Auf dem Podium saßen Erhard Jahn (v.r.), Petra Weiß, Matthias Zansinger und Thorsten Krämer; im Publikum meldete sich Günter Wiedemann. F: kaz
Sandhausen. (kaz) "Wir haben schon überlegt, die Veranstaltung abzusagen, weil es vielleicht schon bald eine völlig andere Sachlage gibt", lautet die Ansage von Thorsten Krämer am Freitagabend. Der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins, der im Mai den Sprung in den Gemeinderat schaffte, moderiert die bestens besuchte Diskussionsrunde zum Thema "Wald für Fußballplätze" im Saal der Gemeindebücherei. Die Pläne des Fußballzweitligisten SV Sandhausen (SVS), sein Gelände um zwei Trainingsplätze und über 140 Parkplätze zu erweitern, bewegen die Gemeinde nun schon seit Monaten. Doch erst kurz vor der Diskussionsrunde war das versöhnliche Angebot von SVS-Präsident Jürgen Machmeier bekannt geworden, in dem er einen runden Tisch vorschlägt.
Eine Bürgerinitiative mit Petra Weiß an der Spitze will das Fällen von Bäumen für die SVS-Erweiterung unbedingt verhindern. "Sandhausen hat den Wald, braucht ihn, lebt davon", lautet ihr Appell auf dem Podium. Um mit dem SV ins Gespräch zu kommen, hätte Petra Weiß die bisherigen Planungen gern vom Tisch. Dabei führt sie auch Bedenken des Kreisforstamts ins Feld, das ihrer Schilderung nach Bedenken bezüglich einer Wiederaufforstung an anderer Stelle äußerte. Auch Erhard Jahn vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) meint: Eingriffe in ein Waldgebiet, das erst seit 2013 unter Schutz steht, können nicht hingenommen werden.
Neben Krämer, Weiß und Jahn sitzt auch Matthias Zansinger vom Tennisclub auf der Bühne Platz. Zansinger befürchtet, der Tennisclub könne von Fußballplätzen "umzingelt" werden und in seiner Existenz gefährdet sein. Ihm geht es zudem um den Wald als Schatten- und Sauerstoffspender und sozusagen um das gute Klima auf den Tennisplätzen.
"Wir sind uns einig, dass wir uns uneinig sind", sagt Thorsten Krämer über das Meinungsbild in der SPD-Fraktion. Demnach haben die Genossen durchaus Verständnis dafür, dass ein Verein wie der SVS seinen Platz braucht. Also hat man schon nach alternativen Standorten gesucht. Das Mühlfeld bei Bruchhausen könnte laut Krämer dazu gehören.
In der Fragerunde geht es weiter um Ausgleichsflächen für gefällte Bäume und um die Aufforderung, die Gemeinderatsmitglieder mögen über mögliche Baupläne "nach dem eigenen Gewissen" entscheiden und nicht dem Fraktionszwang unterliegen. Eine Frau im Publikum legt dem Gemeinderat nahe, bei seinen Entscheidungen den Naturschutz mehr zu berücksichtigen. Ein Mann fragt: "Warum kriegen wir in Sandhausen keinen Bürgerentscheid wie den zum Ochsenkopf in Heidelberg hin?"
Was der SVS betreffs neuem Trainingszentrum überhaupt leisten muss, stellt Günter Wiedemann vom Nabu infrage. Derweil setzt ein Gast im Saal ein neues Gerücht in die Welt: "Bei über 140 geplanten Parkplätzen soll auf dem Gelände parallel zum Jugendleistungszentrum ein neues Hotel entstehen!" Da kann man nun nur abwarten, welche alternative Planungen der SVS demnächst in den Ring wirft.
Vergangene Woche hatte SVS-Präsident Machmeier, der nicht an der Podiumsdiskussion teilnahm, verlautbaren lassen: "Wir nehmen die Bedenken aller Bürger und aller Beteiligten ernst und möchten eine einvernehmliche Lösung finden." An einem runden Tisch sollen neben der Verwaltung die Gemeinderatsfraktionen, Bürgerinitiative, SVS, FC und Tennisclub Platz nehmen. Wenn dieser runde Tisch kommt, dann - so war man sich bei der Diskussionsrunde am Freitagabend einig - ist Transparenz gewünscht.