Laura Olbert - das Gesicht von "JuMo". Fotos: Tim Kegel
Von Tim Kegel
Sinsheim. Sie hat Sinsheim ein gutes Stück bunter gemacht. Die Herzen der Stadträte flogen kürzlich Laura Olbert zu: Die junge Sinsheimerin ist das Gesicht von "JuMo", der mobilen Jugendarbeit. Sie sieht sich als "Gast" bei der Jugend, dort, wo man sich trifft: "auf einer Parkbank, an einem Unterstand", sagte sie bei ihrem Bericht. Einiges wurde auf diese Art schon bewegt.
"Ein großes Lob" schickte Oberbürgermeister Jörg Albrecht dem Vortrag der 27-jährigen Sozialarbeiterin voraus, die für die Diakonische Jugendhilfe Heilbronn als Träger in Sinsheim tätig ist. Wie sich zeigen sollte, ist Laura Olbert jemand, dem es gelingt, Begriffe wie "Freiwilligkeit, Niederschwelligkeit, Flexibilität und Partizipation" mit Leben zu füllen. Worte, mit denen Olbert, die Arbeitshaltung der mobilen Jugendarbeit beschreibt. Sie sucht Kontakt mit Szenen und Cliquen, oft am späten Abend oder am Wochenende. Die Frage kam im Gremium auf, wo Sinsheim für Jugendliche attraktiv ist: "Dort, wo sie sich aufhalten", sagt Olbert. Bei ihrer Arbeit gehe es nicht darum "ein fertiges Paket" anzubieten.
Kreativlabor: Laura Olbert kümmert sich um alternative Angebote für Sinsheims Jugend. Fotos: Tim Kegel
Ein Bauwagen wurde an der Elsenzhalle eingerichtet. "Kreativlabor" steht an die Wand gesprüht. Das Gebiet am vorderen Wiesental mit Bahnhofs- und Freibadnähe, dem Verbindungsweg nach Rohrbach, dem Skatepark, dem Wiesental, dem Jugendhaus, zahlreichen Schulwegen und dem Postgarten mit der "alla hopp!"-Anlage ist ein Dreh- und Angelpunkt. Bei ihrem "Streetwork", das sie nur als eine Methode von vielen begreift, habe sie schon bei "Referaten, Bewerbungen, Liebeskummer" geholfen. Die Begriffe dazu sind knackig - "Soziales auf der Straße" heißt das Geschehen am Bauwagen. Junge Menschen, die Laura Olbert beim ersten Jugendmeeting 2016 begegnet sind, kämen noch immer gern zum Bauwagen.
Ein anderes Projekt ist "Kunst am Kasten", bei dem verschiedenste Grüppchen Strom- und Schaltkästen verschönern können. Hier wird Laura Olbert als Möglichmacherin aktiv, verbindet, vernetzt und bringt zusammen: Schulen mit Kindern, Kinder mit Künstlern; Kinder und Künstler mit Entscheidern in Verwaltung und Konzernen.
"Die Jugend und junge Erwachsene geben das Programm vor" - nur so funktioniere, was Laura Olbert tut. Dabei kann sie daraus schöpfen, dass sie Sinsheim kennt, lange Jahre selbst Jugendliche in Sinsheim war, aber auch langjährige Sportsfrau ist und zu den Alten Hasen im hiesigen Handball zählt. Lauras Großvater Ernst - viele Jahre Hausmeister am Wilhelmi-Gymnasium - war bei der Jugend der späten 1990er-Jahre fast eine Kultfigur.
Kreativlabor: Laura Olbert kümmert sich um alternative Angebote für Sinsheims Jugend, darunter auch Street Art. Fotos: Tim Kegel
Ein Streetsoccer-Turnier mit dem Jugendhaus-Team und der Theodor-Heuss-Schule wurde mit einem offenen Turnier für Straßenmannschaften ergänzt. Straßen-Teams - auch das findet sich in Sinsheim. Bei Fußball-Events wurden Fan-Schmink-Aktionen in der Bahnhofstraße organisiert, ebenfalls mit dem Jugendhaus. Dessen Jugendliche zählten - Freie-Wähler-Sprecher Harald Gmelin wollte das wissen - nicht zur klassischen Zielgruppe: "JuMo" erreiche junge Leute, "die nie ins Jugendhaus gehen würden"; entweder weil diese zu alt fürs Angebot der Einrichtung seien - oder "nach alternativen Angeboten verlangen" würden. Den Blick über den Tellerrand bringen Laura Olbert Großstädte. Oft erwischt man sie am Telefon in Mannheim, Berlin und anderen urbanen "Settings". Der Street Art-Contest hatte auch aus diesem Grund nichts Aufgesetztes. "Es ist schön", schwärmt Aktiven-Rätin Annerose Hassert, "wenn jemand da ist, der das Gespür hat."
Beim Streetsoccer-Tunier wurde ein Fanschminken organisiert. Fotos: Tim Kegel
Ein gutes Dutzend junger Talente verpasste der Unterführung am Klosterbuckel nach dem Wettbewerb echte "Urban Vibes". Es war gelungen, einige der besten Straßenkünstler im Kraichgau mit talentierten Jugendlichen zusammen zu bringen - eine Gruppe zwischen zwölf und 30 Jahren. Die künstlerische Leitung übernahm die damals 16-jährige Paula dell’Anna. Einer der Künstler - Felix Falkner, der als "Force of Nature" szenebekannt ist - sprüht inzwischen hoch offiziell an der Sinsheimer Klima-Arena. In Planung sind nun eine Broschüre und ein Rundgang zur Sinsheimer Straßenkunst - für die Landesheimattage 2020. Laura Olbert selbst sagt, dass sie in besonderer Art und Weise "von der Sinsheimer Skateboarder-Szene unterstützt worden" ist, sowohl bei den Street Art-Projekten, als auch bei einer Kampagne im Vorfeld der Kommunalwahl. Damals posteten regionale Promis wie Ex-TSG-Coach Julian Nagelsmann, aber auch einige der Straßenkünstler Motivationsvideos zum Thema Wahl auf dem Portal Youtube. Den Bedarf an einem neuen Skatepark hat der Gemeinderat erkannt und Gelder dafür bereit gestellt (die RNZ berichtete).
"Die Jugendlichen wollen und sollen Wünsche äußern", ist Laura Olbert überzeugt. Ob Wertschätzung und Respekt "auch zurückkommen", wollte Freie-Wähler-Stadtrat Manfred Wiedl wissen. "Ja, auf jeden Fall", sagt sie. Und merkt an: "Schöne Frage."