zuspruch, den mir Bürger und Vereinsvertreter in der Kürze des Wahlkampfs entgegengebracht haben, gab mir recht.

Hintergrund

Matthias Renschler ist 49 Jahre alt, verheiratet und Vater von zwei Kindern. Er wurde in Mannheim geboren und ist in Ellwangen aufgewachsen. Nach Wehrdienst und dem Jura-Studium in Heidelberg hat er sein Referendariat in Landau absolviert, sein beruflicher

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Matthias Renschler ist 49 Jahre alt, verheiratet und Vater von zwei Kindern. Er wurde in Mannheim geboren und ist in Ellwangen aufgewachsen. Nach Wehrdienst und dem Jura-Studium in Heidelberg hat er sein Referendariat in Landau absolviert, sein beruflicher Einstieg erfolgte bei einem Finanzdienstleister in Heidelberg. Seit dem Jahr 2003 ist er in einer Walldorfer Anwaltskanzlei tätig, die seit 2005 unter dem Namen "Budéus & Renschler" firmiert. Seit 2008 wohnt er mit seiner Familie in Walldorf. Renschler ist Vorsitzender des VdK-Ortsverbands (seit 2012), Verwaltungsvorstand der SG Astoria (seit 2013), Sekretär im Lions Club Wiesloch-Südliche Bergstraße (Mitglied seit 2009) und war bis vor Kurzem Vorsitzender des FDP-Ortsverbands (seit 2010). rö

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"Wir alle sind Walldorf" lautet ihr Motto. Wie wollen Sie diesen Slogan mit Leben füllen?

Wir haben in Walldorf eine extrem pluralistische Gesellschaft, es gibt Alt-Walldorfer, Neu-Walldorfer, Jung, Alt, Angestellte, Selbstständige, Familien, Einzelhaushalte, wir haben internationalen Zuzug. Man muss den Leuten Gehör schenken, muss die Zeit aufbringen, sich die Probleme anzuhören. Ich möchte wissen, was die Bürger bedrückt. Wenn es Probleme gibt, müssen sie ausgeräumt werden. Das schaffe ich nur, wenn ich zuhöre. Das kann im Einzelgespräch sein, in Zielgruppengesprächen, Bürgerversammlungen, Anlieger- oder Nachbarschaftsmeetings. Dann kann man die Ideen entwickeln, sie gemeinsam umsetzen, den Gemeinderat in den Gestaltungs- und Entscheidungsprozess einbinden. Das Motto ist ein Aufruf an alle Walldorfer, eine Mitmachgesellschaft zu entwickeln, sich aktiv einzubringen.

Sie vermissen unter anderem ein Verkehrskonzept für Walldorf. Wie sieht Ihr Ansatz aus, die Stadt und ihre Bürger vom Verkehr zu entlasten?

Wir haben in Walldorf eine komplizierte Straßenführung, das ist historisch bedingt. Im Gegenzug wollen die Menschen uneingeschränkt mobil sein und es ziehen immer mehr Menschen nach Walldorf, weil sie hier arbeiten oder leben wollen. Mein Konzept sieht vor: Das klassische Autofahren darf nicht ausgegrenzt werden, man muss es sozial- und umweltverträglich durch intelligente Verkehrslösungen einbinden. Wir könnten in Walldorf ein schlüssiges, flächendeckendes E-Stadtbus-Modell einführen, es ist über die Schwebebahn-Idee nachzudenken, die schon einmal im Raum stand. Walldorf ist auch eine Fahrrad-Stadt, dank der E-Bikes wird auch älteren Menschen das Fahrradfahren unproblematisch möglich gemacht. Es müssen Fahrradtrassen konzeptionell durch erfahrene Verkehrsplaner eingebunden werden. Ich werde als Bürgermeister Vorgaben und Angebote machen, die eine Harmonisierung für alle ermöglicht. Schlussendlich entscheidet jeder Einzelne, wie er sich fortbewegt. Aber ich muss die Rahmenbedingungen schaffen.

Außerdem haben Sie das fehlende Leitbild angemahnt. Was sind Ihre Visionen für die Stadtentwicklung?

Diese Leitbild-Frage steht für mich mit an vorderster Stelle, weil davon auch die weitere Planung abhängt. Ich muss mir die Fragen stellen: Was soll an Walldorf reizvoll und besonders sein? Wohin will Walldorf sich kurzfristig entwickeln, wohin langfristig? Wir müssen infrastrukturelle und gewerbliche Interessen mit denen der Bevölkerung in Einklang bringen. Wir möchten eine sehenswerte, charmante und lebendige Innenstadt genießen, doch im Moment wird dieser Anspruch nicht erfüllt, weil keine Vision da ist, kein Konzept, beispielsweise für die Einbindung der Drehscheibe in die Fußgängerzone. Dieser tolle Platz liegt brach. Es fehlen die Anlaufpunkte für attraktive Geschäftsideen, den Mittelstand, das Handwerk, die Dienstleister und den Handel. Wir brauchen nachvollziehbare Flächen- und Verkehrskonzepte, eine ansprechende architektonische Gestaltung der Wohn- und Außenflächen, auch bezahlbaren Wohnraum in der Kernstadt. Ich muss Unternehmen, Gewerbeverein, Werbegemeinschaft, Einzelhandel, Vereine, Bürger, Verwaltung einbinden, um ein solches Leitbild zu erstellen.

Was möchten Sie für den Wirtschaftsstandort Walldorf tun?

Eine ganze Menge. Die SAP ist ein großer Glücksfall für Walldorf. Wir haben aber auch noch viele andere Unternehmen, wir haben Gewerbetreibende, das Handwerk und den Handel. Alle haben unterschiedliche Anforderungen an den Standort Walldorf. Es muss ein "Wirtschaftsrat" geschaffen werden, damit alle an einem Tisch sitzen und sehen können, wo die Interessen sind. Dann muss eine Ist-Analyse aufgestellt werden, um ein ziel- und zweckgerichtetes Konzept zu erarbeiten. Beim Einzelhandel in der Innenstadt ist es fünf vor zwölf. Hier braucht es schlicht Attraktivität, um dann die Walldorfer zu überzeugen, dass sie dieses Angebot auch annehmen.

Das Thema Sicherheit ist in aller Munde, Walldorf ist auch ohne die Halloween-Krawalle 2017 "Spitzenreiter" in der Kriminalitätsstatistik des Polizeireviers Wiesloch. Wie kann sich wieder jeder sicher und gut aufgehoben fühlen?

Der Bürgermeister ist gleichzeitig der Chef der Ortspolizeibehörde. Da liegt ein klarer Auftrag: Ich muss für die Sicherheit in der Stadt Sorge tragen. Natürlich muss ich die Landespolizeibehörden mit einbinden und mich eng mit dem Polizeirevier Wiesloch abstimmen. Wir haben in Walldorf einen tollen kommunalen Ordnungsdienst, die Mitarbeiter leisten eine grandiose Arbeit. Ich muss sie natürlich stärken, auch wenn es dann einer weiteren personellen Aufstockung bedarf. Chef der Ortspolizeibehörde, Landespolizei und kommunaler Ordnungsdienst müssen Hand in Hand arbeiten. Meine Pflicht ist es, den Walldorfer Bürgern nicht nur das Sicherheitsgefühl zurückzugeben, sondern auch die Sicherheit zu schaffen.

Sie sind vielfältig ehrenamtlich engagiert. Brauchen die Vereine mehr Unterstützung?

Ja, unbedingt. Es gibt immer wieder ähnliche Probleme. Vereinsräume und Lagerungsmöglichkeiten fehlen, es ist ein ganz grundlegendes Problem, das die Vereinsarbeit erschwert. Dann haben wir die Sporthalle in der Sozialen Mitte, die im Sommer eine klimatische Herausforderung ist. Das muss ich ändern, damit jeder seinen Sport mit Freude machen kann. Ich möchte mit den Vorständen der Vereine, vor allem aber mit den Mitgliedern sprechen, ich muss mir die Probleme und Sorgen anhören, sie aufgreifen und dann eine Idee entwickeln, wie das gelöst werden kann. Ich muss auch den Gemeinderat mitnehmen, alle einbinden, das passt zu meinem Motto "Wir alle sind Walldorf", da komme ich wieder zur Mitmachgesellschaft.

Welche weiteren Themen möchten Sie als Bürgermeister angehen?

Ich denke, dass schon die Themen, die ich mir vorgenommen habe, eine große Herausforderung sind und dass man da sicher ein, zwei Jahre benötigt, um spürbare Veränderungen herbeiführen zu können. Deswegen bin ich bei weiteren Themen etwas zurückhaltend. Allerdings gibt es Brisanzthemen, die natürlich schnell weitergeführt oder überhaupt erst mal begonnen werden müssen. Wir haben diese große Diskussion um den Standort der Feuerwehr. Die Vorschläge sind auf dem Tisch, sie müssen geprüft werden. Davon hängt dann aber auch die seit Langem benötigte Erweiterung des Astor-Stifts ab. Das Astor-Stift leistet - wie die Feuerwehr - eine grandiose Arbeit. Es ist aber räumlich sehr beengt und wir haben immer noch keine Demenzkranken-Station. Deswegen: Ist der Feuerwehr-Standort endlich entschieden, kann ich auch in die Planung der Erweiterung des Astor-Stifts gehen. Dass die Walldorfer, deren Heimat in Walldorf ist, auch in Walldorf bleiben wollen, kann ich gut verstehen. Da muss ich zeitnah Entscheidungen treffen.

Ihre Kandidatur wird von mehreren Parteien unterstützt. Wie ist das zustande gekommen?

Ich bin ein Mensch, der nicht unter ideologischen Einflüssen leidet, ich bin nicht in Dogmen verhaftet. So haben mich auch die Kollegen aus anderen Parteien kennengelernt. Ich verstehe das Amt des Bürgermeisters in einer Stadt von der Größe Walldorfs auch nicht als politisches Amt. Es hat mich sehr gefreut, dass man sagt: "Dem vertraue ich, der kann parteiübergreifend antreten." Das hängt sicher in erster Linie mit meinem Charakter und mit meiner bisherigen Tätigkeit in Walldorf zusammen.

Mit welchem Ergebnis wären Sie am Wahlabend zufrieden?

50 Prozent plus eins, das wäre ein wunderbares Grundergebnis. Je höher, desto vorteilhafter für mich.

Herr Renschler, vielen Dank für das Gespräch.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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