Bei zwei Fledermausführungen versorgten die beiden Nabu-Aktiven Jörg Fürstenberger (2.v.l.) und Irmela Mikus (l.) jeweils 17 Teilnehmer mit Informationen über die Fledertiere. Foto: Becker
Sinsheim-Reihen. (abc) Größer als gedacht war der Andrang auf die jüngste Fledermausführung des Naturschutzbundes (Nabu). Um die gemäß Corona-Regeln maximal zulässigen 20 Teilnehmer nicht zu überschreiten, wurde neben der ursprünglich für Samstagabend angekündigten Veranstaltung noch ein weiterer Termin am Freitag angesetzt. Jeweils 17 Interessierte trafen sich zunächst im Industriegebiet "Oberer Renngrund", von wo aus das Grüppchen dann den Fledermäusen nachspürte.
"Wir freuen uns ganz besonders darüber, dass so viele Kinder da sind", betonte Jörg Fürstenberger, einer der hiesigen Nabu-Experten für die weltweit einzigen fliegenden Säugetiere, zu Beginn. Zusammen mit seiner Kollegin Irmela Mikus, wie Fürstenberger ehrenamtliche Fledermaus-Sachverständige, pflegt er seit Jahren unter anderem verletzte Tiere, um sie nach der Genesung wieder in die Freiheit entlassen zu können. Die Betreuung von Fledermauskolonien, beispielsweise in Kirchen, sowie die Beratung, wenn die Tiere in Privat- oder Geschäftshäusern auftauchen, gehören ebenfalls zu den ehrenamtlichen Aufgaben, denen sich das Duo verpflichtet hat.
Da die Fledermausführung Corona-bedingt nicht wie üblich im Mai/Juni stattfand, hatten die Referenten diesmal keine Pflegetiere dabei – weshalb alle der eigentlichen Jagd entgegenfieberten. Ziel der gut eineinhalbstündigen Führung war ein Hohlweg am Ortsrand, in dem sich nach Auskunft der Referenten besonders viele Fledermäuse aufhalten sollten.
Bis das Grüppchen aber dort ankam, folgten jede Menge Ausführungen und Gelegenheiten für die Teilnehmer, Fragen zu stellen. Aber auch Fürstenberger und Mikus wollten bisweilen etwas vom Publikum wissen. Das Duo lobte bei Schätzspielen insgesamt zwei hölzerne Fledermauskästen aus, die in der Johannes-Diakonie Schwarzach hergestellt worden sind. Wer wusste, dass Flughunde eine maximale Flügelspannweite von 170 Zentimetern erreichen und ein Fledermausherz bis zu 1100 mal pro Minute schlagen kann, erhielt ein Exemplar.
Beiläufig zeigten die Experten allerhand Fotos verschiedener heimischer und anderswo lebender Arten und informierten anhand des Jahreslaufes über die Lebensweise der Fledertiere. Im Fokus standen dabei auch etliche Bedrohungen, denen die geschützten Tiere aktuell ausgesetzt sind. "Während des Winterschlafs sollten Fledermäuse nach Möglichkeit nicht gestört werden", riet Mikus all jenen, die in der dunklen Jahreszeit auf Ruhequartiere der Tiere stoßen sollten. Jedes Erwachen vor dem Frühling koste unnötig viel Energie und könne dazu führen, dass die Fledermäuse den Winter nicht überleben. "Eine Stunde Fliegen im Winter bedeutet einen Energieverlust von elf Tagen", rechnete Mikus vor. Wer wolle, könne den Fledermäusen neben den verlosten Holzkästen aber auch andere, vorwiegend dunkle, ruhige und frostfreie Quartiere zur Verfügung stellen.
Am Hohlweg angekommen, konnten die Teilnehmer der Führung dann mit speziellen Detektoren auf Fledermausjagd gehen. Die elektronischen Geräte fangen die von den Tieren in Ultraschallfrequenzen ausgesandten Geräusche auf, mit denen die nachtaktiven Insektenjäger ihre Beute lokalisieren, und wandeln sie in hörbare Töne um. Damit ließen sich die meist schnell vorbeihuschenden Fledermäuse erstaunlich gut orten.
"Es hat uns super Spaß gemacht", freute sich Fürstenberger nach gut eineinhalb Stunden bei der Verabschiedung der Teilnehmer der Fledermausführung.
Info: Wer solche Tiere findet und sich um ihre Gesundheit sorgt, kann Brigitte Heinz vom Bund Heidelberg, Telefon 06221 / 182631 beziehungsweise 06223 / 72396, oder Monika Braun von der Koordinationsstelle für Fledermausschutz Nordbaden, Telefon 0721 / 175-2165 beziehungsweise 0721 / 175-2110, kontaktieren.