Stehen in der Kritik: Das SWR-Fernsehen hat in einem fast einstündigen Beitrag berichtet, dass die Mülleinlagerung ein lukrativer Hauptgeschäftszweig des Heilbronner Salzbergwerks sei. Foto: Brigitte Fritz-Kador
Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Ein Film im SWR, in der Reihe "Odysso" über die Einlagerungen im Heilbronner Salzbergwerk am 11. Juli gesendet, hat erneut Diskussionen zu diesem Thema hervorgerufen. In dem fast einstündigen Beitrag wurde über Mülleinlagerung als lukrativer Hauptgeschäftszweig der Südwestdeutsche Salzwerke (SWS) berichtet. Dabei kamen vor allem die Kritiker zu Wort, unter ihnen der Schweizer Geologe und Fachmann Marcos Buser.
Dass in dem Film ausschließlich der Terminus "Giftmüll" verwendet wurde, ohne ihn genauer zu definieren, war eine der Schwachstellen des Beitrages. Bei der SWS unterscheidet man zwischen "Giftmüll" und "Sondermüll", das hätte geklärt werden müssen. Allerdings zeigten sich die SWS nicht sehr kooperativ. So hieß es, den Filmemachern seien neue Aufnahmen unter Tage nicht gestattet worden - und vor allem auch nicht der uneingeschränkte Zugang zu einem Gutachten zur Bergwerkssicherheit.
Erst nach längerem Drängen habe man Einsicht erhalten, allerdings mit geschwärzten Stellen, auch Stellungnahmen seien verweigert worden. Den Filmemachern ging es vor allem um die Darstellung der latenten Gefahr eines Wassereinbruchs und dessen Folgen.
Der restriktive Umgang mit der Öffentlichkeit bei den SWS war schon mal ein anderer. So etwa, als 2013, beziehungsweise 2014 im Nachgang zu einem aufsehenerregenden Stollenabbruch im Bereich der Einlagerungen, letztlich doch offensiver informiert wurde, unter anderem mit einer Ortsbesichtigung für die Presse und einer umfangreichen Vor-Ort-Erläuterung des von der Aufsichtsbehörde, dem Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau in Freiburg, ausgelösten Gutachten. Dieses schloss einen Wassereinbruch aus. Marcos Buser war da ganz anderer Auffassung.
In der Schweiz wird das Thema Müll besonders intensiv behandelt, auch weil es sich dabei um eine "Goldgrube" handelt. Die Rückgewinnung wertvoller Stoffe nach Verbrennung wird hier pro Jahr auf 65.000 Tonnen Eisen, 15.000 Tonnen Aluminium, 4000 Tonnen Kupfer, 1500 Tonnen Zink, sechs Tonnen Silber und 300 Kilogramm Gold beziffert. Allein das Gold habe einen Wert von mehr als zwölf Millionen Franken. Der Rest, die Schlacken und Filterstäube, kommt nach Heilbronn.
Auch wenn in dem Film gelegentlich Äpfel mit Birnen verglichen wurden, etwa wenn man das Heilbronner Salzbergwerk mit dem Atommüll-Endlager "Asse" gleichsetzt, so sind die Einwände und Mahnungen von Buser nicht einfach vom Tisch zu wischen. In seiner Kritik an der Einlagerung gefährlicher Abfälle in alten Salzbergwerken ("Wir müssen gerade im Abfallbereich gezielt immer wieder von Worst-Case-Situationen ausgehen bei diesen alten Bergwerken") beschwört er vor allem die zunehmenden Gefahr, dass ein solches Bergwerk geflutet wird.
"Historische" Hinweise auf solche Vorkommnisse, auch beim Heilbronner Salzbergwerk, fehlen nicht. Im Juli 2013 strahlte der Westdeutsche Rundfunk in der Wissenschaftssendung "Quarks" einen Beitrag über "die giftigsten Orte Deutschlands" aus, darin wurden als solche unter anderem das Kalibergwerk Herfa-Neurode und das Salzbergwerk Heilbronn genannt.
Einer der ältesten, unermüdlichsten und auch grundsätzlichen Gegner von Einlagerungen in Bergwerke in Heilbronn und Bad Friedrichshall-Kochendorf ist der Heilbronner Studienrat i.R. und frisch gewählte Stadtrat ("Die Linke") Erhard Jöst, der unter anderem auch deshalb mit seiner früheren Partei, der SPD (er hat sie inzwischen verlassen) über Kreuz lag.
Verärgert darüber, dass der SWR-Bericht öffentlich kritisiert wurde, kündigte er jetzt an, dass der Kreisverband seiner Partei nicht nur eine gesellschaftliche Diskussion zu diesem Thema wünsche, "bei der alle Seiten ihre Position darstellen können", auch weil dies die kommende Generationen betreffe, sondern er auch eine Veranstaltung mit Marcos Buser organisieren will. "Gerne werden wir dazu auch Vertreter der SWS-AG einladen" heißt es von Seiten Jösts, "damit jegliche Einseitigkeit - auch in der medialen Berichterstattung - unterbleibt."