Das kleine Piktogramm zeigt es an - aber ob es jeder versteht? Gemeint ist hier die Steinsberg-Realschule. Foto: Tim Kegel
Von Tim Kegel
Sinsheim. Zum Steinsberg? In Sinsheim-Süd scharf rechts, und dann Richtung Dühren durchs Wohngebiet. Irgendwo beim Kaufland muss er dann sein. In den Kraichgau? Kein Problem. Gleich hinterm Stiftsbuckel fängt er an. Wer behauptet so was? Für Schmunzeln im Gemeinderat sorgte jetzt das neue Beschilderungskonzept der Stadt Sinsheim. Aktiv-für-Sinsheim-Sprecher Alexander Hertel war der erste, der die Angelegenheit ansprach: "Das wirkt wie einfach mal so planlos hin geschraubt."
Da werde nicht bloß ein Steinsberg angezeigt, wo keiner ist. Da fange nicht nur der Kraichgau irgendwo bei Rohrbach an. Manche Wegzeichen seien "regelrecht in Büschen versteckt", sagte Hertel. Für ihn der Gipfel: "Wichtige Schilder werden von unwichtigen verdeckt", etwa jenes, welches Lkw-Fahrern eigentlich anzeigen soll, dass sie nicht durch die Hauptstraße fahren dürfen. Am Polizeirevier ist das Revierschild teils verdeckt vom Schilderbaum. Und an der Ecke Löhergasse führt die Zentrumsroute, zumindest dem ersten Anschein nach, falsch herum in die Einbahnstraße. "Abbiege-Schilder", rechtfertigt Oberbürgermeister Jörg Albrecht mit leicht genervtem Unterton, "haben die Eigenschaft, vor einer Kreuzung zu stehen. Denn dahinter bringen sie nichts mehr."
Hier geht es um die Kraichgau-Realschule. Trotzdem sorgt die neue Beschilderung für merkwürdige Situationen. Foto: Tim Kegel
Eindeutig richtig. Aber vielen fiel’s auf und auch Jörg Albrecht, wie er einräumte: Es läuft noch nicht rund mit den neuen Schildern, ausgetüftelt und angeschafft für insgesamt mehrere Hunderttausend Euro, aufwendig in einer komplexen Datenbank erfasst, betreut von einer Arbeitsgruppe, einem Amt und einer Agentur für Verkehrskonzepte. Auf letztere lässt Albrecht nichts kommen. Doch im Gremium räumte er ein, dass es bei der ausführenden Firma hapere. Jener Firma, der man nach Ansicht von Alexander Hertel künftig "stärker auf die Finger schauen" müsse. Im großen Sitzungssaal wurde mächtig aufgedreht: Insgesamt wirkten die Wegzeichen "laienhaft angebracht" war da zu hören, "ohne lokales Verständnis", bis hin dazu, dass es manchmal "fast unerträglich" sei.
Jörg Albrecht, der mit Amtsleiterin Sandra Brucker anwesend war, bemerkte vieldeutig, dass sich die Einwürfe der Stadträte "mit unseren Gesprächen decken". Auch im Rathaus sei man "nicht zufrieden" mit den Tiefbauarbeiten. Dies aber, schilderte Albrecht auf RNZ-Nachfrage, sei "die Krux bei öffentlichen Ausschreibungen", bei denen der günstigste Bieter den Auftrag erhalten muss. Die fürs Setzen der neuen Schilder zuständige Firma, die zu allem Elend auch noch "sehr lange dafür braucht", sitzt in Österreich.
Auch hier in der Löhergasse. Foto: Tim Kegel
"Ein Sinsheimer Betrieb", sagte Albrecht am Freitag, "wäre vielleicht teurer, würde sich so etwas aber nicht leisten können." Bedenken müsse man jedoch auch, dass die Beschilderungskonzeption "noch nicht vollständig umgesetzt ist"; dies sei in wenigen Wochen der Fall. Etliche alte Beschilderungen könnten auch erst abgebaut werden, "wenn die neuen angebracht sind".
Doch wie kommt der Steinsberg in die Südstadt, wie der Kraichgau auf den Stiftsberg? Hier lohnt sich im wahrsten Sinn der genaue Blick aufs jeweilige Schild: "Piktogramme", sagt Albrecht. Kleine Zeichen mit Männchen und einem "ABC" deuteten auf Schulen hin. Und weil nicht alles aufs Schild passe, stehe bei der Kraichgau-Realschule eben "Kraichgau", beim Gymnasium "Wilhelmi" und bei der Steinsbergschule - richtig - einfach nur Steinsberg. Andererseits: Beim Berufsschulzentrum, bestehend aus Albert-Schweitzer-, Friedrich-Hecker- und Max-Weber-Schule steht wiederum "Berufsschulzentrum".
"Es wäre zu prüfen, ob eine Benennung der Schulart nicht im wahrsten Wortsinn zielführender wäre", sagte Alexander Hertel, und nahm auch den Kalauer noch mit: "Ein Schildbürgerstreich."