Manche warten sehnlichst auf den Piks in den Arm, andere warten ab oder möchten bewusst darauf verzichten. Wer einen Impftermin möchte, muss sich unter Telefon 116 117 oder unter www.impfterminservice.de selbst darum kümmern. Symbolfoto: iStock
Von Christian Beck
Sinsheim. Wann geht es mit den Impfungen in Sinsheim los? Wie laufen die Vorbereitungen? Wo wurde bereits geimpft? Wie klappt es, wenn jemand einen Termin vereinbaren möchte? Wer lässt sich überhaupt impfen? Und gibt es genug Impfstoff? Die RNZ fragte nach.
> Impfstoff: "Leider haben wir nicht so viel Impfstoff, wie wir theoretisch verimpfen könnten", teilt Claudia Krüger, Pressesprecherin beim Landessozialministerium, auf Anfrage mit. "Damit zieht sich der Prozess der Impfung der Gruppe der höchsten Priorität noch etwas hin. Dennoch sind wir zufrieden mit dem Impfstart und freuen uns darüber, dass wir bereits einen hohen Anteil Hochaltriger und Pflegeheimbewohner impfen konnten."
> In den Sinsheimer Pflegeheimen ging es mit den Impfungen teilweise schon los: Am Sonntag war ein Impfteam im ASB-Heim, erklärte Mitarbeiterin Mona Raugust auf Nachfrage. Ein zweiter Impftermin soll voraussichtlich in drei Wochen folgen. In anderen Heimen laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren, beispielsweise im Katharinenstift. Dessen Leiterin Christina Langer hat deshalb ihren Urlaub verschoben und die vergangenen Tage vor allem am Telefon verbracht. Denn bevor ein mobiles Team vor Ort kommt, um Bewohner und Angestellte zu impfen, musste sie einiges klären. Neben organisatorischen Aspekten wie einem Laufzettel oder einer elektronischen Impfmappe ging es dabei vor allem um die Frage, wer sich impfen lassen möchte.
Kann ein Bewohner dies nicht selbst entscheiden, beispielsweise, weil er dement ist, übernimmt dies sein Betreuer. Manchmal handelt es sich dabei um einen Angehörigen. 80 Bewohner hat das Katharinenstift, hinzu kommen noch einmal so viele Mitarbeiter. Rund 160 ausführliche Gespräche also. "Das ist ein Mehraufwand. Aber den mache ich gerne", sagt Langer dazu. Im GRN-Betreuungszentrum, häufig "Kreispflege" genannt, sind die Vorbereitungen laut Pressesprecherin Laura Berger ebenfalls abgeschlossen. Geimpft werden könne dort aber momentan nicht, da die mobilen Impfteams keine Einrichtungen mit akutem Ausbruchsgeschehen anfahren. Dies sei dort aktuell der Fall (siehe Bericht links).
> Mitarbeiter der Sinsheimer Klinik wurden teilweise ebenfalls schon geimpft. Am 28. Dezember sowie am 1. und 3. Januar seien aus den Bereichen der Zentralen Notaufnahme, der Isolierstation und der Intensivstation aller vier GRN-Kliniken über 500 von insgesamt über 3400 Mitarbeitern im zentralen Impfzentrum in Heidelberg geimpft worden. "Weitere Impfungen oder Impftermine sind davon abhängig, wie viele Impfdosen zur Verfügung stehen und wie schnell die Personen aus der höchsten Priorität geimpft sind. Hierzu warten wir auf weitere Informationen", teilt Berger mit.
> Wer will sich impfen lassen? Einige, aber nicht alle. Im ASB-Heim sind es laut Raugust deutlich über die Hälfte der 62 Bewohner gewesen. Manche Bewohner, Betreuer oder Mitarbeiter des Katharinenstifts hätten eine Impfung abgelehnt, erzählt Langer. Manche mit einem abwartenden "noch nicht", andere mit einem kategorischen "überhaupt nicht". "Jedes ,nein‘ hat mich echt überrascht", räumt Langer ein. Zumal sich auch Mitglieder einer Risikogruppe darunter befänden. Und es zudem in Pflegeberufen Pflicht sei, sich gegen manche Krankheiten impfen zu lassen, beispielsweise Hepatitis. "Ich freue mich über jeden, der sich impfen lässt", erklärt die Leiterin mit Verweis auf die Herdenimmunität, die nur erreicht wird, wenn genug Leute mitmachen. Doch die Entscheidung liege natürlich bei jedem Einzelnen. Und für die Impfaufklärung sei auch kein Mitarbeiter des Katharinenstifts zuständig, sondern ein Arzt, betont Langer.
> Wo wird wann geimpft? Bislang in Betrieb gegangen sind die zentralen Impfzentren, beispielsweise in Heidelberg und Mannheim. Von dort starten auch die mobilen Impfteams, die in die Pflegeheime kommen. Die Kreisimpfzentren, darunter fällt auch jenes in der Breiten Seite in Sinsheim, sollen am 15. Januar die ersten Impfwilligen empfangen. "Die geringen Impfstoffmengen werden jedoch dazu führen, dass die Kreisimpfzentren zunächst nur sehr wenig Impfstoff zur Verfügung haben", sagt Krüger vom Landessozialministerium dazu.
> Schwierig ist es offenbar für manche ältere Menschen, einen Impftermin zu vereinbaren. Dies ist im Internet unter www.impfterminservice.de oder unter Telefon 116.117 möglich. Doch wer anruft, höre zunächst eine Tonbandansage und müsse mehrfach Telefon-Tasten drücken, um zum richtigen Ansprechpartner zu kommen, berichtet Frank Löb aus Sinsheim. "Wie soll das ein älterer Mensch hinbekommen? Mein Schwiegervater ist 98 und dazu nicht in der Lage", bemängelt er. Also übernahm er selbst den Anruf.
Als er durchkam, habe ihm ein Mitarbeiter mitgeteilt, dass es keinen Impfstoff mehr gibt. Er solle in einigen Tagen noch einmal anrufen. Was bei Löbs’ Schwiegervater erschwerend hinzukommt: Er lebt in einer Einrichtung des betreuten Wohnens. Doch während Pflegeheime von mobilen Impfteams besucht werden, ist dies im betreuten Wohnen oder in der Kurzzeitpflege nicht der Fall. "Es wäre gut, wenn diese Leute angerufen würden", findet Löb. Vorgesehen ist das in Baden-Württemberg bisher nicht.
> Was ändert sich nach der Impfung: Zunächst wenig. "Jedem ist klar, dass uns die Schutzmaßnahmen weiter begleiten", erklärt Raugust. Im Krankenhaus und im Betreuungszentrum gilt laut Berger weiterhin: Mund-Nasen-Schutz tragen, Abstand halten und Hände desinfizieren. "Schließlich gibt der Impfschutz derzeit noch keine Sicherheit darüber, ob man den Virus an Dritte übertragen kann", teilt die Pressesprecherin mit. Die Impfungen würden im ASB-Heim aber als "Lichtblick" empfunden, betont Raugust. Die Bewohner hätten diese sehr positiv aufgenommen.