Mit ihren Plakaten bittet die Initiative um eine freiwillige Rücksichtnahme. Foto: privat
Von Nicolas Lewe
Wiesenbach. "Die Debatte ist schon so alt, wie ich in Wiesenbach wohne", sagt Markus Bühler. "Und das sind etwa 30 Jahre." Was er damit meint, ist die Diskussion über ein Tempo-30-Limit in der Hauptstraße und in der Bammentaler Straße. Aktuell gilt hier die ortsübliche Geschwindigkeitsbegrenzung von 50 Kilometer pro Stunde.
Wenn es nach Bühler und seinem Nachbarn Thomas Staudt geht, soll sich das jedoch in Zukunft ändern. Wer dieser Tage durch Wiesenbach fährt, entdeckt am Fahrbahnrand Plakate mit einem aufgedruckten Tempo-30-Schild, das bewusst an das bekannte Verkehrszeichen erinnern soll, ohne dieses zu kopieren. Letzteres wäre, wie Bürgermeister Eric Grabenbauer auf RNZ-Nachfrage erklärt, auch gar nicht erlaubt worden. Stattdessen prangt eine rote 30 in einem grünen Kreis und darüber steht "In Wiesenbach für Mensch & Natur", ergänzt durch die Aufforderung unterhalb der Ziffer: "Komm, mach mit".
"Wir haben die Schnauze voll", erläutert Markus Bühler gegenüber der RNZ seine Intention für die Initiative "30 km/h in ganz Wiesenbach". Mit seiner Funktion als Fraktionsvorsitzender der Wiesenbacher Grünen habe sein Engagement übrigens nur indirekt etwas zu tun. Die Initiative habe er gemeinsam mit seinem Nachbarn Staudt als Privatmann angestoßen. Denn selbst die Tempo-50-Regelung werde von vielen Verkehrsteilnehmern ignoriert.
"Wenn ich mit Tempo 30 durch die Hauptstraße fahre, komme ich mir vor wie ein Verkehrshindernis", sagt Bühler. Dies würde sich aber ändern, wenn zumindest alle Wiesenbacher freiwillig mitmachen würden, so sein Appell. Damit würde sich der Verkehrslärm deutlich reduzieren, da ein langsam rollendes Auto natürlich leiser sei als ein schnell fahrendes.
Wenn er aus seinem Küchenfenster schaue, würden die Fahrzeuge in weniger als zehn Metern vorbeirauschen. Die breite Hauptstraße verleite zum Schnellfahren. "Baulich ist das eine Rennstrecke", meint Bühler und spricht von der "Einflugschneise in den kleinen Odenwald".
Ein derzeit laufender Lärmaktionsplan des zuständigen Landratsamtes soll neue Erkenntnisse bringen, über deren Folgen dann wiederum der Gemeinderat zu entscheiden hätte. Bühler hat zudem die Hoffnung, dass sich die Grünen im Landtag für Tempo 30 in kleinen Ortschaften wie Wiesenbach einsetzen.
Die Plakate, für die er und Staudt rund 400 Euro investiert haben, sollen auch in den kommenden Tagen aufgehängt bleiben und die Leute davon überzeugen, Rücksicht auf die Anwohner zu nehmen. In einer Pressemitteilung der Zwei-Mann-Initiative heißt es: "Nach Reaktionszeit und Bremsweg kommt ein Auto bei 30 km/h nach 13,3 Metern zum Stehen, bei 50 km/h sind es 27,7 Meter."
Tempo 30 trage zu mehr Verkehrssicherheit bei und führe dazu, dass der Durchgangsverkehr homogener fließe. Und: "Die Gefahr für Fußgänger, bei einer Aufprallgeschwindigkeit von 30 km/h tödlich zu verunglücken, liegt bei 30 Prozent, bei Tempo 50 sind es bereits 80 Prozent."
Bürgermeister Grabenbauer lobt die Initiative und erkennt erste Erfolge der Plakataktion: "Es erinnert die Autofahrer daran, nicht zu schnell zu fahren."