Seit einigen Wochen sind die Kreisimpfzentren in Baden-Württemberg in Betrieb. Das KIZ des Landkreises Heilbronn wurde in Ilsfeld-Auenstein eingerichtet. Zu den freiwilligen Helfern vor Ort gehören auch Mitarbeiter der Bad Rappenauer Stadtverwaltung. Symbolbild: dpa
Von Falk-Stéphane Dezort
Bad Rappenau/Ilsfeld. Vor einigen Wochen haben bundesweit die Kreisimpfzentren (KIZ) ihren Betrieb aufgenommen – so auch die Einrichtung des Landkreises Heilbronn in der Tiefenbachhalle in Ilsfeld-Auenstein. Damit das Impfaufkommen auch reibungslos über die Bühne gehen kann, sind Bund und Land auf zahlreiche Freiwillige angewiesen, die im KIZ aushelfen. Denn pro Schicht sind rund 50 Mitarbeitende im Dienst. Einige der Helfer kommen auch aus Bad Rappenau. Neben 20 Mitarbeitern des seit Monaten geschlossenen "Rappsodie"-Bades helfen auch Angestellte der Stadtverwaltung in Ilsfeld aus. Darunter auch Birgit Böhm vom Haupt- und Sonja Philipp aus dem Rechnungsamt.
"Wir haben bisher nur gute Erfahrungen gemacht", berichtet Philipp von ihren Einsätzen im Landkreis KIZ. "Es ist super organisiert. Ich habe mich direkt wohl gefühlt. Die Leute dort wussten, was Sache ist und was sie taten." Auch von den Patienten habe sie bisher nur positives Feedback erhalten, sagt Philipp, die im KIZ dafür eingesetzt wird, den eigentlichen Impfvorgang zu dokumentieren. "Sie waren alle dankbar, dass es weitergeht." Und Böhm fügt hinzu: "Es ist eine positive, euphorische Stimmung dort." Auch das Team funktioniere gut zusammen, und es mache Spaß dort auszuhelfen. "Das hat mich auch beflügelt da hin zu gehen", freut sich Philipp über die warme Atmosphäre vor Ort.
Die Patienten seien äußerst glücklich, dass sie einen der begehrten Impftermine ergattern konnten. Denn, da der Impfstoff noch knapp ist, ist das KIZ in Ilsfeld momentan nur ein Mal in der Woche geöffnet. "Das ist so schade, wir könnten sieben Tage die Woche impfen", bedauert Philipp. Bei Vollauslastung sollen in der Tiefenbachhalle bis zu 800 Menschen pro Tag geimpft werden können.
Doch bevor es zur Impfung gehen kann, sind vor Ort noch einige Schritte abzuhaken – den ersten bei Böhm. Sie sitzt an der Registrierung und schaut, ob die angemeldete Person auch tatsächlich ein "Impfling", also impfberechtigt, ist. Bisher habe es keine gravierenden Vorfälle gegeben. "Es lief alles so, wie es sein soll", sagt Böhm. Aber sie berichtet auch von einem Fall, bei dem es "etwas schwieriger" gewesen sei. Letztendlich Bedarf es eines Anrufs beim Zentrumsleiter, der binnen weniger Augenblicke am Empfang war und die Situation klären konnte. Der "Impfling" musste dann am Ende ohne Impfung die Heimreise antreten. "Das fühlt sich dann nicht so gut an", erzählt Böhm. "Aber es gibt eine klare Liste. Da kann man keine Ausnahme machen. Menschlich ist das etwas schwierig."
Geimpft wurden Böhm und Philipp bis dato noch nicht. "Ich warte, bis ich dran bin", sagt die Rechnungsamtmitarbeiterin. "Ich möchte nicht eine der ersten sein." Aber impfen lassen wollen sich beide. Und vielleicht kommen sie auch schneller an die Reihe, als sie gedacht haben. Denn wenn eine Impfspritze aufgezogen ist, ist der Impfstoff nur maximal sechs Stunden verwendbar. Sollte also zum Ende des Impftages ein potenzieller "Impfling" nicht kommen, wird die Dosis an das Hilfspersonal verimpft, anstatt dass der Impfstoff im Müll landet.
Ihr privates Umfeld hat ihre Tätigkeit im KIZ zunächst skeptisch gesehen. "Natürlich war auch ein bisschen Sorge dabei", erzählt Böhm. "Die Leute waren wegen der Ansteckungsgefahr besorgt. Aber sicher ist man nie." Philipp hingegen hat gedacht, dass ihr Umfeld nicht mir ihr zusammen sein will. Aber: "Sie haben eher positiv reagiert. Da war ich überrascht."
Mindestens bis Monatsende sind die beiden noch im KIZ aktiv. Bis dahin müsse sich die Stadt überlegen, ob man die Abordnung verlängere oder die städtischen Mitarbeiter zumindest als Reserve dienen, wenn vor Ort "Not am Mann" ist. "Aber das ist noch nicht abgesegnet", sagt Böhm.
Weil es vor allem für ältere Menschen, die momentan in der ersten Phase geimpft werden, schwer ist, online einen Impftermin zu vereinbaren, bietet die Stadt eine Impfhotline an. Unter Telefon 07264 / 922161, 07264 / 922156, 07264 / 922124 und 07264 / 922162 können sich über 80-Jährige melden, die alleinstehend sind und Hilfe bei der Terminvereinbarung benötigen. "Es wird niemand alleingelassen", betont Böhm. Über 100 Hilfesuchende hätten sich bereits gemeldet. "Zu Beginn sind die Telefongeräte heiß gelaufen." Und einige Termine konnten schon vereinbart werden.
Hierbei steht die Stadt auch im Kontakt mit dem örtlichen Bürgerbusverein, der kostenlose Impffahrten zum KIZ anbietet. "Impflinge", die "wirklich niemanden haben", können sich unter 0152 / 05195667 beim stellvertretenden Vorsitzenden Axel Jänichen melden.