Der Größte und die Kleinsten: Nico (16), Mira (7, r.) und die kleine Sarah (2) mit ihrer neuesten Zeichnung. Foto: Gabriele Schneider
Sinsheim-Hammerau. (gab) Die Familie Tremmel aus der Hammerau bei Weiler hat mittlerweile die ersten Wochen "Schule daheim" und fast schon die ganzen Osterferien hinter sich gebracht. Familie Tremmel, das sind Mama, Papa, die Schulkinder Nico (16), Ronja (14), Jason (12), Benjamin (10) und Mira (7), sowie Sarah (2), die im Sommer in den Kindergarten kommt. Mama Jeannette bleibt die ganze Corona-Zeit über daheim bei ihren sechs Kindern, betreut und motiviert sie beim "Home schooling" und in der Freizeit.
Ein gut geregelter Ablauf ist dabei vonnöten, weiß Jeannette Tremmel. "Die Motivation der Kinder ist inzwischen sehr durchwachsen", berichtet sie nach den ersten Wochen, "sie schwankt täglich." Aber die Kinder lernen jeden Tag das Pensum, das ihnen von ihren Lehrern aufgegeben wird. Ausgerechnet Erstklässlerin Mira muss am meisten ran, da sie die meisten Aufgaben bekommt. Auch in Sachen Freizeit wird die anfängliche Euphorie, draußen, dabei aber allein unter Geschwistern, herumzutollen, immer kleiner: "Sogar Garten und Wald werden halt irgendwann langweilig", weiß die Mama.
Und die Osterferien, die gerade noch laufen? Die finden ebenfalls daheim statt. Denn Ausflüge in die Region, in Parks oder Zoos, müssen wegen Corona ausfallen. "Aber in den Ferien soll ja trotzdem irgendwas anders sein als an Schultagen und an Wochenenden", betont Jeannette Tremmel. Zur Unterhaltung legte der Osterhase den Kindern inzwischen ein Disney-Plus-Abo ins Nest. Und auch für draußen gab es ein Programm, an dem sich alle beteiligten: "Wir haben unseren Gehweg neu gemacht", freut sich die Mutter .
Wann die vier Schulen, die die Kinder besuchen – die Grundschule Hilsbach-Weiler, die Theodor-Heuss-Gemeinschaftsschule und das Berufsschulzentrum Sinsheim sowie die Stephen-Hawking-Schule Neckargemünd – und Miras Hort nach den Ferien wieder öffnen, stehe noch in den Sternen, sagt Mutter und Elternbeirätin Jeannette Tremmel, und sei bislang nicht abseh- und einschätzbar.
Einzig sicher ist, dass Nicos Abschlussprüfungen ein wenig nach hinten verschoben wurden. Der 16-Jährige hat ein bisschen Angst, dass er vielleicht gleich am ersten Schultag eine Prüfung schreiben muss. Sein Abschlusszeugnis erhält er dann per Post, das wurde ihm bereits mitgeteilt. "Die Ungewissheit, wann und wie es weitergeht, nagt an uns allen", erklärt Jeannette Tremmel. Mira etwa habe neulich geweint und gesagt, sie würde gern "auf alles verzichten", wenn sie endlich zur Schule gehen und auch Freunde treffen könnte.
Es sei schlimm, als Eltern nichts zu wissen, denn Kinder gingen davon aus, dass Eltern alles wüssten. Insgesamt werde es für Kinder aktuell immer schwieriger, mit der Lage umzugehen. Auch damit, dass nicht jeder Internet habe, denn manche Lehrer reagierten darauf nicht. "Da fehlt dann die Chancengleichheit", findet Jeannette Tremmel, die seit Februar für die Sinsheimer Gemeinschaftsschulen Teil des Landes-Elternbeirats ist. Die allgemeine Unsicherheit überschatte gerade alles. Und Tremmels Internet "am Rande des Funklochs" macht den bildungshungrigen Schülern weiterhin zu schaffen. Die beiden Großen haben die Eltern daher mittlerweile "auf ein höheres Datenvolumen umgestellt".
Und was ist es, was die Mutter der sechs Kinder derzeit besonders genießt? "Es ist kaum vorstellbar, aber das Einkaufen für unsere achtköpfige Familie empfinde ich gerade wie eine entspannende Auszeit." Und das, obwohl es nach wie vor nicht zu den leichtesten Übungen gehöre, genügend Nudeln für alle zu bekommen. "Da fühlt es sich dann schon etwas ironisch an, wenn man irgendwo liest, Eltern könnten mit ihren Kindern als Freizeitbeschäftigung ja Makkaronibilder kleben."
Im August plant die Familie, Camping in Spanien zu machen. Und die Mama träumt ganz besonders hiervon: "Ich würde gern ein paar Wochen ganz allein auf dem Jakobsweg pilgern."