Rat beschließt Schul-Anbau für 4,5 Millionen
Die Parkringschule St. Leon-Rot wird erweitert - Containerlösung für die Übergangszeit kostet weitere 174.000 Euro

Die Parkringschule St. Leon-Rot soll für 4,5 Millionen Euro erweitert werden, um weitere Klassenzimmer und Flächen für die vielfältigen Unterrichtsformen der Gemeinschaftsschule zur Verfügung zu stellen. Foto: Lerche
St. Leon-Rot. (seb) Schon dass die Parkringschule St. Leon-Rot erweitert werden muss, fand nicht im ganzen Gemeinderat Zustimmung. Doch dass der jetzt geplante Anbau 4,5 Millionen Euro kosten soll - und für die Übergangszeit Container für 174.000 Euro gebraucht werden - ließ auch die Befürworter zögern. Letzten Endes überzeugten aber vor allem die Argumente von Schulleiterin Gitta Beiner-Schulitz und Hauptamtsleiterin Anette Reich: Die Schule führt nun bis zur zehnten Klasse, und das durchgehend zweizügig, sie hat Ganztagsbetrieb, der Bildungsplan der Gemeinschaftsschule verlangt bestimmte zusätzliche Räume und hat sich überdies jüngst geändert, zudem geht es auch fürs Lehrerkollegium sehr eng zu. Schließlich stimmten 18 Räte mit Ja, vier enthielten sich.
Eingangs verwies Anette Reich auf zwei Besonderheiten der einstigen Grund- und Hauptschule: Nachdem sie nicht mehr mit der neunten Klasse endet, werden ohnehin zwei weitere Räume für die Zehntklässler gebraucht. Außerdem ist ein Ersatz für das Klassenzimmer mit der jetzigen Bücherei wünschenswert. Zu bedenken gab Anette Reich folgendes: Die zum Bestandsgebäude passenden Räume im Anbau werden nicht mehr zur Gänze im Rahmen der 33-prozentigen Schulbauförderung des Landes berücksichtigt: "Von 1500 Quadratmetern sind 895 zuschussfähig, wir verhandeln noch, damit es ein bisschen mehr wird."
Sogenannte Differenzierungsräume, Platz fürs selbstständige Lernen der Schüler, Inklusionsflächen für Jugendliche mit Behinderung, Lerninseln insbesondere auch für Flüchtlingskinder: All das braucht eine Gemeinschaftsschule heute. Zudem werden neuerdings Biologie, Chemie und Physik wieder getrennt unterrichtet, also wird ein zweiter Naturwissenschaftlicher Raum benötigt, für den Umbauten im Bestand geplant sind. Für die 42 Lehrer - zu denen laut Gitta Beiner-Schulitz in absehbarer Zeit vier bis sechs neue Kollegen stoßen - gibt es zurzeit nur ein Lehrerzimmer: Pause machen oder konzentriert vorarbeiten, ist da nur bedingt möglich. Weil durch den Anbau Garagen wegfallen, müssen weitere Lagerflächen angelegt werden. "Die Gemeinschaftsschule hat so richtig Fahrt aufgenommen", betonte die Schulleiterin, "diese Räume sind notwendig, kleiner dürfen sie nicht werden."
Drei Geschosse wird der Anbau zwischen Trakt I und Fachklassentrakt haben, jedes mit 500 Quadratmetern, so Ortsbaumeister Peter Dietz. Die Gestaltung soll klassisch und geradlinig sein, ein Lichttunnel im Dach sorgt für Helligkeit von oben. Ein Lift sorgt für Barrierefreiheit. Wegen der bekannt geringen Tragfähigkeit des Bodens dort wird eine Pfahlgründung wie beim Multifunktionsgebäude nebenan notwendig. Zur Wiese hin sorgen Außentreppen für den zweiten Rettungsweg.
"Funktional, ohne Schnickschnack", urteilte Bürgermeister Dr. Alexander Eger. 4,5 Millionen seien viel Geld, jedoch benötige man die Flächen, und auf andere Gemeinden, etwa Dielheim, kämen ähnlich hohe Ausgaben für ihre Schulen zu.
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Anneliese Runde (Freie Wähler) freute sich über die positive Entwicklung der Gemeinschaftsschule, das vorgestellte Raumprogramm sei sinnvoll. "Der Schulbetrieb soll optimal laufen", sagte Prof. Wolfgang Werner (SPD/FDP): Der Anbau sei der nächste logische Schritt.
"Hoffentlich reicht diese Erweiterung", meinte Udo Back (CDU). Der Anbau sein "schon ein gewaltiger Block", andererseits würden allseits stets kleine Klassen gewünscht, da steige eben der Raumbedarf. Sein Fraktionskollege Carsten Kamuf hinterfragte die Größe bestimmter Räume, erfuhr aber, dass man sich am Bestand orientiert hat. Für die Junge Liste stimmte Manuel Thome zu und fragte nach der von Dietz vorgesehenen Dachbegrünung. Der Ortsbaumeister erklärte, noch sei dies ein Vorentwurf, Fotovoltaik werde auch geprüft, aber grundsätzlich halte er die Idee für gut, "das Grün ist die beste Wärmedämmung". Norbert Knopf (Grüne) sagte: "Die Schüler sollen sich wohlfühlen", für das neue Schulkonzept würden eben vielfältige Räumlichkeiten benötigt, daher schien ihm der Anbau sogar "fast zu klein" - schließlich wolle man dem Bedarf der Schule auf lange Sicht Rechnung tragen und nicht in wenigen Jahren wieder anbauen müssen. Eine gut ausgestattete Schule erhöhe auch die Attraktivität
"Wir haben Bauchweh, der Maßnahme so zuzustimmen", sagte hingegen Achim Schell (Union): Der Anbau sei "extrem großzügig geplant", da könne man sicher abspecken. Auch schlug Schell vor, den Nachfolger der zum Ende des Schuljahres scheidenden Schulleiterin einzubinden. Der Bürgermeister erwiderte, dass das zwar wünschenswert wäre, das komplexe Verfahren aber zügig in die Wege geleitet werden sollte, "wir wollen der Schule kein langes Provisorium zumuten". Wann der neue Rektor sein Amt antrete, sei noch nicht absehbar.
Die Containerlösung für die Bauzeit wurde von Wolfgang Werner und Torsten Weis (beide SPD/FDP) hinterfragt, "Wanderklassen" oder die Nutzung der Kastanienschule vorgeschlagen. Die Mehrheit widersprach dem, zum einen, weil die Kastanienschule selbst gut belegt ist, zum andern, weil der reibungslose Unterrichtsablauf gewährleistet werden soll. Kaufen oder Mieten, lautete eine weitere Frage, doch weil die Kosten sich nur gering unterschieden, war man für den Kauf, auch mit Blick auf den Wiederverkaufswert der Container von geschätzten 40.000 Euro. Diese Beschlüsse fielen bei 17 Mal Ja, zwei Mal Nein und zwei Enthaltungen.



