Sinsheim. (tk) Es ist noch ein Stück weit Kaffeesatzleserei, welche Einzelhändler und Betriebe in Sinsheim in dieser Woche wieder öffnen. Einzelne Signale hörte man am Wochenende bereits. Die Lockerung der Corona-Bestimmungen der Landesregierung, auf die sich auch die Stadt Sinsheim bei der Umsetzung der gelockerten Öffnungszeiten bezieht, birgt Risiken.
Tatsache ist: Rein räumlich ist nahezu alles zur Öffnung berechtigt, von Lederwaren-Gmelin bis Foto Burkhardt und von Juwelier Schick bis zum Allerhand-Laden. Trotzdem ist nicht davon auszugehen, dass der gesamte Sinsheimer Einzelhandel ab heute sofort wieder hochfährt. Die Geschäftsinhaber müssen – wie schon bei Tankstellen, Einkaufsmärkten und Apotheken der Fall – Trennwände aus Plexiglas in den Kassen- und Servicebereichen einrichten. Als dies vor Wochen in den zurzeit offenen Handelsbetrieben so gehandhabt wurde, wurde auch das erforderliche Plexiglas-Material rund um Sinsheim knapp.
Auch Eisdielen, die nun wieder einen Straßenverkauf anbieten dürfen, müssen solche Barrieren schaffen. Hinzu kommt, dass Abstandsregelungen von 1,50 Metern eingerichtet und markiert werden müssen, und sich Läden mit kleiner Verkaufsfläche auch Gedanken über Zutrittsregelungen machen müssen, auch zum Eigenschutz. Die Vorbereitungen dazu werden Zeit in Anspruch nehmen; von solchen war am Samstag in der Innenstadt noch nichts zu sehen.
800 Quadratmeter Verkaufsfläche gelten als Obergrenze – "Das hat in der Innenstadt von Sinsheim keiner", sagte Oberbürgermeister Jörg Albrecht am Samstag. Demzufolge könnten auch die H&M-Filliale in der Bahnhofstraße und das Marktplatzcenter "Hütter" öffnen. 800 Quadratmeter entsprechen ungefähr der Fläche großer Supermärkte.
Unklar ist aber auch, wie die Bevölkerung die Öffnung annimmt: "Ich sehe da Verunsicherung", sagte Albrecht. Erfahrungen mit Laufkundschaft, Spontan-Shopping und Lustkäufen vor dem Hintergrund einer Pandemie gibt es weder in Sinsheim noch andernorts. Händler werden rechnen müssen, ob und mit welchem Personalaufwand sich der eingeschränkte Betrieb lohnt.
Weiterhin dicht bleiben Friseure und Nagelstudios; wie bei der Gastronomie, schaut hier alles auf den 4. Mai, und der Optimismus ist verhalten: "Wenn überhaupt", hieß es am Samstag im "Sam"-Café, dessen Toiletten für die Händler des Wochenmarkts geöffnet waren. Vorbereitet war man im Eiscafé "Roma": Der Straßenverkauf soll am Montag starten, sagte Francesco Basile; den in der Corona-Krise etablierten Lieferservice werde man "voraussichtlich bis Ende des Jahres" beibehalten, um Einnahmenausfälle des Straßencafés abzupuffern.
Auch das Sozialkaufhaus "Dreamcenter" kündigte an, wieder zu öffnen, genauso wie der Souvenirshop des Technik-Museums: Er ist ab sofort werktags von 12 bis 18 Uhr geöffnet, teilte das Museum am Sonntag mit.