Ab Dezember 2019 fahren zwischen Stuttgart und Mannheim Züge des Unternehmens Abellio. Sie ersetzen die bisherigen Regionalexpress-Züge und halten wie bislang auch in Sinsheim. Foto: Bombardier
Von Christian Beck
Sinsheim. Das DB-Reisezentrum am Bahnhof bleibt - nach dem Bericht der RNZ bekräftigte dies Oberbürgermeister Albrecht noch einmal in der jüngsten Gemeinderatssitzung und verlas einen Schrieb des Verkehrsministeriums - darin entschuldigt man sich für "schlechte Kommunikation". Doch wie sieht die Zukunft des Reisezentrums aus? Was ändert sich ab Dezember 2019 mit dem Einsatz der Züge von Abellio? Und wo gibt es dann außerdem noch Fahrkarten? Die RNZ hat sich umgehört.
Wie geht’s weiter? "Wir werden das Thema Kundenorientierung im Sinne eines personenbedienten Reisezentrums vor Ort im Auge behalten", erklärte Jens-Jochen Roth vom Arbeitskreis Nahverkehr. Denn auf die Nachfrage, wie lange das Reisezentrum gesichert sei, erklärte Roth: "vorerst." Das Ziel des Arbeitskreises Nahverkehr sei es, die Zukunft langfristig zu sichern und das Angebot zu erweitern.
Ein Mobilitätszentrum? Momentan bietet das Reisezentrum neben dem Fahrkartenverkauf für Nah- und Fernverkehrszüge eine Vielzahl weiterer Dienstleistungen im Bereich Touristik, Schulfahrten und Reiseservice. Roth bringt die Idee einer Mobilitätszentrale nach dem Vorbild Öhringen ins Spiel, bei der auch Verkehrsauskünfte, eine Taxi-Rufzentrale, ein Anlaufpunkt für den Rufbus und die Tourist-Info unter einem Dach vereint sein sollen.
Ohne Tourist-Info: "Wir stehen einer Mobilitätszentrale sehr aufgeschlossen gegenüber", erklärt OB Albrecht auf Anfrage. Die Tourist-Info werde aber definitiv im Alten Rathaus eingerichtet werden. Touristen, die mit der Bahn kommen, müssen hier zwar einen kleinen Fußweg in Kauf nehmen. Dafür sei die Einrichtung dann in einem Gebäude untergebracht, das der Stadt gehöre, und die Öffnungszeiten für Stadtmuseum und Archiv könnten dann deutlich erweitert werden.
Bauliche Veränderungen im Reisezentrum hält Roth für dringend notwendig: Momentan finden Besucher einen kleinen, fensterlosen Raum - soweit sie ihn finden, die Beschilderung ist eher zurückhaltend. "Der Kunde muss da gerne rein marschieren", betont Roth.
Neue Züge verkehren rund um Sinsheim ab Dezember 2019: Die Regionalexpress-Verbindung zwischen Mannheim und Heilbronn wird dann von der Firma Abellio übernommen. An den Verbindungen ändert sich fast nichts: Die Züge fahren allerdings dann von Heilbronn direkt nach Stuttgart weiter, ein bisher nötiger Umstieg entfällt. Statt roter Triebwagen setzt Abellio Züge in den baden-württembergischen Landesfarben ein, also weiß, gelb und schwarz. Laut Auskunft des Unternehmens sind die Züge komplett barrierefrei und verfügen über Klimaanlage, W-LAN sowie Steckdosen an den Sitzplätzen. Roth sieht den Wechsel ohne Vorbehalte: "Wenn die Dienstleistung stimmt und die Verbindungen pünktlich sind, ist der Anbieter zweitrangig."
Fahrkarten wird es auch weiterhin im Reisezentrum geben. Darüber hinaus muss Abellio einen personenbedienten Fahrkartenverkauf anbieten. Auf RNZ-Nachfrage erklärte Pressesprecherin Hannelore Schuster, dass man sich diesbezüglich auch beim DB Vertrieb im Reisezentrum erkundigt habe. Als passender Kooperationspartner habe sich jedoch die Buchhandlung Doll in der Bahnhofstraße erwiesen.
Passt das? "Ich finde, regionale Zugtickets passen zu unserem Sortiment von Wanderkarten und regionaler Literatur", erklärt Inhaber Klaus Gaude. Er und seine Mitarbeiter würden für den Fahrkartenverkauf noch geschult. Ob die Leute zu ihm kommen, um Tickets zu kaufen und die neuen Möglichkeiten verstehen? "Das wird sich zeigen", erwidert Gaude. Er werde so gut es geht alles erklären. Ein Vorteil seien aber die Öffnungszeiten: Die Buchhandlung hat im Vergleich zum Reisezentrum länger geöffnet. Außerdem wird Abellio am Bahnhof einen Fahrkartenautomaten aufstellen lassen.
Was ändert sich sonst? "Fast nichts", betont Roth. Die gelben Züge der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft fahren nach wie vor auf Gleis 3 über Bad Rappenau nach Heilbronn. Die rote S5 verkehrt weiterhin zwischen Eppingen und Heidelberg, und die ebenfalls rote S51 fährt weiterhin zwischen Meckesheim und Aglasterhausen. Die S-Bahnen auf der Elsenztalbahn sollen aber pünktlicher werden: "Aktuell liegt die Pünktlichkeit der S-Bahn im Schnitt bei 92,8 Prozent", berichtet Christoph Rothfuß von DB Regio Mitte aus Mannheim. Sie soll mit Hilfe von technischen und organisatorischen Maßnahmen auf 94 Prozent gesteigert werden.