Neckarsulm. (mk) Die VW-Tochter Audi hat offenbar ein Sprachproblem: Der Verein Deutsche Sprache (VDS) mit Sitz in Dortmund teilte am Montag mit, dass man einen Mitarbeiter der Konzernmutter bei seinem "Kampf" gegen die seit kurzem geltenden Gender-Regeln unterstütze. Audi hatte kürzlich mitgeteilt, in seiner internen und externen Kommunikation auf gendergerechte Sprache achten zu wollen. Entsprechende Richtlinien seien seit dem 1. März in Kraft. Um alle Geschlechter bewusst sichtbar zu machen, wird den Audi-Mitarbeitern empfohlen, den sogenannten Gender-Gap zu nutzen – also etwa "Audianer_innen" zu schreiben.
"Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich jemand traut, sich dieser sprachlichen Umweltverschmutzung entgegenzustellen", sagte nun Professor Walter Krämer, Vorsitzender des VDS und sicherte dem entsprechenden Mitarbeiter Rechtsschutz zu. Vertreten durch die Rechtsanwälte Burkhard Benecken (Marl) und Dirk Giesen (Düsseldorf) hat der VW-Mitarbeiter laut VDS eine Unterlassungsverfügung an den Vorstand der Audi AG in Ingolstadt geschickt. "Unser Mandant fühlt sich durch das Gendern massiv gegängelt. Er ist entsetzt, dass die Audi AG von oben herab geradezu diktatorisch eine Sprache ihren Mitarbeitern verordnen will, die der Prüfung durch die amtliche Rechtschreibung nicht im Ansatz standhält", so die Anwälte gegenüber dem VDS. "Unser Mandant ist in verschiedenen VW-Gremien tätig und ist daher von diesem Gender-Unfug direkt betroffen".
Der VDS unterstütze diese Unterlassungserklärung moralisch und finanziell, so Krämer. "Das Gendern ist kein natürlicher Sprachwandel, sondern ein ideologisch gefärbter Versuch, Menschen zu einer Sprache zu zwingen, die sie im Alltag nicht sprechen." Dass immer mehr auf diesen Zug vermeintlicher Geschlechtergerechtigkeit aufsprängen, sei peinlich.
Update: Montag, 12. April 2021, 19.45 Uhr
Bei Audi arbeiten jetzt "Audianer_innen"
Konzern setzt auf gendergerechte Sprache: "Wertschätzung, Offenheit, Verantwortung und Integrität sind die Basis unserer Unternehmenskultur."
Von Matthias Kros
Ingolstadt. Wenn es nach der Geschäftsführung geht, werden die Mitarbeiter von Audi künftig "Audianer_innen" heißen. Wie der Autobauer am Dienstag in Ingolstadt mitteilte, setze man ab sofort auf eine sogenannte gendergerechte Sprache. Entsprechende Richtlinien seien ein Jahr lang von einer Projektgruppe ausgearbeitet worden und gelten seit dem 1. März in der internen und externen Kommunikation. "Wertschätzung, Offenheit, Verantwortung und Integrität sind die Basis unserer Unternehmenskultur", betonte Sabine Maaßen, Vorständin für Personal und Organisation der Audi AG, der Mitteilung zufolge. "Dies machen wir auch in unserer Sprache deutlich." Gendersensibel zu kommunizieren sei eine Frage des Respekts und Ausdruck einer Haltung gegen Diskriminierung und für Vielfalt.
Es gebe nun grundsätzlich zwei Möglichkeiten, schriftlich gendersensibel zu kommunizieren. Zum einen mithilfe von neutralen Formulierungen: "Mitarbeitende" statt "Mitarbeiter" oder "Führungskraft" statt "Chef". Die zweite Möglichkeit sei das Sichtbarmachen: Es erfolge bei Audi mithilfe des sogenannten Gender-Gaps. Diese Schreibweise verbinde die männliche und die weibliche Form mit einem Unterstrich. Der Gender-Gap – geschrieben zum Beispiel Mitarbeiter_innen – repräsentiert alle nicht-binären Geschlechtsidentitäten zwischen Mann und Frau.
Um alle Geschlechter bewusst sichtbar zu machen, werde den Audi-Mitarbeitern empfohlen, den zuletzt genannten Gender-Gap zu nutzen – also auch etwa "Audianer_innen" statt Audianer zu schreiben. "Der Gender Gap schafft Raum für alle nicht-binären Geschlechtsidentitäten", begründete Antonia Wadé aus der Projektgruppe die Empfehlung.
Audi wolle gendersensible Formulierungen von nun an in der internen und externen schriftlichen Audi Kommunikation allgegenwärtig machen, heißt es weiter: in den Aussagen des Vorstands, im Audi Intranet oder bei Pressemitteilungen.
Um die Audianer_innen auf diesem Weg zu unterstützen, habe ein bereichsübergreifendes Projekt-Team einen Leitfaden erstellt und eine eigene Intranet-Seite eingerichtet. Auf ihr seien alle wichtigen Informationen, ein Glossar mit Anwendungsbeispielen sowie ein Animationsfilm zum Thema zu finden.