Das Rotenberger Schloss, an dem man auf dem Rückweg der großen Runde vorbeikommt. Fotos: Anton Ottmann
Von Anton Ottmann
Wiesloch. Wer zurzeit einmal eine halbtägige malerische und geschichtsträchtige Fahrradtour mit Rastmöglichkeiten unternehmen möchte, dem wird eine Fahrt von Wiesloch aus am Leimbach entlang in den Kraichgau und zurück über das Angelbachtal empfohlen. Gestartet wird an der Fußgängerampel in der Messplatzstraße gegenüber dem Eingang zum Hotel Palatin in Richtung Dielheim. Auf dieser Trasse fuhr die SWEG-Bahn, der sogenannte "Entenmörder", von 1901 bis 1975 zwischen Meckesheim und dem Bahnhof Wiesloch-Walldorf. Nach rund 100 Metern liegt links der "Alte jüdische Friedhof", an dessen Mauer eine Gedenktafel an die 1940 nach Gurs in Südfrankreich deportierten Wieslocher Juden erinnert. Davor ist noch die betonierte Plattform eines ehemaligen Bahnsteigs zu erkennen. Noch in den 60er Jahren kamen hier die Pendler aus Dielheim, Horrenberg, Baiertal und Schatthausen an und konnten am Schillerpark in die Straßenbahn nach Heidelberg umsteigen.
Markante Punkte entlang der Radstrecke: Der historische jüdische Friedhof in Wiesloch unmittelbar am Ausgangspunkt der Radtour. Fotos: Anton OttmannHinter dem Parkplatz "Am Mühlhölzel" lässt man den Wieslocher Bauhof links liegen und fährt durch die gepflegten Kleingärten der Altwieslocher Bevölkerung. Schon von Weitem sieht man links oben die Abraumhalden des Wieslocher Bergwerks liegen. In der Weinstadt wurde über 2000 Jahre Blei-, Zink- und Silbererz gefördert, der Bergbau-Betrieb wurde erst 1954 endgültig eingestellt. Nach Altwiesloch taucht man ein in das Naturschutzgebiet Fuchswiesen mit seinen Feucht- und Streuobstwiesen, einer artenreichen Tier- und Pflanzenwelt und Bänken, die zu einer kurzen Rast einladen. Der gut ausgebaute Fahrradweg ist, dank der Initiative eines Dielheimer Industriellen, seit einiger Zeit auch nachts beleuchtet.
In Dielheim geht es, an Gärten und einer Spielanlage vorbei, in den Ortskern. Der alte Bahnhof steht noch, er liegt in einer kleinen Parkanlage und beherbergt ein renommiertes Amateurtheater, das "Theater im Bahnhof". Der Ausschilderung folgend quert man die Hauptstraße und passiert nach hundert Metern die Ebert-Mühle, wo noch das alte Mühlrad zu sehen ist. Sie hat sich von einer Getreidemühle zum weltweit nachgefragten Hersteller von Pferdenahrung gemausert.
Durch die Unterführung, die das Dielheimer Industriegebiet mit der L 612 verbindet, erreicht man den Hundeplatz, der sich auf einer Leimbachinsel befindet. 500 Meter weiter am Dreieck zwischen Dielheimer, Horrenberger und Baiertaler Gemarkung stößt man auf eine weitere Eisenbahnbrücke, die den Gauangelbach überquert, der ganz in der Nähe in den Leimbach mündet. Vor dem Damm des Horrenberger Rückhaltebeckens biegt man links zur Landstraße L 612 ab, überquert diese und nimmt gleich danach wieder links den Fahrradweg zum Obsthof Freudensprung. Der Ausschilderung folgend gelangt man entlang des Angelbaches auf einem Feldweg ins Baiertaler Industriegebiet, von dort aus sucht man den ausgeschilderten Fahrradweg auf der alten Bahntrasse, der rechts vom Angelbach am Nordhang nach Schatthausen führt.
Der Radweg auf idyllischen Wegen durch Bachauen. Fotos: Anton OttmannEin idyllischer Blick auf Baiertaler Gärten wechselt sich ab mit der gepflegten Golfanlage des Hohenhardter Hofs und einem kleinen Waldstück, in dem sich der Schatthäuser Grill- und Spielplatz befindet. Immer geradeaus durch die Ortsmitte führt der Weg unter einer weiteren ehemaligen Eisenbahnbrücke durch – dieses Mal recht imposant aus Stein gebaut. Nach einer längeren Steigung landet man auf der Anhöhe über dem Dielheimer Ortsteil Oberhof mit schöner Aussicht auf Wälder und Felder. Im Ort passiert man den Dorfbrunnen und die im Jahr 1787 errichtete, spätbarocke Kapelle St. Magdalena, biegt danach scharf links ab und folgt dem Fahrradweg bis zur Unterführung der nach Meckesheim führenden Kreisstraße und erreicht kurz danach den Horrenberger Staatswald. Hier geht es entlang eines kleinen Gewässers durch das Naturschutzgebiet Sallengrund Richtung Unterhof und weiter zum Waldspielplatz an der Landstraße L 612. Dort darf nicht nur gegrillt werden, besonders die Kinder vergnügen sich gerne in dem seichten Gewässer bei Kaulquappen-Suche und Wasserstauen. Wer möchte, kann auf dem Weg die Hütte des legendären Waldmenschen Dachsenfranz besuchen, wie auch den kleinen Steinbruch, aus dem sich die Unterhöfer Bevölkerung früher ihre Bausteine holte.
Von hier aus geht es auf der L 612 durch Horrenberg bis zum Ortsteil Balzfeld, wo sich ein Abstecher zur Pfarrkirche Heilig Kreuz mit ihrem barocken Hauptaltar lohnt. Vom Ortsmittelpunkt aus führt die Dorfstraße zum Tierpark, der nicht nur mit einer bunten Tierwelt, sondern auch noch mit einem attraktiven Spielplatz lockt.
Danach führt der ausgeschilderte Radweg einen steilen Anstieg von rund 50 Metern hoch in Richtung Eschelbach. Die rasante Abfahrt durch einen der letzten typischen Hohlwege endet mitten im Ort. Von einer bewegten Geschichte zeugt das ehemalige Rathaus, ein Fachwerkbau aus dem 16. Jahrhundert mit antiker Kelter im Untergeschoss, ebenso wie die wuchtige evangelische Kirche mit ihrer Wehrmauer aus dem Jahr 1791. Von dort ist der Radweg nach Eichtersheim angezeigt, wo man auf die zweite SWEG-Trasse stößt, die früher Schüler und Arbeiter entlang des Waldangelbaches nach Wiesloch brachte. Ein Abstecher in den Park und das dort liegende Wasserschloss (heute Rathaus) lohnt sich genauso wie die Einkehr im italienischen Eiscafé im Ortskern.
Die Eschelbacher Kirche mit ihrer Wehrmauer. Fotos: Anton OttmannDer Rückweg führt zum großen Teil auf der als Radweg ausgebauten ehemaligen Bahntrasse entlang des Angelbachs durch eine malerische Landschaft, die unter Naturschutz steht, mit Hochflächen, Hangterrassen, Tälchen und Flussauen, mit seltenen Vögeln und bizarren Baumstümpfen, die die diesjährigen Februar-Stürme zurückgelassen haben. Vor Mühlhausen kann man den Damm des Regenrückhaltebeckens besteigen, ansonsten umfährt man es besser rechts Richtung Tairnbach. Im Mühlhäuser Ortskern wurde der Bach renaturiert und ein Wasserspielplatz eingerichtet. In Rotenberg sieht man rechts oben das Schloss, im 17. Jahrhundert Amtssitz für die zum Fürstbistum Speyer gehörenden katholischen Gemeinden der Region, heute Fortbildungs- und Begegnungsstätte für Jugendliche.
Nach einem Abstecher in den Rauenberger Tierpark, wo es auch eine Bewirtung gibt, ist nur wenige Meter entfernt auch eine Einkehr im Restaurant "Zum Winzerhof" möglich. Die weitere Fahrt entlang der Rauenberger und Wieslocher Weinberge endet bei der Winzergenossenschaft "Winzer von Baden", die im Sommer eine "Winzerrast" anbietet. Dem Fahrradweg rechts der Umgehungsstraße folgend, fährt man an der Gaststätte Wimmer vorbei und findet dann immer geradeaus leicht zurück zum Ausgangspunkt in der Messplatzstraße beim Palatin.