Seltener Anblick

Tausende Kraniche zogen über Sinsheim

In seltenen Fällen ziehen die Vögel auf ihrer Route nach Süden auch über Sinsheim. Es gab hohe Überflüge und nächtliche Schreie.

06.01.2022 UPDATE: 07.01.2022 06:00 Uhr 1 Minute, 36 Sekunden
Kraniche an der Müritz. Symbolfoto: Anja Hoffmann

Sinsheim. (cba) Kraniche in der Luft. Laut kreischend zogen sie in den Tagen und Nächten rund um den Jahreswechsel gen Süden. Viele hörten ihre charakteristischen Rufe in kalter Winternacht, sahen hoch am Himmel die typischen V-Formationen der Überflüge. Eine seiner Routen führte den Zugvogel dieses Mal auch über Sinsheim. Gesehen hat die Schwärme auch Anja Hoffmann vom Vorstandsteam des Nabu Sinsheim. Am zweiten Weihnachtsfeiertag beobachtete sie die Vögel von ihrem Haus in Sinsheim aus. Mehrfach. "Viele Tausend müssen es gewesen sein", schätzt Hoffmann.

Die Kälteperiode rund um Weihnachten, die den Norden Deutschlands und Skandinavien im Griff hatte, vertrieb die Kraniche von dort. Also machten sie sich über die Feiertage auf, um ihr Winterquartier anzusteuern. Sie formieren sich zu ihrer typischen Struktur am Himmel und scheinen dabei gut aufeinander abgestimmt zu sein. Die älteren Vögel geben dabei die Richtung und den Ton an, die Jungen orientieren sich an den Leitvögeln.

"In den vergangenen Jahren sind die Kraniche immer länger bei uns in Deutschland geblieben, vor allem auf den Rastplätzen im Müritzer Nationalpark an der Mecklenburgischen Seenplatte", weiß Hoffmann. An der Müritz halten die stattlichen Vögel meist bis Ende September Rast. Manche Kolonien begeben sich Anfang Oktober auf den Weg von Skandinavien Richtung Spanien, Nordafrika oder Israel: "Sie bleiben dann so lange wie sie Futter finden und das milde Wetter es zulässt", sagt Hoffmann.

Der Kranichzug erfolgt auf zwei verschiedenen Routen: Zum einen über Nordrhein-Westfalen und Hessen in Richtung eines großen Rastplatzes hinter Paris, zum anderen führt die Vögel eine weitere Route ein Stück weiter östlich, die manchmal auch Sinsheim tangiert. "Normalerweise liegt Sinsheim nicht auf der Zug-Route", sagt Hoffmann, aber als aufmerksamer Vogelbeobachter könne man Kraniche im Frühjahr und im Herbst oft nachts hören, wenn sie über die Häuser fliegen.

Im vergangenen Jahr seien die Vögel auf ihrem Rückweg aus dem Süden in ihr Sommerbrutquartier von einer massiven Kältewelle Anfang Februar überrascht worden, die auch den Kraichgau fest im Griff hatte. "Damals wollten die Vögel recht früh in ihre Sommerquartiere ziehen und sind dann wieder umgekehrt. Das hat man auch beim Segelflugplatz in Sinsheim gut gesehen", erinnert sich Hoffmann.

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Eines der Ziele der Kraniche ist nun Israel, doch dort sterben die Vögel derzeit zu Tausenden an der Vogelgrippe. "Daher wären sie besser bedient, wenn sie bei uns bleiben würden", meint Hoffmann. Man wolle es den Vögeln zurufen, hierzubleiben, direkt über Sinsheim, um dem Tod in Israel zu entgehen. Zu spät allerdings, sie sind bereits weitergezogen.

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