Mit 24 Achsen durch den Kreisverkehr
Ein Schwertransport brachte einen Großtransformator von Schwaigern ins Umspannwerk Großgartach - Nutzung für "Südlink" geplant
Von Christian Beck
Schwaigern/Leingarten-Großgartach. Über das Erdkabel "Südlink" soll die aus Windkraft erzeugte Energie mit 525 Kilovolt bis ins Umspannwerk Großgartach fließen. Dort soll sie dann mit Hilfe von Transformatoren auf 220 Kilovolt umgewandelt werden. Ein solcher wurde nun bei einem nächtlichen Schwertransport vom Schwaigerner Bahnhof in eben jenes Umspannwerk gebracht. Einige Schaulustige begleiteten die mehrstündige Aktion.
Los geht es dabei mit über einer halben Stunde Verspätung: Mehrere Autos stehen im Haltverbot, der Transport kommt deshalb nicht am Dachvorsprung des ehemaligen Güterschuppens am Bahnhof vorbei. Die Polizei kann schließlich die Halter ausfindig machen, der Abschleppdienst muss nicht ran. "Das ist bei fast jedem Transport so", berichtet David Moser, Pressesprecher der zuständigen Transnet BW, mit einem etwas gequälten Lächeln.
Doch dann setzt sich der Zug in Bewegung: Vorne und hinten eine Zugmaschine mit je 650 PS, dazwischen zwei Anhänger mit insgesamt 24 Achsen. Und zwischen den Anhängern hängt die Fracht, ein 280 Tonnen schwerer und zwischen vier und fünf Millionen Euro teurer Großtransformator. Gebaut wurde er bei Siemens in Nürnberg, von dort rollte er auf der Schiene bis nach Schwaigern.
Doch wie so oft ist es das letzte Stück, was am kniffeligsten zu bewerkstelligen ist: Mehrere Fahrzeuge, darunter Polizeistreifen, begleiten den Transport. Er führt vom Bahnhof an Wohnhäusern vorbei und macht dann nach wenigen hundert Metern zunächst einmal eine längere Pause. Denn der Zug am Bahnübergang muss erst passieren. Am Bahnübergang muss der 71 Meter lange Transport dann mehrfach rangieren, bis er in den Kreisverkehr einbiegt. Auch hier ist Feingefühl gefragt, langsam bewegt sich der 500 Tonnen schwere Koloss vorwärts. Es knirscht, es ruckelt, doch es passt. Zwei Einweiser haben die sensiblen Stellen stets im Blick und kommunizieren mit den Fahrern über Funk.
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Es folgen noch ein weiterer Bahnübergang und eine Passage im Industriegebiet Süd in Leingarten, die ebenfalls kniffelig ist: Auf einer Wiese wurden Gummimatten ausgelegt, sodass der Transport aus einer Sackgasse herauskommt. Denn die eigentlich komfortable B 292 kann bei diesem Unterfangen nicht befahren werden, wie der verantwortliche Transportingenieur Ulrich Schmidtke erklärt: "Dort befinden sich zwei Brücken, die für diese Achslast nicht ausgelegt sind." Also muss der Transport außenrum fahren. Mit maximal 20 Kilometer pro Stunde legt er die neueinhalb Kilometer zurück. Meist geht es aber deutlich langsamer voran.
Trotz verhältnismäßig kühler Temperaturen stehen einige Schaulustige am Straßenrand. Hin und wieder erinnert die Polizei an das Corona-bedingte Abstandsgebot. Gegen 3.30 Uhr trifft der Schwertransport dann am Umspannwerk ein. Laut Moser ist alles gut verlaufen, es hat lediglich eineinhalb Stunden länger gedauert.
Der Großtransformator wird nun vor Ort endmontiert und angeschlossen. Er wird dann über 18 Meter lang, 6,3 Meter breit und 10,8 Meter hoch sein. Drei Trafos betreibt Transnet BW im Umspannwerk Großgartach, der neue Trafo ersetzt einen alten. Er erhöht voraussichtlich ab dem kommenden Jahr die Einspeisekapazität vom Transport- ins Verteilnetz. Bis er die über das Erdkabel "Südlink" transportierte Energie umwandelt, wird es aber noch dauern: Voraussichtlich im Jahr 2026 soll laut Moser das große Infrastrukturprojekt in Betrieb genommen werden.