Ein Corona-Schnelltest. Symbolfoto: dpa
Sinsheim. (cbe) So hoch war der Wert für Sinsheim noch nie: 178 aktive Fälle sind es laut Gesundheitsamt am Freitag. Im Vergleich zum Donnerstag hat sich die Zahl um zehn Personen erhöht. Vor einer Woche lag der Wert bei 159. Sinsheim bleibt damit weiterhin trauriger und deutlicher Spitzenreiter im Rhein-Neckar-Kreis. Doch wo sind so viele Personen betroffen?
Auf Nachfrage spricht Silke Hartmann, Pressesprecherin des Rhein-Neckar-Kreises, von vielen größeren Familien. Und Dr. Johannes Berentelg, Chefarzt der GRN-Klinik, nennt auf Nachfrage Heime als mögliche Schwerpunkte. So sind im Betreuungszentrum, häufig "Kreispflege" genannt, 20 Bewohner und fünf Mitarbeiter positiv getestet worden, erklärt GRN-Pressesprecherin Frauke Sievers. Eine Bewohnerin, zwischen 60 und 70 Jahre alt und mehrfach vorerkrankt, ist gestorben. Im Betreuungszentrum gilt nun ein kategorisches Besuchsverbot.
Des Weiteren teilte der Rhein-Neckar-Kreis mit, dass zwei weitere Pflegeheime in Sinsheim betroffen sind. In einem haben sich demnach 15 Personen (elf Bewohner und vier Mitarbeiter) infiziert, in einem weiteren 13 Personen (neun Bewohner und vier Mitarbeiter). Wie die RNZ erfuhr, ist das ASB-Heim betroffen.
Positive Nachrichten gibt es aus Eschelbach: Im Seniorenheim "Haus Elim" hatte es Anfang Dezember einen Corona-Ausbruch mit vielen Betroffenen gegeben. Am Freitagnachmittag meldete sich Heimleiter David Rudisile und teilte mit: "Wir sind wieder corona-frei."
In mehreren Firmen sind Mitarbeiter positiv auf das Corona-Virus getestet worden, darunter "AlBohn" (RNZ berichtete). Bei Gebhardt Fördertechnik sind seit Ende November etwa 20 Mitarbeiter positiv getestet worden, erklärt Geschäftsführer Marco Gebhardt auf Nachfrage. Die Firma nehme Schutzmaßnahmen sehr ernst: "In jedem Büro befinden sich Luftreiniger, und CO2-Messgeräte melden, wann gelüftet werden muss. Und die ganze Firma hängt voll mit Abstands-Aufklebern", berichtet Gebhardt. Doch trotzdem habe es immer wieder ein paar Fälle gegeben, unter anderem in der Ausbildungsabteilung. Und das Virus "breitet sich sauschnell aus", fügt der Geschäftsführer hinzu. Unter den Infizierten gebe es auch Fälle mit schwerem Krankheitsverlauf. Dass Menschen nach wie vor die Gefährlichkeit des Corona-Virus leugnen oder herunterspielen, beispielsweise auf Demonstrationen, ärgert Gebhardt.
Bei Gebhardt Fördertechnik befanden sich bereits seit Monaten über die Hälfte der Mitarbeiter im Homeoffice, erklärt Marco Gebhardt. Nun wurde dies auf nahezu alle Angestellten ausgeweitet, bei denen dies möglich ist. Rund 25 Prozent der Belegschaft arbeitet laut dem Geschäftsführer nicht im Büro und kommt deshalb weiterhin in die Firma. Die Mitarbeiter verrichteten ihre Tätigkeit aber nun mit noch mehr Abstand. Zudem seien die Betriebsferien vorgezogen worden.
Dass Gebhardt einen wesentlichen Anteil an der hohen Zahl der Corona-Fälle in Sinsheim hat, glaubt Marco Gebhardt nicht. Zahlreiche Mitarbeiter wohnten in den Landkreisen Heilbronn und Karlsruhe. In der Corona-Statistik des Gesundheitsamts werden die aktiven Fälle dem Wohnort der Betroffenen zugeordnet. Das heißt: Wer sich in Sinsheim angesteckt hat, taucht in der Statistik möglicherweise in einem anderen Ort auf.
Dass die Zahlen in den kommenden Tagen noch steigen, hält Hartmann für möglich, Oberbürgermeister Jörg Albrecht rechnet fest damit. Die Effekte des harten Lockdown würden sich erst mit Verzögerung bemerkbar machen.