Die „Alltagsmenschen“. Foto: Berthold Jürriens
Sinsheim. (bju) Hier die Skulpturen mit Ausstrahlung, mit Herz, die einem ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Dort Installationen und Standbilder, die sich nicht jedem Betrachter sofort erschließen. Der Skulpturenrundgang, der von dem Verein "Freunde Sinsheimer Geschichte" in Zusammenarbeit mit der Stadt Sinsheim organisiert wird, hatte eine Vielfalt an Kunst im öffentlichen Raum zu bieten. Über zwei ausgebuchte Führungen freuten sich Heide-Marie Kaiser und Monika Möhring.
Die waren vor allem wegen den "Alltagsmenschen" gekommen, "die man einfach gerne haben muss", wie eine Dame fand. Bekanntlich sind über 40 Skulpturen der deutschlandweit bekannten Künstlerin Christel Lechner aktuell in Sinsheim unter freiem Himmel zu sehen "Es sind Menschen, die einen ansprechen, die einem ein Lächeln ins Gesicht zaubern", sagt Kaiser, die auch gleich eine Künstlerbiografie von Lechner nachschob. Zuvor hatte man erfahren, dass das "Denkmal der Freiheit" vor dem Stadtmuseum vom Künstler Hans-Michael Franke erschaffen worden war – und zwar aus heimischem Sandstein. Die Werke des Bildhauersymposiums 1986 bildeten neben den "Alltagsmenschen" den Grundstock des Rundgangs.
Wie zum Beispiel der "Sparkassen-Alien", der eigentlich als "Kopf-Säule-Tor" betitelt wurde und vom Künstler Eberhard Eckerle stammt. "Das Gegenteil des klassischen Gesichts, so wollte es Eckerle in dieser geschweißten Eisenplastik", weiß Kaiser zu berichten.
Leicht zu übersehen ist das "Labyrinth-Fragment" aus Stahl, Eisen und Gerüststangen im Eingangsbereich des Postgartens, in dem die "alla Hopp!"-Anlage zu Aktivitäten einlädt. Aufmerksame Besucher entdeckten in Till Hausmanns Holzplastik "Zu Lande, zu Wasser und in der Luft", von Kaiser als "Totempfahl" tituliert, die bekannte "Hausgeburt" von Timm Ulrichs wieder, die am Polizeigebäude zu sehen ist.
Die "Zwei Häuser auf Stangen mit Leiter" von Werner Pokorny haben es aktuell schwer mit den drei duschenden "Alltagsmenschen" nebst Schwimmmeister, die der großen Installation fast die Schau stehlen. Auch hier, wie bei den anderen Figuren, die gängigen Modetrends und Schönheitsidealen widersprechen, wurden fleißig Fotos von den Gästen geschossen. "Sie bringen eine neue Lebensqualität in die Stadt", ist Kaiser überzeugt und erfährt breite Zustimmung von den Gästen.
Der „Wetzstoispucker“ am Karlsplatz. Foto: Berthold Jürriens"Guggt mol, wie die gugge", fordert Kaiser die Besucher zum genauen Hinschauen auf. Anders als der "Wächter" von Otmar Alt aus dem Jahr 2005, der an exponierter Stelle in der Bahnhofstraße liegt, und dem man das "Herzlich Willkommen" nicht auf dem ersten Blick entnehmen kann.
Auch Erläuterungen zu Wappen an Häusern oder geschichtliche Hintergründe hat Kaiser parat, etwa beim Haus "Zu den drei Königen" oder bei der "Osteria Il Giardino", früher eine Wagnerei für die Kutschen. Am Karlsplatz darf der "Wetzstoispucker" von Renate Jung nicht fehlen und der Blick auf die spektakuläre "Hausgeburt" am Polizeirevier.
"Der ist der Beste. Das ist unser Lieblings-Alltagsmensch", sagen einige bei der tanzenden "Rentnerband" neben der Musikschule und verweisen auf den lächelnden Mann im Hawaii-Hemd. Vor allem das gutmütige und zufriedene Gesicht sei imponierend dargestellt. Zuvor hatte man sich kurz erschrocken, weil drei andere zuvor regungslose Figuren sich auf einmal in Bewegung setzten. "Man hätte meinen können, sie gehören dazu."
Kunst, die Menschen erreicht, sind vor allem die "Alltagsmenschen". Oder, wie es Siegfried Daubenschmidt in seinem Gedicht über die Figuren schreibt: " Doch nun kehrt Freude ein, zum Glück. Mit den Figuren, Stück für Stück. Die ganze Stadt wirkt plötzlich heiter, man hofft, es wirkt noch lange weiter."