Die alte Säge könnte nach ihrer Restaurierung ein Prunkstück des Eschelbronner Schreinermuseums sein. Foto: Alexander Becker
Von Alexander Becker
Eschelbronn. Das Gerät könnte eine Auffrischung vertragen. Seit über einem Vierteljahrhundert hat das Eschelbronner Schreiner- und Heimatmuseum eine so genannte selbstfahrende Sägemaschine im Fundus. In der langen Standzeit hat sich ihr Zustand nicht verbessert, aber jetzt ist die Restauration ein Thema. Die Maschine könnte die ohnehin schon im Kraichgau einmalige Sammlung aufwerten.
Rainer Heilmann (links) kann Besuchern jetzt schon eine im Kraichgau einmalige Sammlung präsentieren. Foto: Alexander BeckerDass der Vorsitzende des Heimat- und Verkehrsvereins, Rainer Heilmann, am vergangenen Wochenende beim Sinsheimer Technik-Museum vorbeischaute, war kein Zufall. Dort fand das vierte Treffen von Freunden historischer Sägemaschinen statt. Das Aufgebot an Maschinen war beachtlich. Kein Wunder - gab es doch bis vor wenigen Jahrzehnten in fast jeder Kommune des Kraichgaus zumindest eine selbstfahrende Sägemaschine. Das Schreinerdorf nimmt hier eine Sonderstellung ein - denn "sein" Exemplar ist bis heute erhalten geblieben.
"Deshalb bin ich auch hierher gekommen", sagt Rainer Heilmann. Ihm zufolge habe man Anfang der 1990er Jahre die Säge von Adam Kreß übernommen und seitdem in einer Scheune eingelagert. Jetzt wird darüber nachgedacht, das gute Stück zu reaktivieren, wozu sich der HVV-Vorsitzende mit den Besitzern der am Technik-Museum versammelten Exemplare austauschen wollte.
"Der Besitzer hatte eine Schlosserei im Ort, aber auch eine Saftpresse, einen Kartoffeldämpfer und diese Sägemaschine", skizzierte Heilmann rückblickend das Geschäftsmodell des ehemaligen Eigentümers. Schon während seiner Kindheit, also in den 1950er Jahren, sei Adam Kreß mit der Säge, die bereits aus der Vorkriegszeit stammen könnte, im Schreinerdorf unterwegs gewesen.
Dort wurde nicht nur jede Menge Holz für die während der Wirtschaftswunderjahre boomende Möbelproduktion benötigt, sondern auch zum Heizen. "Das Rohmaterial war entweder Bürgerholz aus dem hiesigen Wald, oder man hat sich anderweitig Schlagraum besorgt", sagt der HVV-Chef.
Die frisch gefällten Stämme wurden damals noch vor Ort in handliche Stücke zerteilt, um dann in ofengerechte Scheite geschnitten zu werden. Genau hier kam Adam Kreß’ selbstfahrende Sägemaschine zum Einsatz - gelegentlich sogar doppelt. "Manche Leute haben sich die frisch geschlagenen Stämme nicht auf Feuerholzgröße zerteilen, sondern zuerst in einen Meter lange Latten sägen lassen. Die konnte man zum Trocknen im Freien besser stapeln.
Erst kurz bevor das Holz verfeuert werden sollte, kam die Sägemaschine dann noch einmal", erinnerte sich Rainer Heilmann. Nun kam der Nachwuchs ins Spiel, denn die Aufgabe der Kinder war es seinerzeit gewesen, während der kalten Jahreszeit stets für genügend Brennholz zu sorgen. "Das galt auch in der Schule oder im Kino", sagt Heilmann. Wollte man es dort warm haben, war es sinnvoll, immer ein paar Holzscheite mitzubringen.
Mit wachsendem Wohlstand wurden die Holzöfen von Kohle, Koks und Heizöl verdrängt, sodass es für Adam Kreß und seine selbstfahrende Bandsäge immer weniger Arbeit gab. "In meiner Jugend war er schon ein alter Mann, das heißt älter als mein Vater, Jahrgang 1912", erzählt Rainer Heilmann. Zwar habe nach dessen Tod sein Schwiegersohn noch einige Jahre mit der Maschine gearbeitet, doch wurde das archaische Gerät letztendlich von Traktoren mit angebauten Band- oder Kreissägen verdrängt und weggestellt. Letztendlich hat sich der Heimat- und Verkehrsverein seiner angenommen und es in einer Scheune eingelagert.
"Jetzt würden wir die Säge gerne restaurieren, wissen aber nicht genau, was hierfür zu tun ist", bekennt Heilmann. Nach Rücksprache mit dem Amtskollegen des Oldtimer-Schlepperclubs Kurpfalz, Karlheinz Schmitt, werde er ihn zunächst mit Bildmaterial versorgen. Wenn alles läuft wie erhofft, könnte am Museum ein Pavillon entstehen, in dem die Sägemaschine ausgestellt wird.