24 Geflüchtete, die momentan noch in Containern in der Erstunterbringung „Am Schafbaum“ leben, sollen im August in eine Anschlussunterbringung in einer Zeltanlage in Fürfeld ziehen. Für rund 70 000 Euro kauft die Stadt dem Landkreis die Zeltanlage ab. Foto: Falk-Stéphane Dezort
Von Falk-Stéphane Dezort
Bad Rappenau-Fürfeld. "Es ist ein schönes Zeichen, dass im Gremium für die Beibehaltung Geflüchteter in unserer Mitte geworben wird", freute sich Oberbürgermeister Sebastian Frei. Denn geschlossen stimmte der Gemeinderat in seiner zurückliegenden Sitzung für den Kauf der Zeltanlage im Gottlieb-Daimler-Ring in Fürfeld. Dafür überweist die Kurstadt rund 70.000 Euro an den Landkreis Heilbronn.
"Die Stadt benötigt dringend Räumlichkeiten für die Folgeunterbringung", hatte der Rathauschef im Vorfeld ausgeführt und dem Gremium das Angebot vorgestellt. Geplant ist, dass die 24 Personen, die aktuell in der Containeranlage "Am Schafbaum 3" in der Raiffeisenstraße untergebracht sind, in die Einrichtung nach Fürfeld ziehen. Im Gegenzug soll die Anlage am Schafbaum vom Landkreis zurückgebaut und das Grundstück bis Jahresende geräumt werden.
Der Umzug habe Vor- und Nachteile, meinte OB Frei. Ein Pro sei beispielsweise, dass die Geflüchteten nah bei ihren Arbeitgebern wohnen würden und so mit dem Fahrrad oder zu Fuß zu ihrer Arbeit können. "Das würde sich manch anderer auch wünschen", sagte der Rathauschef auf RNZ-Nachfrage. Jedoch handelt es sich bei der Anschlussunterbringung nicht um eine Wohnung in einem Haus, sondern um ein Zimmer in einer Zeltanlage. Dies ist laut Frei eine Verbesserung zum Schafbaum. Städtische Immobilien, die man zur Unterbringung hätte nutzen können, stünden momentan nicht zur Verfügung.
Nur, weil man die Zeltanlage nun gekauft habe, sei das Problem allerdings nicht beseitigt. Dafür gebe die Verwaltung ihr Bestes. Beispielsweise ertüchtige man nach Möglichkeit städtische Immobilien oder kaufe und miete neue Gebäude, um sie eventuell als Unterbringung zu nutzen. "Unser Ziel ist es, die Geflüchteten auch bei einem Umzug in eine normale Wohnung zu unterstützen." So habe man sich als Stadt bereit erklärt, Wohnungen zu mieten und diese an Geflüchtete unterzuvermieten, erklärte Frei. Dies sei zwar schon erfolgreich gewesen, aber nicht in einem hohen Maße.
Wie OB Frei ausführte, habe man anstelle der Umzugslösung auch überlegt, das Mietverhältnis zwischen Landkreis und Stadt in Bezug auf die Containeranlage zu verlängern. "Aber wir haben keine Perspektive mehr für die Anlage gesehen", betonte er. Einerseits hätte die Kommune monatlich rund 10.000 Euro Miete bezahlen und irgendwann die Rückbaukosten selber tragen müssen. Andererseits sei es ohnehin nicht zulässig, dauerhaft im Gewerbegebiet zu wohnen.
Die Zeltanlage in Fürfeld besteht momentan aus zehn Zimmern, zwei Gemeinschaftsräumen, zwei Großküchen, zwei Sanitärräumen, je einer Damen- und Herrenumkleide sowie einem Abstellraum. Die vorhandenen Räume haben eine Größe von rund 26 Quadratmetern und sollen nun mithilfe einer Trockenbauwand in zwei kleine Zimmer aufgeteilt werden, sodass am Ende 24 Zimmer mit je rund 13 Quadratmetern entstehen. So hätte jeder Bewohner ein eigenes Zimmer, in das er sich zurückziehen könne. Die Raumgröße wäre für Einzelpersonen ausreichend. Die Kosten für den Umbau bezifferte die Verwaltung mit rund 80.000 Euro. Dem gegenüber stehen rund 40.000 Euro ersparte eingeplante Mietkosten für September bis Dezember. Der Umzug ist für August vorgesehen.
Wie viel Miete die Stadt künftig für ein Zimmer in der Unterkunft erhebt, ist noch unklar. Dies müsste noch ausgerechnet und vom Gemeinderat abgesegnet werden, sagt Ordnungsamtsleiter Roland Deutschmann im Gespräch mit der RNZ. Zum Vergleich: Einer von maximal 46 Plätzen am Schafbaum kostete monatlich 242 Euro und wurde vom Bewohner selbst bezahlt, sofern dieser einer Arbeit nachgeht.
Aus dem Gremium gab es keine kritischen Stimmen zu vernehmen. Marcel Mayer, Ortsvorsteher in Fürfeld, sprach von einer "guten Geschichte" und der "wirtschaftlich besten Option". Zudem sei es auch für die Geflüchteten besser, wenn weniger untergebracht werden und jeder mehr Platz hätte. "Nach der Erstunterbringung vom Landkreis, ist es unsere Aufgabe, geflüchtete Menschen in unserer Mitte aufzunehmen", sagt Grünen-Fraktionschef Robin Müller. Er habe das Gefühl gehabt, dass bei ihm und seinen Ratskollegen nicht die Frage nach dem Warum aufgekommen sei. "Ich hab’ den Eindruck, dass wir nicht fragen ’was müssen wir ausgeben‘, sondern ’wie können wir die Lebensqualität‘ der Menschen steigern?"
Für Mayer gab es jedoch auch einen Wermutstropfen. Die derzeit 13 Geflüchteten, die noch in der Unterkunft in Fürfeld leben, hätten sich "stark bemüht, Anschluss zu finden". Es wäre daher "schade, wenn sie anderweitig verteilt werden". So richtete Fürfelds Ortsvorsteher auch die Bitte an die Verwaltungsspitze, die Geflüchteten in Fürfeld zu lassen oder anderweitig im Stadtgebiet unterzubringen. Das letzte Wort hat allerdings der Landkreis.