Auch deutsche Wertarbeit muss irgendwann erneuert werden: Die Eisenbahnüberführung am Schwimmbadweg stammt aus dem Jahr 1869. Für den Straßenverkehr soll es an der Engstelle künftig deutlich luftiger werden. Foto: Christian Beck
Von Christian Beck
Sinsheim. Sowohl in der Höhe als auch in der Breite bietet sie kaum Platz. Und der Zahn der Zeit kommt noch hinzu: Im Jahr 1869 wurde sie gebaut, zuletzt 1925 erneuert. Bei der Eisenbahnüberführung am Schwimmbadweg muss sich also bald etwas tun. Das sieht auch die Bahn so, in deren Eigentum sich das Bauwerk befindet. Doch wenn dort schon Hand angelegt wird, sollte die Überführung für den Straßenverkehr verbessert werden - so hat es der Gemeinderat beschlossen.
Hintergrund der Diskussion: Die so genannte lichte Höhe liegt bei lediglich 2,60 Meter, die Engstelle ist nur einspurig befahrbar und zudem unübersichtlich. Die erste Variante, die Bernd Kippenhan, Leiter des Amts für Infrastruktur, den Räten präsentierte, schied deshalb schnell aus: Ihr zu Folge könnte die Bahn das Bauwerk mit den gleichen Maßen neu bauen, die Stadt müsste dafür keinen Cent bezahlen. "Wenn die Brücke auch wieder 100 Jahre hält, sollten wir überlegen, was gebraucht wird", befand Harald Gmelin, Sprecher der Freien Wähler.
Einig waren sich die Gemeinderäte, dass es dort künftig zwei entgegenkommenden Fahrzeugen möglich sein muss, gleichzeitig durchzufahren. Bei der Höhe wurde jedoch diskutiert: Wohnmobile sollten auf jeden Fall von der Neulandstraße über den Schwimmbadweg zum Wohnmobilstellplatz gelangen können, betonte Gmelin. Doch dazu muss der Verlauf der Straße vertieft werden. "Das Ding hat einen Haken", warf jedoch CDU-Sprecher Friedhelm Zoller ein: Würden auch große Lkw unter der Eisenbahnbrücke durchpassen, stünden sie vielleicht in Zukunft nicht mehr beim Autohof Kolb, sondern beim Freibadparkplatz. Alex Riederer von den Grünen sprach sich deutlich gegen Schwerverkehr auf dieser Route aus.
Auch Jürgen Schön (SPD) zeigte sich skeptisch: Wolle man den Straßenverlauf vertiefen, werde dies aufgrund des niedrigen Grundwasserspiegels wohl sehr aufwendig. "Das ist uns bekannt", erklärte Kippenhan auf RNZ-Nachfrage. Er betonte aber auch: "Wir gehen nicht so tief runter wie in der Friedrichstraße."
Bei einer Gegenstimme und vier Enthaltungen einigte sich der Gemeinderat schließlich auf die so genannte Maximallösung für den Ausbau. Sie sieht vor, dass der Bereich für den Straßenverkehr von momentan 5,40 auf künftig 6,50 Meter aufgeweitet wird. Die lichte Höhe wächst auf 4,50 Meter.
Fußgänger und Radfahrer sollen dann auf einem baulich getrennten Bereich unter der Bahntrasse durch: Sie können einen so genannten gewässerbegleitenden Unterhaltungsweg nutzen. Denn der Ilvesbach, der momentan verdohlt unter der Brücke hindurchläuft, soll künftig offen fließen. Laut Kippenhan wird er im Zuge des Ausbaus zum Hochwasserschutz von fünf auf zehn Kubikmeter Durchlass pro Sekunde aufgeweitet. Der momentan laufende Ausbau des Bachs zwischen Schwimmbad und Unterführung soll somit weitergeführt werden.
Das allerdings stellt laut Kippenhan noch keinen ausreichenden Schutz vor Hochwasser sicher: Zwischen der Eisenbahnunterführung und der Neulandstraße werde deshalb in den nächsten zwei bis vier Jahren ein Rückhaltebecken oder eine Aufstauung mit Überschlag in den Wiesentalpolder fertiggestellt.
Diese Maßnahme käme der neuen Eisenbahnüberführung wahrscheinlich zuvor: "Vier bis fünf Jahre" könne es laut Kippenhan noch dauern, bis die Bahn die Bagger anrücken lässt. Diese plant laut einem Erläuterungsbericht die "weitgehende Aufrechterhaltung des Eisenbahnbetriebs während der Baudurchführung". Die Gesamtkosten werden auf vier Millionen Euro geschätzt, davon entfallen voraussichtlich 2,3 Millionen Euro auf Sinsheim und weitere 40.000 Euro auf den Zweckverband Hochwasserschutz. Bis der Bau beginne, sei allerdings mit deutlichen Preissteigerungen zu rechnen, ergänzt Bernd Kippenhan.