Dvoráks "Stabat Mater" in der Laurentiuskirche Wiesloch

Paradiesische Freuden nach Trauer und Leid

Ergreifende Aufführung - Capella Carolina und Camerata Viva Tübingen begeisterten

01.02.2018 UPDATE: 01.02.2018 14:00 Uhr 1 Minute, 34 Sekunden

Sie verschmolzen zu einem großen Klangkörper: der große Chor der Capella Carolina mit seinen Solisten und das Tübinger Orchester Camerata Viva. Unter der Leitung von Prof. Franz Wassermann zogen Sänger und Musiker das Wieslocher Publikum in ihren Bann. Foto: Pfeifer

Wiesloch. (cds) Ein grandioses und ergreifendes Konzerterlebnis bescherte die Capella Carolina, der große Chor des internationalen Studienzentrums der Universität Heidelberg, unter der Leitung von Franz Wassermann dem Publikum in der Laurentiuskirche. Mit von der Partie war die Camerata Viva Tübingen. Schon seit über zehn Jahren verbindet die Chöre der Carolina und das Tübinger Orchester eine enge Zusammenarbeit. Auf dem Programm stand Antonin Dvoráks "Stabat Mater", die Vertonung des gleichnamigen mittelalterlichen lateinischen Gedichts über das Leid der Gottesmutter unter dem Kreuz für Soli, Chor und Orchester. Das 1876/77 entstandene Werk des tschechischen Komponisten war sein erstes geistliches Werk und ist bis heute sein bekanntestes geblieben. Sein "Stabat Mater" zeichnet sich durch eine außergewöhnliche spirituelle und emotionale Intensität aus.

Mit kleinen chromatischen Schmerzensseufzern begann die lange Orchestereinleitung des ersten umfangreichen Satzes. Schnell steigerte sich die Musik zu einem dramatischen Forte mit bedrohlichen Paukenwirbeln, um dann wieder tänzerisch dahinzufließen. Das Orchester brachte Dvoráks Musik einfühlsam zum Klingen und überzeugte durch große Transparenz. Fast unmerklich, erschüttert von Leid und Trauer, setzte der Chor ein.

Wassermann hatte die jungen Sängerinnen und Sänger bestens vorbereitet. Das Publikum durfte sich über einen homogenen Chorklang mit sauberer Intonation freuen. Klare Sopranstimmen, warme Alt- und profunde Bassstimmen sowie ein stimmgewaltiger Tenor erklangen. Der Chor bestach zudem mit Präsenz und einer unglaublich flexiblen Dynamik vom zartesten Pianissimo hin zum Fortissimo. Unter Wassermanns einfühlsamem Dirigat zogen alle Mitwirkenden die Zuhörer augenblicklich in ihren Bann und entführten in eine Gefühlswelt der Trauer, die jedoch von überwältigender Schönheit war.

Ein glückliches Händchen zeigte Wassermann bei der Auswahl der Solisten: Wunderbar harmonierten Marina Unruh (Sopran), Regina Grönegreß (Alt), Thomas Jakobs (Tenor) und Thomas Herberich (Bass) sowohl miteinander, als auch mit dem Chor. Zum großartigen Hörerlebnis trug auch die Camerata Viva Tübingen mit ihrem transparenten Klang bei. Die mit großem Engagement und Musizierfreude aufspielenden Musiker wussten einfühlsam zu begleiten. Wassermann hatte für die Aufführung die schlankere Orchesterfassung von Joachim Linckelmann gewählt, was sich als eine gute Wahl erwies.

Den Höhepunkt des Werkes bildete der Schlusssatz "Quando corpus morietur". Aller Trauer und Leid wird hier die Aussicht auf paradiesische Freuden entgegengesetzt. Nach einem zarten, vom Chor a cappella gesungenen "Paradisi gloria" mündete die Musik in ein jubelndes "Amen". Unter wirbelnden Paukenschlägen und rauschendem Orchesterklang steigerte sich die Musik, um dann ruhig und versöhnlich zu verklingen. Begeisterten Applaus und stehende Ovationen gab es am Ende für diese großartige Leistung.

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