Noch vor den Ausgangsbeschränkungen erklärten im Rahmen eines dienstlichen Abstimmtermins mit der Gemeinde im Schlosspark Doris von Molitor, Dr. Cornelius von Molitor, Bürgermeister Frank Werner, Dr. Monika Weizenegger und Johannes Karrer (v.l.), wie die medizinische Versorgung in Angelbachtal nach dem Jahreswechsel aussehen soll. Foto: Ralf März
Angelbachtal. (ram) Während in vielen Hausarztpraxen in der Region derzeit händeringend nach einem Arzt-Nachfolger gesucht wird, gibt es für Angelbachtal eine Lösung. Auch dort war bis zuletzt offen, ob in der Praxis von Dr. Cornelius von Molitor und seiner Frau Doris zum Jahresende die Lichter ausgehen oder sich ein Nachfolger beziehungsweise eine Nachfolgerin findet.
Jetzt ist klar, dass die in Angelbachtal-Eichtersheim ansässige Dr. Monika Weizenegger die Praxis ihrer Kollegen in Michelfeld übernimmt. So entsteht in den bisherigen Räumen von Dr. von Molitor in der Karlstraße eine Zweigpraxis. Natürlich kann die Ärztin nicht einfach die zusätzlichen Patienten versorgen. Sie stellt deshalb mit Johannes Karrer aus Sinsheim-Eschelbach einen weiteren Mediziner an. Der 38-Jährige war bisher als Facharzt für Arbeitsmedizin tätig und bildet sich momentan zum Facharzt für Allgemeinmedizin weiter.
Für die Patienten wird also auch nach dem Jahreswechsel die medizinische Versorgung im Ort gesichert sein. Auch das Praxispersonal werde übernommen, erklären die Mediziner. Für die Übergangsphase will von Molitor noch in der Zweigpraxis unterstützen. Er schiebe deshalb nochmals seinen Ruhestand auf, um auch in der Übergangszeit für die langjährigen Patienten da zu sein, erklärt er.
Doch ganz einfach gestaltete sich die Suche nach einer Nachfolge nicht: Bereits vor rund fünf Jahren begann die Suche, erzählt Doris von Molitor im Gespräch mit dieser Zeitung. Bereits zum Jahresende 2019 wollte das Ehepaar in den Ruhestand gehen, sagt die Ärztin für Naturheilverfahren. Daraus wurde nichts. Zahlreiche Gespräche wurden geführt, viele Interessenten kamen und gingen wieder. Einfach hinwerfen wollte man eigentlich nicht: "Wenn nur damit die Versorgung der Patienten gewährleistet ist, machen wir noch weiter", sagt die 66-Jährige. Doch jetzt zum Jahresende sollte endgültig Schluss sein.
Auch Bürgermeister Frank Werner habe sich um eine Nachfolgelösung bemüht, er sehe die ärztliche Versorgung ein stückweit auch als kommunale Aufgabe. Auch er berichtet von unzähligen Gesprächen mit Medizinern. "Wir hatten eigentlich die Suche nach einem Nachfolger inzwischen aufgegeben", berichtet Doris von Molitor, "aber durch die beharrlichen Bemühungen von Bürgermeister Werner kam diese Lösung letztendlich zu Stande."
Im Raum stand offensichtlich sogar die Beauftragung eines sogenannten Headhunters, um einen Hausarzt zu finden. Geld hatte der Gemeinderat wohl schon bereitgestellt. Doch dazu musste es nun nicht kommen. Werner dankte den Beteiligten, "die allesamt willig waren, eine gute Lösung zu finden".
Für das Ehepaar von Molitor geht im neuen Jahr eine Ära zu Ende. Seit 1992 praktizierten sie in der Praxis in der Karlstraße 1. Doch die Meinungen über die knapp 30 Jahre sind geteilt: Während der 67-Jährige von einer "guten Zeit" spricht, erklärt seine Frau: "Eine Hausarztpraxis verlangt einem einiges ab." Damit kommt sie unmittelbar auch zur Frage, warum die Suche nach Nachfolgern für hausärztliche Praxen auf dem Land so schwierig ist. "Keine geregelte Freizeit, vielleicht die Hausbesuche", mutmaßt sie. Dr. Monika Weizenegger vermutet die zunehmende Bürokratie als einen der Gründe. Sie erwähnt aber auch, dass es durchaus schön sein kann, sein eigener Chef zu sein.
Johannes Karrer schreckten diese Gründe nicht ab. Er kennt neben der Tätigkeit des Arbeitsmediziners auch die Arbeit des Hausarztes. Sein Vater betreibt eine Praxis in Sinsheim. Ihm ist es zudem wichtig, in der Region zu bleiben, erklärt er im Gespräch. In die Stadt, so wie viele seiner jungen Kollegen, ziehe es ihn nicht.