Dielheim. (rö) Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) stand in der jüngsten Sitzung des Dielheimer Gemeinderats gleich zweimal im Mittelpunkt: Zum einen ging es um die Beförderung von Schülern aus Rauenberg zur Dielheimer Gemeinschaftsschule, zum anderen um Anregungen der Gemeinde zum Linienbündel Sinsheim-Süd. Im ersten Punkt wurde mit zehn zu fünf Stimmen nach längerer Diskussion beschlossen, den von der Gemeinde bezuschussten Schülerverkehr per Großraum-Taxi für Rauenberger Kinder einzustellen. Diese sollen künftig mit dem Bus fahren.
2014 hatte sich die Gemeinde bereiterklärt, für Schüler aus Rauenberg einen Schülerverkehr einzurichten, da es keine zumutbaren Busverbindungen zwischen den Gemeinden gab. Derzeit werden sieben Schüler per Großraum-Taxi befördert, wodurch monatliche Kosten zwischen 450 und 500 Euro entstehen, die ungefähr zur Hälfte von den Schülern gedeckt werden. Im kommenden Schuljahr würde angesichts der aktuellen Anmeldungen ein Fahrzeug nicht mehr ausreichen, sodass sich die Kosten verdoppelten, die Einnahmen aber bei zehn statt sieben Schülern nicht wesentlich anstiegen.
Zudem gibt es inzwischen Busverbindungen über Mühlhausen (morgens) beziehungsweise Tairnbach (nach Ende der sechsten Stunde) und Wiesloch (nach Ende der neunten Stunde). Die Fahrtdauer sieht man mit 25 bis 30 Minuten als "zumutbar" an, so Hauptamtsleiter Manfred Heinisch, auch Schüler aus Baiertal und Schatthausen seien eine halbe Stunde unterwegs. Den Rauenberger Schülern wird, wie allen anderen auch, ein Zuschuss von 8,53 Euro im Monat für das Maxx-Ticket gewährt, sodass der Gemeinde dann nur noch Kosten von 85 Euro im Monat entstehen.
Die Meinungen im Gremium gingen weit auseinander: "Das ist natürlich zumutbar", sagte Oliver Klempa (CDU), angesichts der geringen Entfernung zwischen den beiden Gemeinden aber "zeitlich schon ein Hammer". Sein Vorschlag, den Eltern die Wahl zwischen Großraum-Taxi und Bus zu lassen, kam am Ende nicht zur Abstimmung, weil sich die Mehrheit schon für den Verwaltungsvorschlag entschieden hatte. Markus Wodopia (SPD) erinnerte daran, dass man bei der Einrichtung der Gemeinschaftsschule um die Rauenberger Schüler geworben habe, ohne die man die notwendigen Zahlen nicht erreicht hätte. Die Schüler seien bereits angemeldet, da könne man nicht einfach die Verbindung "zum Schlechteren verändern".
"Aktuell fährt das Taxi dem Bus hinterher", meinte dagegen Gustav Trump (CDU) mit Blick auf die Sperrung der K 4170, zudem seien bei der Einrichtung der Taxi-Verbindung die Busfahrzeiten noch "wesentlich schlechter" als heute gewesen. Ute Sendner (Bürgerinnen) wies darauf hin, dass die Taxi-Lösung schon jetzt nicht immer ideal sei: wenn nämlich für die Schüler nicht zur selben Zeit der Unterricht endet. Für Christoph Udluft (CDU) "wäre es eher die Sache der Stadt Rauenberg, sich um die Beförderung zu kümmern".
Am Linienbündel Sinsheim-Süd ist Dielheim mit der Linie 762 beteiligt, die Balzfeld mit einem Stundentakt an den Stadtbus anbindet. Dafür entstehen derzeit jährliche Kosten von 24.500 Euro, wie es nach der neuen Ausschreibung ab Dezember 2019 aussieht, kann derzeit laut Hauptamtsleiter Heinisch noch nicht gesagt werden. Da die Gemeinde auch eine Ruftaxi-Verbindung nach Meckesheim installiert hat und somit zwei Verbindungen ins Elsenztal bestehen, sah die Verwaltung keinen Änderungsbedarf. Auf Anregung von Josef Blum (SPD) will man sich aber ein Nebenangebot machen lassen, welche Kosten entstehen, wenn die Linie 762 über Horrenberg verlängert wird - das wurde bei einer Enthaltung von Klaus Eberle (CDU) so beschlossen.
Kritisiert wurde, dass der Betreiber trotz Aufforderung keine Fahrgastzahlen vorlegen konnte. "Wir entscheiden über eine Viertelmillion" - auf zehn Jahre betrachtet - "und wissen nicht, welchen Nutzen wir haben", so Eberle, auch für Ernst Hofstetter (CDU) war es "schlecht, dass der Gemeinderat ohne Zahlen entscheiden soll". Die Nutzung sei sehr unterschiedlich, berichtete Josef Blum aus eigener Erfahrung von manchmal immerhin "acht bis zehn Personen", die in Balzfeld aus- oder zusteigen. "Keine Verschlechterung im ÖPNV" wollte Christoph Udluft, Oliver Klempa hob für einen "relativ überschaubaren Betrag" die wichtige Anbindung an Sinsheim und das Krankenhaus hervor. Argumente, die auch Bürgermeister Thomas Glasbrenner aufgriff: Gerade angesichts des Neubaugebiets in Balzfeld "wäre es kontraproduktiv, das ÖPNV-Angebot zu verschlechtern", sagte er.