Kevin Ziesels Leidenschaft ist „Chainsaw Carving“: Beim 5. Treffen von Freunden historischer Sägemaschinen am Wochenende führte er das Schnitzen mit der Motorsäge auf dem Freigelände des Technik-Museums ausgiebig vor. Foto: Alexander Becker
Von Alexander Becker
Sinsheim. In mehrerlei Hinsicht anders gewünscht hätte sich der Oldtimer Schlepper Club Kurpfalz (OSCK) das 5. Treffen von Freunden historischer Sägemaschinen, das am Wochenende auf dem Freigelände des Technik-Museums Sinsheim stattgefunden hat. Einerseits waren angesichts der nach wie vor aktuellen Corona-Pandemie nicht ganz so viele Teilnehmer und Zuschauer erschienen wie die Organisatoren es sich erhofft hatten, andererseits spielte aber auch das Wetter nicht ganz mit.
"Wir haben heute Morgen Gas gegeben, weil wir morgen mit Regen rechnen", begründete der OSCK-Vorsitzende Karlheinz Schmitt die bisweilen hektische Betriebsamkeit am Samstagmorgen. Da hatten sich neben einigen Schaulustigen und etlichen selbstfahrenden Bandsägen der Gastgeber auch fünf Exemplare von außerhalb eingefunden.
Gleich zwei davon gehören Michael Kapeller, der sie aus Hammersbach im osthessischen Main-Kinzig-Kreis an die Elsenz transportiert hatte. "Das ist kein Eigenbau", betonte der stolze Besitzer, während ein Hobbykollege seine selbstfahrende Bandsägemaschine mit Allgaier-Verdampfermotor in Betrieb setzte. Im Jahr 1926 bei Carl Kaelble in Backnang gebaut, konnte Kapeller sie nach langem Warten von einem Hobbykollegen abkaufen. Dessen Vater hatte sie ehedem neu erworben, sodass sich das gute Stück aktuell praktisch erst in zweiter Hand befindet.
Doch nicht nur das Kaelble-Schmuckstück präsentiert Kapeller drei- bis viermal jährlich bei diversen Ausstellungen, sondern auch ein zweites, nicht restauriertes Exemplar des norddeutschen Herstellers Wallrot. "Es wurden nur ganz wenige gebaut, aber es ist ganz schwierig, historische Unterlagen zu bekommen", erzählt Kapeller.
Nicht ganz so selten sind die Exponate von Szilard Kovacs, der aus Leonberg bei Stuttgart ein gutes halbes Dutzend historische Motorsägen mitgebracht hatte. Ältestes Exemplar seiner Sammlung ist eine "Contra", die der heutige Weltmarktführer Stihl im Jahr 1959 als erstes getriebeloses Einmann-Modell des Herstellers auf den Markt gebracht hatte. "Die hat mit dieser Kette etwa 15 Kilo. Das ist schon etwas für richtige Männer", betonte der gebürtige Ungar, der außerdem Modelle von Dolmar, Husqvarna (Schweden), Oleo-Mac (Italien) und Solo zeigte. "Ich sammle seit etwa einem Jahr und habe die meisten Exemplare bei ,eBay‘ gefunden", erklärte Kovacs, während er abwechselnd die Motoren aller Exemplare laut aufheulen ließ. Viel größer dürfe die Kollektion aber nicht werden, denn da spiele seine bessere Hälfte nicht mit.
Eher weniger für zarte Frauenhände geeignet scheint auch das Hobby der beiden Kraichtaler Jürgen Jerzabek und Kevin Ziesel. Das Duo frönt des "Chainsaw Carvings": Sie schnitzen mit der Motorsäge Skulpturen aus Baumstämmen. "Das kommt ursprünglich aus Amerika", erklärte Jerzabek, der dieses Hobby seit fünf Jahren betreibt. Beide wurden vom Veranstalter eingeladen, um sich gleichfalls beim 5. Treffen von Freunden historischer Sägemaschinen zu präsentieren.
Dieses ist, von diversen Regenschauern am Sonntag abgesehen, auch von Museumsseite her reibungslos verlaufen: "Die ganzen Leute, die da sind, verhalten sich nicht nur vom Abstandhalten her super", lobte Lanz-Spezialist Heinrich Rausch das Publikum, das aus gegebenem Anlass auf die üblichen Bulldog-Rundfahrten verzichten musste.
Gut möglich, das manche Besucher aber schon am Samstag, 19. September, wiederkommen. Dann findet an gleicher Stelle nämlich das Audi Typ 89 Cabrio-Treffen statt.