Trauerflor, Torjubel, Techno

So erlebte der 1. FC Mühlhausen das "Trauerspiel" in Kürnbach

Schweigeminuten für den verstorbenen Jonas Scheurer auf den Sportplätzen - "Jonas war immer dabei"

10.09.2019 UPDATE: 11.09.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 15 Sekunden

60 Sekunden Stille: In einer Schweigeminute vor dem Anpfiff gedachten der TSV Kürnbach (links) und der 1. FC Mühlhausen Jonas Scheurer. Foto: Weindl

Von Eric Schmidt

Sinsheim. Dieses Spiel war ein Trauerspiel: Wenige Tage nach dem Tod seines Stürmers Jonas Scheurer trat der 1. FC Mühlhausen beim TSV Kürnbach an - und machte das Beste aus dem schweren Gang. "Vielleicht ist Ablenkung jetzt ganz gut", sagt Trainer Christian Thome. 

Nach dem Schlusspfiff ließen es die Fußballer des 1. FC Mühlhausen krachen. Laute Musik dröhnte aus ihrer Kabine, Hardrock und Techno. Sie dachten an ihn, auch jetzt. "Wir haben heute für Jonas gespielt. Wir wollten unbedingt für ihn gewinnen", sagte Angreifer Jörn Wetzel.

Sie hatten es geschafft. Mit 4:2 setzte sich der Fußball-Landesligist am Freitagabend beim TSV Kürnbach durch. Dieses Spiel zu spielen, war nicht einfach gewesen für den Tabellenführer. Drei Tage zuvor hatte die Mannschaft vom Tod ihres Mitspielers Jonas Scheurer erfahren. Der junge Stürmer aus Zuzenhausen war nach langer schwerer Krankheit im Alter von 25 Jahren gestorben.

Auch wenn er nicht mehr viele Spiele für den 1. FCM bestreiten konnte: "Jonas war immer dabei. Er war ein Teil der Mannschaft und ein ganz toller Mensch", sagt Trainer Christian Thome und ergänzt: "Wir sind emotional alle angegriffen. Das sind keine einfachen Tage für uns." Wer wollte, konnte unter der Woche mit dem Training aussetzen, die Begegnung in Kürnbach wurde wegen der Trauerfeier von Samstag auf Freitag vorverlegt.

Jörn Wetzel hat Jonas Scheurer gut gekannt. Sie konnten kaum laufen, da jagten sie dem Fußball hinterher. Gemeinsam kickten sie in der Jugend und bei den Herren des SV Rohrbach und fanden später wieder beim 1. FC Mühlhausen zusammen.

Die Teamkameraden waren jahrelang auch Klassenkameraden in der Schule. Ob er nicht lieber verzichtet hätte auf die Partie am Freitag in Kürnbach? "Es war schwierig, den Kopf frei zu bekommen. Aber Jonas hätte zu 100 Prozent gewollt, dass ich spiele", sagt Wetzel.

Wetzel war einer der Besten an diesem Abend. Das frühe 1:0 von Jonathan Imhof bereitete er vor, vor dem 4:0 von Michael Kettenmann eroberte er frech den Ball im gegnerischen Strafraum. Vor den Augen von Jochen Scheurer, dem Vater Jonas Scheurers, und Sven Scheurer, dem Bruder, wären dem flotten Angreifer fast selbst noch ein, zwei Tore geglückt. "Diese Leistung spricht für sich", sagt Christian Thome.

Er, seine Mannschaft und die des TSV Kürnbach hatten vor dem Anpfiff eine Schweigeminute eingelegt. Beide Teams spielten in Trauerflor. Auch der SV Rohrbach trug Trauerflor, auch beim SVR wurde Scheurer in einer Schweigeminute gedacht. Abteilungsleiter Jürgen Kistler erinnerte vor den beiden Heimspielen gegen den VfB Epfenbach I und VfB Epfenbach II an die Verdienste des Torjägers, der von 2011 bis 2014 98 Treffer für den SVR erzielte. Nicht nur die Tore bleiben im Gedächtnis.

"Jonas war bodenständig, bescheiden, ehrlich. Obwohl er so viele Tore geschossen hat, hat er sich nie als Star gefühlt. Er war nie abgehoben", sagt SVR-Trainer Joachim Heger. "Man konnte sich auf ihn verlassen. Er war zuverlässig, positiv und auch gegenüber den Gegenspielern immer fair, obwohl er viel abgekriegt hat."

"Er war ein sympathischer Spieler und ein ganz, ganz feiner Mensch", erklärt Oliver Mahrt. Der Spielertrainer des TSV Neckarbischofsheim hat in seiner Zeit beim FC Zuzenhausen mit Jonas Scheurer zusammen gekickt und kann sich an ein Spiel besonders gut erinnern: an das 3:0 im Landesliga-Derby beim VfB Eppingen am 30. Mai 2015. Scheurer hatte zum 1:0 und 3:0 getroffen und anschließend mit dem FCZ die Meisterschaft gefeiert.

Ort des Geschehens

Der 1. FC Mühlhausen, er versucht, langsam zur Normalität zurückzukommen - eine Normalität, zu der neben dem Training auch das Gewinnen gehört. "Wir haben heute für Jonas gespielt. Wir werden auch weiter für Jonas spielen", verspricht Trainer Christian Thome.

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