Firma Zimmermann baut neue Lagerhalle für acht Millionen Euro
Hier lagern künftig tonnenweise Bremsscheiben. Bisher ist das Unternehmen gut durch die Krise gekommen.

Von Christian Beck
Sinsheim. Bremsscheiben und Bremsbeläge, die in Sinsheim produziert wurden, sind in Autos auf der ganzen Welt verbaut. Nun braucht die Firma Zimmermann mehr Platz, um die Teile zu lagern. Deshalb wird eine 14.000 Quadratmeter große Halle im Industriegebiet "Hinter der Mühle" gebaut. Rund acht Millionen Euro investiert das Unternehmen dafür.
Zwischen 11.000 und 15.000 Bremsscheiben werden bei Zimmermann jeden Tag produziert. Mehr als 4500 Teile liefert die Firma an 200 verschiedene Kunden. Nicht die Autohersteller selbst, sondern Teilehändler sind die Abnehmer. Also jene, die Ersatzteile beispielsweise an Werkstätten liefern. Wer sein Auto zur Reparatur gibt, möchte es schnell wieder nutzen. Wird also eine Bremsscheibe gebraucht, wird sie oft am Vormittag bestellt und wenige Stunden später eingebaut. Deshalb produziert Zimmermann die Ware vor und hält von jedem Teil etwas auf Lager. Zudem sind Bremsscheiben relativ groß und schwer: Eine damit befüllte Gitterbox wiegt eine Tonne, berichtet Geschäftsführer Holger Keller und erklärt somit den enormen Platzbedarf.
Bislang seien etwa 1500 Paletten mit Ware in drei angemieteten Außenlagern untergebracht, die sich über die Stadt verteilen. Die Miete dafür möchte sich die Firma künftig sparen und zudem alle Waren zentral lagern, um betriebliche Abläufe zu vereinfachen. Neben einem bereits bestehenden Lager entsteht deshalb direkt neben der Autobahn ein weiteres.
Das Gelände hatte die Projektgesellschaft Via6West genutzt, um im Rahmen des Autobahnausbaus dort Erde zwischenzulagern. Ende Februar starteten die Erdarbeiten für das Bauprojekt der Firma Zimmermann. Diese sind nun abgeschlossen, berichtet Keller, Ende März sollen die Säulen der Halle stehen. Generalunternehmer ist die Firma Zapf Gewerbebau aus Reihen. Vorgesehen sind Sichtbetonelemente und eine Aluminiumfassade. Geändert hat sich durch die Bauarbeiten auch der Verlauf des Radwegs nach Hoffenheim. Fertig soll die Halle im November sein. 50 Prozent der neuen Fläche soll als Lager genutzt werden, die andere Hälfte will Zimmermann zunächst vermieten.
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Dass Zimmermann auch in Zeiten der Corona-Krise expandiert, hänge damit zusammen, dass Kfz-Verschleißteile weiterhin gebraucht werden. Einerseits werde zwar etwas weniger Auto gefahren, weil manche Menschen nun im Homeoffice arbeiten oder in Kurzarbeit sind, erklärt Keller. Auf der anderen Seite werde aber in Krisenzeiten mehr repariert und weniger neu gekauft, auch oder gerade beim Auto. "Wir sind bisher ganz gut über die Krise hinweggekommen", berichtet der Geschäftsführer. Und auch der viel zitierte Fachkräftemangel wirke sich nicht so deutlich aus. "Wir bilden viel selbst aus", erzählt Keller. 170 Mitarbeiter beschäftigt die Firma, circa 100 davon in der Produktion.
Nicht einfach ist es laut Keller aber mittlerweile für Firmen, Erweiterungsflächen in Sinsheim zu finden. Oberbürgermeister Jörg Albrecht stimmt zu, "wir sind da dran", sagt er. Möglich sei beispielsweise, das GI Süd zu erweitern, indem am Kreisverkehr bei der AVR noch ein vierter Arm angebaut wird. Doch das Areal, das so erschlossen werden kann, ist hügelig, macht also viel Erdarbeiten nötig, der Quadratmeterpreis wäre somit teuer. Albrecht betont, dass es ihm ebenso wichtig ist, leerstehende oder "nicht angemessen genutzte" Gewerbegebäude zu vermitteln. Denn klar sei auch: Es gebe nicht unbegrenzt viel Fläche, die neu erschlossen werden kann.



