'Deutsch-griechischer Wissenstransfer' heißt die Mission: Roger Kehle, Präsident des Gemeindetags, Fußballtrainer Otto Rehhagel und Rolf Geinert (v.l.). Foto: privat
Sinsheim/Reichartshausen. (cba) Wie geht's den Griechen? Ein Bild vor Ort wollte sich jetzt Reichartshausens Bürgermeister Otto Eckert machen, als er mit Rolf Geinert (seit September Koordinator für den deutsch-griechischen kommunalen Wissenstransfer im Auftrag des Bundes und des Gemeindetages Baden-Württemberg) ehrenamtlich nach Athen reiste. Von Deutschlandfeindlichkeit keine Spur: Dieser Eindruck hat sich bei beiden längst verfestigt.
35 Experten (Bürgermeister, Ex-Bürgermeister und Verwaltungsfachleute) überwiegend aus Baden-Württemberg sind auf Wunsch von Hans-Joachim Fuchtel, Vorsitzender der Deutsch-Griechischen Versammlung, in Griechenland um Kooperation bemüht. In Thessaloniki wurde bereits eine Institution der Zusammenarbeit eröffnet: Das "Gemeinsame Bürgermeisterbüro". Und jetzt, beim Besuch von Geinert und Eckert, auch in Athen. Zum neunten Mal war Geinert in seiner Mission als Koordinator in Griechenland und wagt ein erstes Resümee: "Es läuft gut".
Die deutschen Experten seien "vorbildliche Repräsentanten und feinfühlige Diplomaten". Und: "Sie tragen wesentlich zum Vertrauensverhältnis zwischen Deutschland und Griechenland bei". Als Botschafter und "Stimmungsmacher" sei Fußballtrainer Otto Rehhagel dabei gewesen. Rund 100 Interessenten hat Geinert nach dem Aufruf des Gemeindetagspräsidenten Roger Kehle Anfang 2012 inzwischen auf seiner Liste. Also eine "riesengroße Resonanz" bundesweit. Die "Speerspitze" jedoch bilde das Ländle.
Das Programm werde wohl Jahre in Anspruch nehmen, mögliche Projekte gebe es zuhauf. Probleme mit einer biologischen Kläranlage auf einer Insel vor Athen, die Trinkwasserversorgung auf Poros, die noch per Schiffstransfer gehandhabt wird, bis zur Abfallbeseitigung auf der Peloponnes gibt es. Anfang Juli soll der nächste Flug Geinerts starten, wo er mit den 20 Bürgermeistern der Peloponnes über "gemeinsame Tätigkeitsfelder" wie beispielsweise die Tourismusförderung sprechen möchte.
Urlaub bei den Griechen macht Geinert obendrein auch: "Das lohnt sich nach wie vor". An Pfingsten war er eine Woche auf Kefalonia. Die Armut werde in den Städten am deutlichsten, berichtet Geinert, weniger jedoch in ländlichen Gebieten. Otto Eckert bestätigt: "Jedem zweiten Griechen geht es schlecht".
Mit dem deutschen Knowhow wolle man den Kollegen unter die Arme greifen. Dieses Knowhow lasse sich zwar unter den rechtlichen Rahmenbedingungen nicht exakt umsetzen, erklärt Geinert, deutsche Erfahrungen mit einfließen zu lassen, sei jedoch ein willkommenes Angebot, das immer weitere Kreise ziehe.
Der Reichartshausener Verwaltungschef prognostiziert der deutsch-griechischen Kooperation einen guten Verlauf. "Das Projekt ist dort gut angekommen". Die angebotene Hand aus Deutschland spricht sich rum.
