Im Schatten der Stadtkirche haben gut 100 Gläubige am Sonntagmorgen einen Erntedankgottesdienst gefeiert. Foto: Alexander Becker
Von Alexander Becker
Sinsheim. Corona-bedingt feierten rund 100 Gläubige den Erntedankgottesdienst am Sonntagmorgen unter freiem Himmel vor der evangelischen Stadtkirche. Und das Abstandsgebot machte erfinderisch, unter anderem spielten dabei zahlreiche Müsliriegel eine Rolle.
Nach musikalischer Begrüßung durch den Posaunenchor ging Pfarrer Hendrik Fränkle auf die Andersartigkeit des aktuellen Erntedankfestes angesichts der Corona-Pandemie ein. Doch auch Umweltverschmutzung, Artensterben und der Klimawandel seien Entwicklungen, die ihn bisweilen hilflos zurückließen. Doch dank der jüngsten Fortschritte auf diesen Gebieten spüre der Pfarrer Dankbarkeit Gott gegenüber: "Du begeisterst mich bis in den letzten Winkel meines Herzens", bekannte er, bevor er der Lesung der "Speisung der 4000" aus dem Markus-Evangelium eine selbst erlebte Variante gegenüberstellte. Die hatte sich vor fast 15 Jahren im französischen Taizé abgespielt, als dort ein 19 Jahre junger Mann vergessen hatte, das Essen für 4000 junge Menschen vorzubereiten. Letztendlich wurden aber alle satt, obwohl zuvor niemand damit gerechnet hatte.
Anschließend führte Fränkle die Pfarrsekretärin Ramona Reichert ein. "In den mehr als sechs Monaten, die Sie nun schon in unserer Gemeinde ihren Dienst tun, haben wir Sie als sehr aufmerksame, überlegte und besonnene Person schätzen gelernt", berichtete er. Und betonte, dass sie ganz wesentlich dazu beigetragen hat, dass die Gemeinde in den vergangenen Monaten der Corona-Krise handlungsfähig geblieben ist. Als Dankeschön gab es einen Blumenstrauß.
Den bekam auch der vertretende Bezirkskantor Thilo Ratai, der die Gemeinde nun in Richtung Stuttgart verlässt. Als besondere Verdienste führte Fränkle neben der Erarbeitung von Probemöglichkeiten trotz Corona-Schutzmaßnahmen vor allem die Organisation der "Musik zur Marktzeit" an.
"Wir wollen mal anfangen mit dem, was da ist", griff Fränkle dann einen Ratschlag aus der vorangegangenen Predigt wieder auf und erinnerte die Zuhörer an jeweils einen Müsliriegel, den sie vor Beginn des Gottesdienstes erhalten hatten. Der diente nämlich als Abendmahl-Ersatz. Bedienen durften sich die Besucher des Gottesdienstes anschließend am Erntedankaltar. Den hatten die Landfrauen mit Blumen, Obst und Gemüse geschmückt. "Was übrig bleibt, bekommt die Tafel", erklärte der Pfarrer.