Von Friedemann Orths
Eschelbronn. Nach den Corona-Fällen in der Kindertagesstätte "Die Holzwürmer" (siehe unten) wird teilweise Kritik an der Gemeinde, die Trägerin der Einrichtung ist, laut: Ein "besorgter Vater", wie sich der anonyme Schreiber nennt, kritisiert das Hygienekonzept in der Einrichtung mit 120 Betreuungsplätzen und die seiner Meinung nach zu späte Schließung der Einrichtung am 16. März.
Derweil verzeichnet die Gemeinde einen weiteren Anstieg bei den Corona-Fallzahlen: Wie Bürgermeister Marco Siesing der RNZ mitteilte, stiegen die Infektionen von 19 am Montag auf 31 am Dienstagnachmittag. Die Gemeinden bekommen die positiven Fälle vom Gesundheitsamt immer etwas früher gemeldet, weshalb auf dem Dashboard des Gesundheitsamts am Dienstag "nur" drei neue Fälle angezeigt wurden.
Wie berichtet, war eine Erzieherin am 11. März positiv getestet worden, später war bei ihr die britische Virus-Variante festgestellt worden, die als deutlich ansteckender, also gefährlicher gilt. In diesem Zusammenhang bemängelt der Mann, der nach eigener Angabe selbst Kinder in der Kita und der Grundschule hat, dass eine zweite Erzieherin am 15. März positiv auf Corona getestet wurde. Die Frau habe in einer mehrere 100 Meter vom Haupthaus entfernten Außengruppe gearbeitet; der Vater vermutet offenbar, dass sich die Frau im Haupthaus angesteckt hat, obwohl sie dort nicht hätte sein sollen. Zudem fragt der Mann: "Wie kann es sein, dass trotz positiven Falls vom 11. März noch am 15. März ein Seminartag mit allen Erziehern im Haupthaus stattgefunden hat?"
Siesing kann die Kritik am Hygienekonzept "so nicht bestätigen". Als Vater, der ebenfalls ein Kind im Kindergartenalter hat, versteht er, dass sich die Eltern sorgen. Dass sich eine Erzieherin der Außengruppe infiziert hat, könne man sich "nicht erklären", beziehungsweise man wisse nicht, wo oder bei wem sich die Frau infiziert habe. Die Ansteckung könne auch "woanders herkommen", beispielsweise aus der Familie. "Wir tappen im Dunkeln", sagt Siesing zu dem Fall in der Außengruppe.
Die Gemeinde als Träger der "Holzwürmer" achte "da sehr drauf", dass das Hygienekonzept eingehalten werde: Das Konzept orientiert sich laut Bürgermeister an den Richtlinien, die der Arbeitsschutz vorgibt. Die Betreuerinnen und Betreuer trügen immer eine Maske, wenn sie mit anderen Erziehern Kontakt hätten oder wenn sie außerhalb der Gruppenräume seien. In diesen Räumen müssen die Erzieherinnen keine Maske tragen, das würde so aber auch nicht in den Richtlinien vorgegeben, sagt Siesing. Zudem achte man ständig auf Abstand, desinfiziere regelmäßig die Hände und lüfte.
Was den Seminartag am 15. März angeht, betont der Bürgermeister, dass alle Anwesenden zuvor von einer Ärztin schnellgetestet wurden. Das Seminar habe lediglich rund 30 Minuten gedauert, weil auch nur maximal die Hälfte der rund 20 Erzieherinnen und Erzieher gekommen sei. Da die Veranstaltung dann wenig Sinn ergeben hätte, habe die Seminarleitung das Treffen abgesagt. Auch hier habe man aber regelmäßig gelüftet, Abstand gehalten und die ganze Zeit Masken getragen. "Es ist alles hygienekonform gelaufen", beteuert Siesing. Er ist sich sicher, dass die weiteren Infektionen "nicht am Seminartag" lagen, denn der zu diesem Zeitpunkt einzige bekannte Fall sei dann schon in Quarantäne gewesen.
Strengere Vorgaben vonseiten der Behörden hätte sich Siesing nicht gewünscht. In Kitas sei die Situation aufgrund der Vorsichtsmaßnahmen zur Eindämmung des Virus schon schwierig genug. Manche Kinder hätten Angst vor Erziehern, die Masken tragen. Wer sich Sorgen um sein Kind macht, könnte es auch zu Hause lassen. Für jeden bestehe da ein Stück Eigenverantwortung, findet der Bürgermeister: "100-prozentige Sicherheit gibt es nicht."
Auf den Vorwurf, dass die Kindertagesstätte zu spät geschlossen worden sei, nämlich erst, nachdem der zweite Fall der britischen Virus-Variante bei der Erzieherin festgestellt wurde, sagt Siesing, dass die Entscheidung vom Gesundheitsamt getroffen wurde. Da sei man als Träger "völlig raus". Das Verhalten des Amtes entspreche der "gängigen Vorgehensweise", so sei es beispielsweise auch bei Corona-Infektionen Mitte Februar in einer Bammentaler Kita gewesen.
Von den 31 Fällen in der knapp 2700-Einwohnergemeinde sind momentan drei Schüler der Schlosswiesenschule Corona-positiv; es ist laut dem Bürgermeister auch mindestens eine Familie betroffen, bei der beide Eltern sowie das Kind positiv getestet wurden: "Das Kind geht in die Schule – nicht in die Kita – und hat auch keinen Kontakt dahin", teilt Siesing mit. Die weiteren Fälle stammten ebenfalls nicht aus dem Kita-Umfeld. Der Infektionsweg lasse sich "bisher nicht nachvollziehen", und das Gesundheitsamt spricht laut Bürgermeister von einem "diffusen Infektionsgeschehen" im Schreinerdorf.
In der Kindertagesstätte "Die Holzwürmer" ist ein weiterer Fall hinzugekommen, dort sind jetzt elf Kinder und sechs Erzieherinnen positiv getestet worden. Den Erkrankten geht es laut Siesing den Umständen entsprechend: Erkältungssymptome, Fieber oder auch Fälle, bei denen keinerlei Symptome aufgetaucht sind. Bislang sind dem Bürgermeister keine schweren Verläufe bekannt.
Die Leiterin des Kindergartens, Jeannette Range, ließ über den Bürgermeister mitteilen, dass sie "sehr betroffen" darüber ist, "dass es trotz Einhaltung des Hygienekonzepts nun positive Fälle" gibt. "Ich hoffe, dass sich alle Kranken wieder rasch und vollständig erholen." Gerade zur Osterzeit besorge es, "wenn Familien im Vorfeld in Quarantäne verweilen müssen". So lange versuche man, mit den Familien in Kontakt zu bleiben.
Update: Dienstag, 23. März 2021, 18.30 Uhr
Corona-Fälle in Kita und Schule lassen Zahlen steigen
Corona-Infektionen sind für die Gemeinde "ein Kraftakt". Die zehn neuen Fälle sind bis auf einen auf die Kindertagesstätte zurückzuführen. Auch zwei Schulklassen sind in Quarantäne.
Eschelbronn. (fro) Die Corona-Fälle in der Kindertagesstätte "Die Holzwürmer" haben für einen deutlichen Anstieg der Zahlen im Schreinerdorf gesorgt. Über das Wochenende hat sich die Zahl der Corona-positiven Eschelbronner von neun auf 19 erhöht, wie das Gesundheitsamt des Rhein-Neckar-Kreises am Montag gemeldet hat. Von den zehn Neuinfektionen ist nur eine nicht der Kindertagesstätte zuzuordnen, wie Bürgermeister Marco Siesing der RNZ mitteilt. Eine Erzieherin war am 11. März positiv getestet worden, später wurde auch die britische Virus-Variante bei ihr festgestellt. Wegen weiterer Fälle wurde die Kita dann am Dienstag vergangener Woche vom Gesundheitsamt geschlossen.
"Wir gehen von einer Steigerung aus", sagt Siesing zu den Zahlen. Momentan sind zehn Kinder, die die Tagesstätte besuchen, und sechs Erzieher der Einrichtung Corona-positiv. Da man aber Kleinkinder nicht von ihren Eltern isolieren kann, rechnet man nun mit weiteren Fällen. Bei einer "überwiegenden Anzahl der Erzieherinnen" sei außerdem die britische Virus-Variante festgestellt worden, die "extrem auf dem Vormarsch" sei, wie Siesing vermutet. Das Gesundheitsamt habe alle Kontaktlisten, die die Einrichtung führt, übermittelt bekommen und ordne jetzt Corona-Tests für alle betroffenen Familien an.
Insgesamt haben "Die Holzwürmer" eine Kapazität von 120 Kindern. Dort arbeiten 23 Erzieherinnen und Erzieher. Den Betroffenen geht es laut Siesing weiterhin relativ gut, viele zeigten "die üblichen Erkältungssymptome" oder "auch mal Fieber". Bislang seien es also glücklicherweise "normale Verläufe". Manche hätten sogar überhaupt keine Symptome.
Zwei Tage nach der Kita-Schließung wurden am vergangenen Donnerstag dann die ersten Kinder positiv getestet, berichtet Siesing. Am Freitag wurde schließlich die 2. Klasse der Schlosswiesenschule in Quarantäne geschickt, weil sich das Kind bei seinem Geschwisterteil, das in die Kita gegangen ist, angesteckt hat. Am Montag traf es dann die 4. Klasse, ebenfalls wegen eines Falls, der auf die Kita zurückzuführen ist.
"Wenn alles positiv läuft", also wenn kein Kind mehr positiv getestet werden sollte, könnten "Die Holzwürmer" am 26. März wieder öffnen. Es gibt allerdings auch Gruppen, die noch länger in Quarantäne müssen. Siesing geht aber nicht davon aus, dass man so schnell wieder aufmachen kann. Man werde die Kita selbstverständlich auch erst dann wieder öffnen können, "wenn das Thema durch ist".
Für die Verwaltung des 2600-Einwohner-Dorfes ist das Krisenmanagement momentan "ein Kraftakt", erzählt der Bürgermeister. Man sei "eigentlich fulltime" damit beschäftigt. Am Wochenende hat Siesing "permanent gearbeitet", die Eltern hätten verständlicherweise großen Informationsbedarf. Trotzdem seien alle Eschelbronner "sehr einsichtig und entspannt", kann der Bürgermeister berichten.
Die Gemeinde hat jetzt für die Kita-Kinder, die zu Hause bleiben müssen, ein kleines Bastelpaket geschnürt, "mit warmen Worten der Erzieher", sagt Siesing. Kinder und Erzieher würden sich alle vermissen, weshalb es wichtig sei, so Kontakt zu halten. Man wolle den Kindern nicht das Gefühl geben, dass sie alleine bleiben.