Sinsheim-Eschelbach

Dackel "Emma" wurde von Schäferhunde-Duo regelrecht zerfleischt

Zwei frei laufende Schäferhunde haben Rauhaardackel getötet - Diskussion über den Fall am 5. April in Eschelbach entbrannt

16.04.2020 UPDATE: 17.04.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 15 Sekunden
Familienhund „Emma“ wurde Opfer eines Hundeangriffs. Foto: privat

Von Tim Kegel

Sinsheim-Eschelbach. Die Vorgänge am Eschelbacher Waldrand klingen so grauenvoll, dass wir nicht in die Details gehen: "Emma", ein kleiner Rauhaardackel und seit über acht Jahren "wie ein Familienmitglied" bei den Wipfs, wurde von zwei frei laufenden Altdeutschen Schäferhunden regelrecht zerfleischt. Noch heute bricht Theresa und Hans Wipf die Stimme, wenn sie über die Ereignisse vom Nachmittag des 5. April berichten. "Emma" habe "geschrien wie ein Kind". Die Tierrettung Heilbronn versuchte Beatmung und Herzdruckmassage, konnte aber nichts mehr für sie tun.

Die Schäferhunde schienen allein zu sein, kamen einen Abhang hinab, griffen umgehend "Emma" an, die angeleint war.

Ein junger Mann, der mit den Schäferhunden unterwegs war, sei erst nach einer Weile aufgetaucht: Er habe versucht, die Tiere mit Schlägen zu trennen, aber die Hunde "in keiner Weise unter Kontrolle bringen können", schildert Theresa Wipf. Mehr zufällig hätten sie von "Emma" abgelassen, als diese schon tödlich verletzt war.

Ihre Besitzer halten ihr im Garten ein Andenken. Foto: privat

Der Fall ist aktenkundig, die Polizei Sinsheim nahm die Anzeigen der Ordnungswidrigkeit auf, wie alle Tiere gilt "Emma" als Sache. Inzwischen ist das Drama Ortsgespräch, auch weil es zahlreiche Ohrenzeugen der Attacke am Ortsausgang gibt. Inzwischen häufen sich zudem Berichte über die Haltung der Schäferhunde, die aufhorchen lassen.

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Personen, die der Redaktion bekannt sind, zeichnen ein Bild aus Überforderung der Hundehalterin, mangelndem Auslauf der als halterisch anspruchsvoll geltenden Tiere und wiederholt aggressivem Verhalten. Auf der Facebookseite des Tierschutzvereins Angelbachtal brach kurz darauf eine Diskussion mit heftigen Anschuldigungen los. Wipf hat Screenshots der Kommentare gefertigt, die der Redaktion vorliegen. Die Anschuldigungen bleiben jedoch nebulös.

Tatsache ist aber auch, dass die Halterin der Hunde es mit ihrem Tier-Hobby ernst meint: Sie postet Videos vom Hundetraining, die beiden Tiere seien als Begleit- und Agility-Sporthunde geprüft. Die Frau, zu der es nicht gelang, telefonisch Kontakt aufzunehmen, um ihre Ansicht der Vorgänge schildern zu können, stellt sich als Hobby-Züchterin von Altdeutschen Schäferhunden und Langhaarkatzen dar.

Auf Bildern einer Website machen die Tiere weder einen aggressiven, noch einen verwahrlosten Eindruck. Die Schilderungen auf der Seite lassen auf Erfahrung im Umgang mit Tieren schließen. Auch ein Verband für Altdeutsche Schäferhunde listet die Frau als Bezugsquelle für Welpen und Halterin eines Deckrüden.

Ein – wenn auch besonders tragischer – Unglücksfall? Heinz Wipf, dessen Frau und Tochter, die regelmäßig in Eschelbach spazieren gehen, glauben nicht daran: Die Familie wundert es, "die Hunde nie laufen gesehen zu haben". Wipf wisse jedoch, dass es nicht das erste Mal gewesen sei, dass die beiden Hunde zugebissen hätten; unter anderem hätten ihm Mitglieder der Helfer-vor-Ort-Gruppe des Roten Kreuzes von aggressiven Hunden auf dem betreffenden Anwesen berichtet: "20 bis 30 Anrufe pro Tag" erreichten Wipf nach dessen Aussage zurzeit von bekümmerten Eschelbachern. Auch über einen Biss-Vorfall auf einem Hundeplatz in der Region sei ihm auf diese Weise berichtet worden.

Angst gehe um bei der Bevölkerung, auch, weil bislang von Behördenseite "nichts unternommen worden" sei. "Da laufen", nach Wipfs Aussage, "offenbar Hunde frei herum, die in einen Blutrausch kommen können." Er fragt sich: "Was würden die mit einem kleinen Kind machen?"

Die Polizei Mannheim kümmert sich um den Fall. Dort hieß es gestern auf Anfrage, man könne "sicher sein, dass etwas unternommen wird". Die Polizeihundestaffel sei mit der Sache betraut. Dort säßen auch ausgewiesene Fachleute für Schäferhunde, die Rasse wird oft im Polizeidienst eingesetzt. Dass es bislang keine Konsequenzen gegeben habe, sei den zurück liegenden Ostertagen und den aufwendigen Polizeidiensten in der Corona-Krise geschuldet. Man nehme "die Sache ernst". Was dies bedeute? "Das kann vom Maulkorbzwang über die Entziehung der Hunde bis zum Einschläfern bei besonders gravierender Verhaltensauffälligkeit gehen."

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