Schnelles Internet

In Eppingen ist der Geduldsfaden aus Glasfaser gesponnen

Schnelles Internet für Elsenz strapaziert Nerven und Stadtkasse - Versorgungstrasse für 2,1 Millionen Euro geplant

03.07.2019 UPDATE: 04.07.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 4 Sekunden

Alte Kupferkabel sind derzeit in Elsenz der bescheidene Stand der Technik in Sachen Datenübertragung. Um schnelles Internet in das Dorf zu bringen, will die Stadt nun auf eigene Kosten eine Glasfaserleitung legen. Foto: Armin Guzy

Von Armin Guzy

Eppingen. Schnelles Internet dauert lange. Und ist sündhaft teuer. Und außerdem ein Aufregerthema, mit ungewissem Ausgang. Dennoch hat der Gemeinderat am Dienstag einstimmig den Beschluss gefasst, für mehr als zwei Millionen Euro eine Glasfasertrasse von Eppingen über das Rohrbacher Gewerbegebiet nach Elsenz zu legen, um die datentechnische Benachteiligung von Bürgern und Firmen entlang der zwölf Kilometer langen Route zu beseitigen. Parallel will sich die Verwaltung auf die Suche nach einem privatwirtschaftlichen Anbieter machen, der das künftige Glasfasernetz betreibt und dafür eine Abgabe in noch unbekannter Höhe an die Stadt zahlt.

"Üblicherweise rechnen wir mit einer Refinanzierungszeit von 30 Jahren", sagte Thilo Kübler, Geschäftsführer der Breitbandberatung Baden-Württemberg, die das Vorhaben koordiniert. Viele Gemeinderäte, die den Beschluss am Dienstag fassten, werden also im Greisenalter sein, bis sich die Ausgaben der Stadt für das schnelle Internet in Elsenz amortisiert haben. Und längst ist nicht sicher, wann das Vorhaben umgesetzt wird und dass es den erhofften Erfolg bringt. Adelshofens Ortsvorsteher Gunter Seitz (SPD) erinnerte in diesem Zusammenhang an den Breitbandanschluss in seinem Dorf, in dem zwar drei Verteiler gebaut wurden, das aber noch immer erhebliche Versorgungslücken aufweist: "Alles, was 300 Meter vom Backbone entfernt ist, hat gutes Internet, der Rest vom Dorf nicht."

Gleichwohl ist es aus Sicht von Gemeinderat und Verwaltung unverzichtbar, dass sich die Kommune mit der Glasfaserleitung im Sinne der Daseinsfürsorge und der Standortsicherung engagiert. Denn trotz intensiver Suche hat sich kein Anbieter gefunden, der Glasfaser auf eigene Kosten nach Elsenz bringen will. "Das ist ärgerlich. Aber ich glaube, wir müssen den Service für unsere Bürger bringen", äußerte sich Melanie Veith (CDU). Peter Wieser (Grüne) sprach von einem "Trauerspiel" und von einem "riesen Ärgernis", und Oberbürgermeister Klaus Holaschke kritisierte die unzureichende finanzielle Unterstützung durch Bund und Land, die Rosinenpickerei der Netzbetreiber und die Dauer des Verfahrens: "Da sind andere Länder viel schneller."

Von Bund und Land liegen zwar bereits Förderzusagen über insgesamt eine Million Euro vor, den Rest der Baukosten aber trägt die Stadt. Derzeit geht das Planungsbüro "RBS Wave" von einem Gesamtvolumen von 2,1 Millionen Euro aus - ohne Vermessungsleistungen und ohne die derzeit fast unvermeidliche Preissteigerung, denn ausgeschrieben sind die Arbeiten noch nicht. Um die Kosten zu senken, habe die Stadt sogar die Erweiterung des Gasleitungsnetzes und die Mitverlegung der Glasfaserleitung geprüft, schilderte der OB, das Ergebnis war aber offenbar nicht zufriedenstellend. "Das geht jahrelang und wir werden nicht gelobt dafür. Ich kann’s auch verstehen", sagte Holaschke.

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Bei etwa 1000 Wohnungseinheiten und 140 Gewerbetreibenden entlang der Trasse würde bei Gesamtkosten von 2,1 Millionen Euro jeder Anschluss mit fast 1850 Euro aus öffentlichen Kassen subventioniert. Die erste Berechnung vor einigen Monaten hatte noch auf 1,5 Millionen Euro gelautet.

Hinzu kommt, dass zwar viele Grundstücke am geplanten Trassenverlauf im öffentlichen Eigentum sind, aber eben längst nicht alle, was zu zeitraubenden Verhandlungen führen könnte und, bei erheblichen Verzögerungen, im schlimmsten Fall auch zu Schadensersatzanforderungen des künftigen Netzbetreibers, so er denn bis dahin gefunden ist. Dieser müsste außerdem erst noch das Elsenzer Straßennetz an die geplante Trasse anbinden.

"Das alles ist noch keine Garantie für einen Bau im Jahr 2020/2021", dämpfte OB Holaschke die Hoffnung auf eine schnelle Umsetzung des Vorhabens und verdeutlichte: "Wir gehen damit auch ins Risiko. Das ist aber in diesem Fall alternativlos."

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