In rund 50 Meter Höhe schneidet Robel Lake das Dach eines Gebäudes in Braunschweig auf. Sein zukünftiger Ausbildungsbetrieb, die Stahlmanufaktur Hammer, montiert dort circa acht Tonnen Stahl für die Erneuerung der Lüftung und Klimaanlage. Foto: privat
Von Friedemann Orths
Sinsheim. Macht sich der Fachkräftemangel auch bei den Ausbildungsbetrieben in der Kreisstadt bemerkbar? Welche Berufe werden bei Sinsheimer Unternehmen ausgebildet? Zum Start des Ausbildungsjahres hat sich die RNZ bei einer Stahlmanufaktur, der Stadt sowie zwei Banken umgehört.
Thomas Hammer, Firmeninhaber der "Stahl-Manufaktur Hammer", bildet jedes Jahr aus. Derzeit beschäftigt er einen Azubi, der im nächsten Jahr seine Prüfung ablegen wird. Zusätzlich arbeitet Robel Lake, sein zukünftiger Auszubildender, an einem Tag in der Woche in seinem Betrieb. Er wird die "Einjährige Berufsschule Metall" an der Friedrich-Hecker-Schule beginnen, was ihm beste Voraussetzungen biete, später Facharbeiter "Metallbauer Fachrichtung Konstruktionstechnik" zu lernen. "Einen Geflüchteten auszubilden, ist schon eine Aufgabe", sagt Hammer. "Der stellen wir uns aber gerne." Es sei allerdings nicht immer leicht, den Papierkram zu erledigen und die Genehmigungen zu erhalten.
Thomas Hammer und sein Unternehmen spüren den Fachkräftemangel sehr. "Viele Eltern raten ihren Kindern, ,etwas Besseres‘ zu lernen, sich nicht die Hände schmutzig zu machen", klagt er. Dabei seien die Aufgaben seiner Firma, die auf der ganzen Welt Aufträge erledigt, "sehr anspruchsvoll". "Wir machen hoch interessante Dinge, haben beispielsweise in Manila gearbeitet oder für den DFB in Frankfurt konstruiert." Zudem sei es problematisch, dass größere Unternehmen höhere Gehälter für "einfachere" Arbeit zahlen könnten: "Da geben die Arbeiter morgens ihr Hirn ab und lassen die Maschinen den Job machen. Bei uns gibt es ganz andere Herausforderungen", erklärt Hammer.
Unterschiedliche Herausforderungen bietet auch die Stadt Sinsheim: Insgesamt 15 Azubis starteten dort ihre Lehrjahre. Vier Verwaltungsfachangestellte, wovon erstmals eine Ausbildungsstelle in Teilzeit besetzt wurde, zwei Gärtner mit der Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau, zwei Studenten (Bachelor of Arts Public Management) im gehobenen nichttechnischen Verwaltungsdienst, vier Erzieherinnen sowie ein Informatiker und ein Elektroniker in Partnerschaft mit der ABB Heidelberg lernen bei der Stadt.
Eine ähnliche Zahl bildet die Volksbank Kraichgau aus. Stephan Fontaine, Leiter Personalentwicklung und Ausbildung, konnte gestern 13 "Neue" beim Einführungsseminar der Volksbank begrüßen. "Bunt gemischt" bildet die Bank aus: sechs Finanzassistenten, vier Bankkaufleute sowie drei duale Studenten der Wirtschaftsinformatik beziehungsweise BWL-Finanzdienstleistungen. "Den Fachkräftemangel spüren wir nicht in der Intensität, wie man in den Medien lesen kann", sagt Fontaine der RNZ. "Allerdings ist die Masse der sehr guten Bewerbungen schon rückläufig."
In diesem Jahr seien alle Plätze aber gut besetzt, die Zielgröße von 12 bis 13 Azubis wurde erreicht und hat sich im Vergleich zum letzten Jahr sogar verdoppelt. Und auch im nächsten Jahr will die Volksbank in dieser Größenordnung ausbilden.
Auch bei der Sparkasse Kraichgau haben 13 Auszubildende begonnen, darunter zwei Auszubildende Bankkauffrau, zehn Bankkauffrauen und -männer mit Zusatzqualifikation Finanzassistenz sowie ein Student an einer Dualen Hochschule, sagt Karin Haas, Abteilungsleiterin Kommunikation. Die Sparkasse habe eine "hohe Anzahl an Bewerbungen von guter Qualität erhalten", allerdings sei "die Anzahl der Bewerbungen insgesamt leicht rückläufig".
Einen möglichen Grund sieht Karin Haas in den "Folgen der demografischen Entwicklung". Aus diesem Grund will die Bank "in den kommenden Jahren verstärkt Hochschulabsolventen den Einstieg ermöglichen, zum Beispiel im Rahmen von Trainee-Programmen".