Am Freitag wurde die Baustelle eingerichtet und das Haus leer geräumt. Foto: Christian Beck
Sinsheim. (cbe) Es tut sich was: Das "Abbruchhaus" in der Hauptstraße ist nun komplett eingerüstet, am Freitag wurde die Baustelle eingerichtet. Auf dem Nebengrundstück wurde der Wildwuchs beseitigt und Schotter ausgebracht, sodass ein Bagger dort arbeiten kann. Die Männer einer Abbruchfirma räumten im Anschluss das Haus leer. Kommende Woche soll mit dem Abriss begonnen werden. Bei viel Schnee und Eis müsse man sich überlegen, ob man jemanden aufs Dach lässt, um die Ziegel abzudecken, erklärte Architekt Manuel Müller auf Nachfrage, hier gehe die Sicherheit der Arbeiter vor. Doch Müller geht trotz der Wetterlage davon aus, dass der Abriss bis zum Ende der kommenden Woche erledigt ist. Dann soll auch der Bürgersteig wieder freigegeben werden. Das Erdgeschoss soll stehen bleiben, darauf werde das Haus neu aufgebaut.
Update: Freitag, 12. Februar 2021, 18.30 Uhr
Das Sinsheimer "Einsturzhaus" kommt größenteils weg
Von Christian Beck
Viele Fußgänger benutzen nicht den gegenüberliegenden Bürgersteig, sondern laufen auf der Straße am Bauzaun entlang. Damit soll nun bald Schluss sein: In etwas mehr als einer Woche soll der Gehweg wieder freigegeben werden. Foto: Christian BeckSinsheim. Der Bereich gilt bei vielen als Schandfleck: Rund zweieinhalb Jahre hat sich beim "Einsturzhaus" und dem Nachbargrundstück in der Hauptstraße nichts getan, auch der Bürgersteig ist nach wie vor gesperrt. Doch offenbar kommt Bewegung in die Sache: Diesen Donnerstag soll das Gerüst rundherum aufgebaut werden, berichtet Architekt Manuel Müller aus Mühlbach. Das Ziel sei, das Haus Nummer 84 bis zum Wochenende des 20. und 21. Februars zu großen Teilen abzureißen. Dann könnte auch der Gehweg wieder freigegeben werden. Und auch der Wildwuchs auf dem Nachbargrundstück werde beseitigt.
Mit der Einrichtung der Baustelle soll am Freitag begonnen werden. Dann werden die Dachziegel abgedeckt, anschließend die Dachsparren abgesägt und einzeln heruntergegeben. Im Anschluss schlagen Bauarbeiter das Mauerwerk mit dem Vorschlaghammer nach innen, erklärt Müller. Das Abrissunternehmen, die Firma ARS aus Sternenfels, werde sehr vorsichtig zu Werke gehen. Die Hermannsgasse werde gesperrt, die Hauptstraße nicht. Netze, die vor das Baugerüst gespannt sind, sollen verhindern, dass etwas auf den Gehweg oder die Straße stürzt. Dass es beim Abriss noch einmal eine Überraschung gibt, glaubt der Architekt nicht, denn nun stehe das Gebäude ja allein.
Das Haus wird aber nicht komplett abgerissen. Der Teil des Erdgeschosses bleibt stehen, darauf soll ein neues und größeres Haus gebaut werden. Es erstreckt sich künftig auch in den rückwärtigen Bereich, dort wurde in Vor-Corona-Zeiten eine Bar betrieben. Zur Hauptstraße hin soll wieder ein Laden einziehen. Darüber und in Richtung Kirche sollen "qualitativ hochwertige Wohnungen" entstehen, berichtet Müller weiter. Wann diese bezogen werden können, ist momentan noch nicht klar. In sechs Wochen gebe es einen Termin mit der Stadtverwaltung. Dabei sollen die Baupläne besprochen werden. Gerne hätte man auch das nebenstehende Grundstück, das momentan leer steht, mitentwickelt, erzählt Müller. Doch dazu komme es nun nicht.
Viele Sinsheimer fragen sich, warum es zweieinhalb Jahre gedauert hat, bis sich vor Ort etwas bewegt. Zahlreiche Fachleute hätten das Haus in Augenschein genommen, berichtet der Architekt. Es sei ermittelt worden, ob es saniert werden kann. Das Ergebnis lautete: Ja, eine Sanierung wäre theoretisch möglich, aber mit einem enormen Aufwand und zu einem hohen Preis. Das Haus sei "ein Totalschaden", deshalb werde es nun zu großen Teilen abgerissen. Die Entscheidung sei nicht leicht gefallen, denn es handele sich um das Geburtshaus von Walter Frick, dem Vater des Besitzers Markus Frick.
Zudem hätte die Beweissicherung abgeschlossen werden müssen, erklärt Müller. Nach wie vor gebe es Klärungsbedarf mit dem Besitzer des nebenstehenden Grundstücks. Seit August 2018 wird in der Stadt diskutiert, wer welchen Anteil daran hat, dass beim Abriss des einen Hauses das nebenstehende Gebäude nicht mehr standsicher war. Der von Markus Frick beauftragte Architekt Müller sagt dazu klar: "Die Ingenieure hätten im Vorfeld sorgfältiger prüfen müssen."