Lerneffekte auch für jene, die schon alles zu wissen glauben
Beim Tag der offenen Tür in der Klima Arena gab es viele überraschte Besucher, glückliche Kinder und ein paar Verbesserungsvorschläge
Von Christiane Barth
Sinsheim. Mal eben schnell den ökologischen Fußabdruck checken, den ganz persönlichen Einfluss auf die Erderwärmung prüfen: Schon zwei Stunden nachdem die Klima Arena ihre Pforten für den Tag der offenen Tür aufgesperrt hatte, waren 2500 Menschen auf das Gelände geflutet. Wie spiegelt sich die Strahlkraft des neuen Leuchtturms der Region im Einzelnen? Wie kommt das Angebot, das mit hohem Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Ministerpräsident Winfried Kretschmann auf ganz hoher Ebene den ersten Ritterschlag erhielt, bei den Besuchern an? Die RNZ hörte sich am Tag des ersten Massenansturms um.
"Ein Angebot für alle Altersklassen", stellt Robert Altmann, früherer Leiter der Sinsheimer Stadtbibliothek, fest: "informativ, viele Spielmöglichkeiten für Kinder." Annika Maier von den Landfrauen Reihen, die mit zehn Helferinnen 45 Kuchen und Torten umsetzen und spontan von anderen Vereinen aus Reihen und Weiler unterstützt wurden, bekam an der Verkaufstheke viel mit: "Jeder erzählt, wie toll alles geworden ist", berichtet Maier. Auch die Carl-Orff-Schule und ihr Förderverein "Brücke" hatten einen Stand: "Die Besucher waren alle positiv gestimmt, das Angebot kommt an und das Außengelände ist besonders gelungen", stellt Erzieherin Birgit Riesinger fest.
Lernstationen im Innenbereich, draußen dann die Live-Schulung: Das breit gefächerte Angebot der Klima Arena biete für jede Altersklasse etwas. Fotos: Christiane Barth
Was sich die Besucher sonst so vorstellen? Müllsammeltage, weniger Plastik, Gratis-Flohmärkte und dass Greta kommt - so lauten die Anregungen, die Klima Arena-Mitarbeiterin Adelheid Graiff auf einer Leinwand unter dem Titel "Wünsch dir was" festhielt. Nabu-Vorsitzende Birgit Baumann attestiert dem Angebot mit zahlreichen interaktiven Lernstationen guten Schulungscharakter vor allem für die junge Generation. Melanie Uttner aus Angelbachtal findet: "Für Jugendliche ganz gut, für die Jüngeren zu viel Leseinput." Eine Besucherin aus Sinsheim tippt gerade Verbesserungsvorschläge für die Speisekarte des Bistros in ihr Smartphone ein: "Sie passt gar nicht zum Anspruch der Klima Arena." Vom hauseigenen kulinarischen Angebot sei man nicht überzeugt: "Hier haben wir gerade gelernt, wie man klimafreundlich einkauft, und dann gibt es dort industriell gefertigtes Fast Food."
Ein Besucherpaar aus Kirchardt zeigt sich "überrascht über die Vielfältigkeit des Angebots". Es sei kaum möglich, alles an einem Tag zu verinnerlichen. Es werde von allem etwas und für viele Besucher auch reichlich Neues geboten, selbst für jene, die meinen, schon alles zu wissen. Überrascht gewesen seien sie beispielsweise über die Info, dass durch das Schließen der Rollläden 20 Prozent Energieeinsparung möglich sei: "Sehr schön finde ich die interaktiven Stationen für Kinder, denn nur über die Jugend kann man noch etwas verändern."
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Carmen Medini vom Verein Kinderbunt sorgte mit einer "Natur-Kunstschule", in der mit Naturmaterialien Stockmännchen gebaut wurden, für glückliche Kinder. "Begeisterte Eltern haben auch gleich den Wunsch einer ‚Natur-Kunstschule‘ auf den großen Wunschzettel der Klima Arena geschrieben", berichtet Vereinsvorsitzende Yvonne Mellin.
Arena-Architekt Martin Vorfelder findet es spannend, dass mit der Klima Arena ein Gebäude und eine Außen-Anlage geschaffen wurden, in dem Exponate, die einen Sachverhalt erst theoretisch erklären, draußen auch live erlebbar gemacht werden. Klima-Arena-Mitarbeiterin Ulrike Fritz-Welz registriert bei den Besuchen am Ausgang unisono ein glückliches Lächeln: "Es wurde so viel berichtet, jetzt sehen es die Leute endlich auch."
Alfred Ehrhardt, Vorstandsvorsitzender der Klimastiftung für Bürger, zeigt sich unterdessen "überwältigt vom Andrang und Interesse". Die Erwartungen seien weit übertroffen worden. Und er rechnet auch weiterhin mit vielen Besuchern. "Viele haben gesagt: ,Das wollen wir uns noch einmal in Ruhe ansehen.‘" Doch auch Anregungen und Verbesserungsvorschläge hat der Vorsitzende aufgeschnappt: So sei der Wunsch laut geworden, die Interessenvertretung im Bereich Fahrräder mehr zu berücksichtigen, etwa mit Workshops. Auch Hinweise, für die Verpflegung der Besucher mehr zu bieten, werde er gerne berücksichtigen, sagte Erhardt.