Alexandra Tasios
Sinsheim-Dühren. Mit dem langgestreckten Bau hinter dem Zimmerplatz, diesem geschützt inmitten des Dorfes liegenden Gebäude und seinem von Gärten umgebenen Außenbereich, verbinden sich im Ort gewiss viele Emotionen, wie Referent Tobias Schutz in seinen Ausführungen vor den Ortschaftsräten jetzt zugestand. Als Leiter des Baudezernats war ihm die Aufgabe zugefallen, die Zuhörer über diverse Zukunftsmodelle für dieses Kindergartengebäude zu unterrichten, wobei von der Sanierung über einen Abriss mit Neubau an Ort und Stelle bis hin zu einem Standortwechsel theoretisch alles denkbar war.
Obgleich sich im Vorfeld gewisse Vorabinformationen zur vermeintlich spruchreifen Variante "Neubau auf dem Gelände des jetzigen evangelischen Gemeindehauses" verdichtet hatten, oblag der erste Schritt zur Entscheidungsfindung dem Ortschaftsrat. In der zum Sitzungssaal umfunktionierten Mehrzweckhalle, in der man die Zuhörer, darunter Kindergartenchefin Nicole Feil und Bildungsamtsleiterin Carmen Eckert-Leutz, im Einklang mit den Corona-Verordnungen platzieren konnte, erläuterte Schutz zunächst die durch Anbauten immer komplexer gewordene Struktur der Einrichtung, die im Gründungsjahr 1959 aus einem Haupt- und einem separaten Schwesternwohnhaus bestanden hatte. Von der Grundstruktur her gut durchdacht, habe man aber damals den Bedarf an Räumen für Mensa, Stiefellager, Forscherstation oder Ähnlichem schlicht nicht gesehen, stellte Schutz klar.
Bei der Erweiterung 1984 fehlte noch das Thema Brandschutz, wohingegen man den 2001 vollendeten Turnraum im Obergeschoss schon mit einer in den Garten führenden Rutsche für den schnellen Ausstieg ausgestattet hatte.
Den Vorteilen des Gebäudes, wie seine schöne ruhige Lage in unmittelbarer Nähe zur Grundschule, stünden nun die Nachteile wie eklatanter Platzmangel, stellenweise Schimmel, veraltete Fenster und insgesamt ein großer Sanierungsbedarf im Bereich der Haustechnik entgegen. Für die vorliegenden Umbaupläne rechne man mit zwischen 3,2 und 3,6 Millionen Euro, was 50 Prozent der Neubaukosten deutlich übersteige. Ein Neubau an derselben Stelle ziehe die Frage nach einer Ersatzunterbringung während der sicherlich gut eineinhalb Jahre dauernden Bauzeit nach sich.
Unproblematischer sei ein Standortwechsel, wodurch man das alte Gebäude bis zum letzten Tag nutzen und danach veräußern könne. Hier nun komme eben jenes Grundstück ins Spiel, auf dem zurzeit noch das Gemeindehaus stehe, und das man von der evangelischen Kirchengemeinde in Erbpacht übernehmen könnte. Vorgestellt wurden mehrere Erschließungsvarianten, die alle auf einen erweiterten Kindergarten mit fünf anstatt bislang drei Gruppen abzielten und die noch nicht zur Entscheidung stünden. Überhaupt werde sich der Gesamtprozess noch eine Weile hinziehen.
Die Frage sei jetzt: Sanierung oder Neubau? Diese Grundsatzentscheidung kam dann tatsächlich so unerwartet schnell, dass sich mindestens vier Ortschaftsräte von ihrem Ortsvorsteher Alexander Speer überrumpelt zeigten. Insbesondere Veith Kegel, Peter Keil und Alexander Brehm hätten sich länger Zeit zum Abwägen oder die Suche nach einem anderen Standort gewünscht.
Letzten Endes aber votierte nur einer für die Sanierung; sieben Räte stimmten für den Neubau an der Karlsruher Straße. Die Tage des Kindergartens in der Pestalozzistraße scheinen gezählt.