Kurz nach der Neueröffnung musste Christina Hößl ihr Schild wieder umdrehen. Nun hofft sie, dass der Lockdown nicht mehr all zu lange dauert. Foto: Christiane Barth
Neckarbischofsheim. (cba) Eineinhalb Wochen nach der Neueröffnung drehte Christina Hößl das Schild an der Ladentür wieder um: Statt "open" stand da nun schon wieder "closed". Das Geschäft war fürs neue "Lädl" in der Waibstadter Straße 15 nur von kurzer Dauer. Doch die 58-Jährige nimmt das gelassen hin. Schließlich war ihre Entscheidung, die Stadt mit einem netten Geschäft zu bereichern, in dem die Waren mit dem Etikett "liebevoll" versehen sind, von größerer Tragweite. Sie soll auch diesen Lockdown überstehen.
Der harte Lockdown traf den Laden für "Naturkosmetik, Schönes und mehr" kurz nach dem Start zwar hart, aber nicht unvorbereitet: "Ich habe mich von Anfang an darauf eingestellt", gesteht Hößl. Doch eine echte Planung war unter diesen Voraussetzungen schlichtweg nicht möglich. "Wir wussten ja nicht, was auf uns zukommt."
Zum Glück gefährden keine hohen Mietkosten die Existenz des Geschäfts, da die Räume zum Eigenheim gehören. "Daher bin ich ziemlich entspannt", berichtet die Inhaberin von ihrer Situation. Wenn der Umsatz so kurz nach der Neueröffnung wieder eingefroren wird, kann das zwar existenzbedrohend sein und eine gute Geschäftsidee gleich wieder ins Aus katapultieren. Hößl jedoch bleibt locker, auch deshalb, weil sich ihre vorausschauende Strategie bewährt hat: "Ich habe gar nicht erst so übermäßig viel eingekauft." Ihre Marschrichtung zielte vielmehr darauf ab, abzuwarten, wie sich die Nachfrage entwickelt. Sie möchte bei Bedarf reagieren und Ware ordern, wenn diese ausgehen sollte, den Vorrat jedoch in überschaubaren Grenzen halten. Diese Vorgehensweise hat dem "Lädl" gutgetan: Das Weihnachtsgeschäft lief trotz des begrenzten Zeitraums gut. Das Lager ist zwar nicht leer, aber gut geräumt. Dekoartikel mit weihnachtlicher Ausrichtung sollen für die nächste Adventszeit aufgehoben werden, die zahlreichen neutralen Geschenkartikel können das ganze Jahr über angeboten werden: "Damit kann ich dann neu dekorieren, wenn ich wieder aufmachen darf."
Mit dem Einkauf von Neuware will sich Hößl noch ein wenig Zeit lassen, sie bleibt zurückhaltend, sieht sich jedoch schon mal um: "Ich will mich jetzt nicht groß eindecken und dann dauert der Lockdown vielleicht noch einen weiteren Monat." Daher hat sich die Neckarbischofsheimerin für ein "sehr kurzfristiges" Handeln entschieden. Sie hat keinen Zweifel daran, dass die Ware, sei diese einmal bestellt, auch innerhalb kürzester Zeit geliefert werde. Originelle und originale Schätze zahlreicher Kunsthandwerker aus der umliegenden Region zählen zu ihrem Sortiment.
Liebevoll Handgemachtes war der Renner im Weihnachtsgeschäft. Dass die Künstlerinnen und Künstler ebenfalls kurzfristig reagieren und tatsächlich liefern können, weiß Hößl. Das führt auch dazu, dass sie ihre abwartende Haltung sowie ihren Optimismus, der trotz der schwierigen Corona-Lage nicht an Bedeutung verliert, beibehält.
Die Resonanz der Kunden, die in der Kürze der Zeit ihren Zuspruch bekundet hätten, habe sie in ihrem Vorhaben bestärkt. Die Werbung lief über "Whats-App" und Mund-zu-Mund-Werbung. Hinzu kam, dass die Tendenz der Kunden, Städte zu meiden, dem "Lädl" zupass kam und sich die Kundschaft lieber in kleineren Gefilden als großen Kaufhäusern bewegte. "Viele haben uns gesagt, wie froh sie sind, dass es im Ort nun so ein Angebot gibt", berichtet die Geschäftsführerin. Auch die abgesagten Weihnachtsmärkte gaben Ressourcen frei für den Laden an der Ortsausgangsstraße Neckarbischofsheims.
Keine Massenware, sondern Unikate, nichts von der Stange, sondern Einzigartiges: Mit dieser Ausrichtung lag Christina Hößl also richtig. Und so soll es auch weitergehen, wenn es denn mal weitergehen darf.