Bürgermeisterin Tanja Grether wurde mit Applaus verabschiedet
Sie kämpfte mit eigenem Kopf für die Stadt - Viele Reden und stehender Applaus
Von Berthold Jürriens
Neckarbischofsheim. "Es gibt für alles eine Zeit. Auch dafür, Abschied zu nehmen", heißt ein bekanntes Sprichwort. Für Bürgermeisterin Tanja Grether war es am Dienstagabend im Rahmen der Gemeinderatssitzung soweit. Neben Blumen und Geschenken von zahlreichen Ehrengästen gab es auch einen Rückblick auf die erfolgreichen Maßnahmen in der Stadt und den Ortsteilen.
Gleichzeitig zeichneten die Redner mit Worten wie "hartnäckig", "ziel-und lösungsorientiert" oder "offen und fleißig" ihr ganz persönliches Bild einer Bürgermeisterin, die "ihre Aufgabe richtig gut gemacht hat", wie Landrat Stefan Dallinger feststellte. Der Meinung schloss sich am Ende die Mehrzahl der Gäste in der Aula des Adolf-Schmitthenner-Gymnasiums (ASG) an und spendete Stehbeifall.
Grether hatte sich zuvor bei ihren "Wegbegleitern" bedankt. So sprach sie von ihren Amtskollegen als "verlässliche Partner", dass das ASG eine Herzensangelegenheit gewesen sei und lobte die Vielfalt der örtlichen Vereine. "Wir haben viel erlebt und hohe Hürden genommen", sagte sie in Richtung Gemeinderäte, mit denen sie auf "ständiger Lösungssuche" gewesen sei und trotz "finanzieller Einschränkung" viele Ziele verwirklicht werden konnten. "Wir können stolz auf das Erreichte sein", schien auch ihr eigenes Fazit zu sein.
Grether zitierte abschließend den Satz eines Amtskollegen, der gesagt habe, dass die Einigkeit des Gemeinderats die Stärke einer Stadt sei. "Leider ist diese seit einiger Zeit nicht mehr vorhanden." Und auch die Sachlichkeit sei abhandengekommen. Sie selbst möchte "jetzt nur noch nach vorne schauen". Neben ihrer Arbeit als Bürgermeisterin beschäftige sie sich aktuell auch mit ihrer beruflichen Zukunft. "Ich bewerbe mich jetzt für einige Stellen. Genaueres kann ich aber nicht sagen."
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Gerald Rossel eröffnete den Rede-Reigen: "Die knappe Niederlage mit dem Unterschied von 88 Stimmen hat gezeigt, dass dich viele weiterhin gerne als Bürgermeisterin gesehen hätten." Ihre Eigenschaften seien nach einer gewissen Einarbeitungszeit "kompetent, fleißig und ehrlich" gewesen. Wie Grether die Aufrechterhaltung der Infrastruktur und der Lebensqualität in den drei Ortsteilen gelungen sei, zählte Rossel mit ausgewählten Projekten auf. Dazu gehörten unter anderem der Ausbau und die Erweiterung des ASG in Höhe von rund fünf Millionen Euro, die Radwegverbindung zwischen Unter- und Obergimpern, das Neubaugebiet "Unter dem Linsenkuchen", der neue Kindergarten in Untergimpern, sowie der Abriss der Stadthalle mit Planung zum Neubau eines Kindergartens.
Für Landrat Dallinger waren die Gespräche mit Grether "nicht immer einfach, aber wir haben immer eine Lösung gefunden". Im Kreistag habe sie "ihren eigenen Kopf mit eigenen Ideen", aber immer auch die Zukunft der eigenen Gemeinde im Blick gehabt. Epfenbachs Ortschef Joachim Bösenecker erinnerte sich als Vertreter des Gemeindeverwaltungsverbands Waibstadt an die "damalige Männerrunde, die mit Spannung die neue Bürgermeisterin erwartet hatte." Grether sei eine Bereicherung gewesen und habe den GVV in ihrer Zeit mitgeprägt.
Eschelbronns Bürgermeister Marco Siesing, der als Vorsitzender des Bürgermeistersprengels Odenwald/Kraichgau der Einladung gefolgt war, schätzte den persönlichen Austausch und Grethers "freundliche Hartnäckigkeit in der Sache." Und Landtagsabgeordneter Albrecht Schütte lobte das zielorientierte Engagement der Bürgermeisterin. Bei "viel Infrastruktur, viel Fläche, aber wenig Geld" sei diese Eigenschaft wichtig. "Gerade der Ausbau der Schule war eine große Herausforderung." Schütte bescheinigte ihr "hervorragend geleistete Arbeit in den acht Jahren."
Ebenso sprach ASG-Schulleiter Harald Frommknecht einige Worte. Man sei froh, dass man mit der Kommune und der Bürgermeisterin einen "besonderen" und zuverlässigen Schulträger habe. Über "Höhen und Tiefen" sprach dann Pfarrerin Stephanie Ultes als Vertreterin der Kirchengemeinden. "Es war nicht alles machbar, was wünschenswert gewesen wäre, aber ein absolutes Nein gab es nie", sagte Martina Wanke, als sie über die Zusammenarbeit der Vereine mit Grether erzählte.
"Nicht immer konfliktfrei" sei aus Sicht von Herbert Hauck die Arbeit mit der Bürgermeisterin gewesen, die zu Beginn "eine harte Einarbeitungszeit" erleben durfte. Der Personalratsvorsitzende, der 2012 ebenfalls für das Amt des Bürgermeisters kandidiert hatte, konnte dennoch einige gemeinsame erfolgreiche Projekte zum Besten geben. Ein besonders schönes Geschenk hatte Heike Biancorosso dabei. Die Leiterin des Kindergartens "Am Krebsbach" überreichte Grether ein kunterbuntes "Kunstwerk", das die Kinder gemalt hatten.
Aufgrund der Corona-Verordnungen fielen die üblichen Häppchen und Sekt zwar aus, dennoch nahm der eine oder andere Besucher die Möglichkeit wahr, sich noch einmal persönlich von der Bürgermeisterin zu verabschieden.