Bei einer Führung wusste Hermann Fischer Geschichte mit Fakten und Anekdoten lebendig werden zu lassen. Foto: Alex
Von Doris Weber
Dossenheim. Dossenheims Steinbrüche - es gab vier insgesamt - waren geliebt, geschmäht und sind heute Attraktion. Einer davon ist der ehemalige "Steinbruch Leferenz", benannt nach seinen Betreibern. Im südlichsten Steinbruch auf örtlicher Gemarkung sind viele Facetten erlebbar: Geologie, Biologie und Ökologie, Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte, Technik- und Heimatgeschichte. All dem ging Hermann Fischer bei einer von der Volkshochschule organisierten Führung auf den Grund.
Vor zehn Jahren wurde das Gelände des ehemaligen Leferenzsteinbruchs in weiten Teilen der Öffentlichkeit übergeben. Seitdem führt ein ganzjährig geöffneter Wanderweg durch das nach Osten ansteigende Gebiet. Ein Museumshof und ein Biotop wurden ausgewiesen. Zeitgleich wurde der Steinbruch mit dem Titel "Geotop" ausgezeichnet. Die Auszeichnung vergibt der Geo-Naturpark Bergstraße Odenwald.
Die Tour-Teilnehmer hatten sich vor dem Eingangsbereich getroffen. Ihr Weg führte sie bis in besagten Museumshof, der nur bei Veranstaltungen geöffnet ist. Insbesondere dort war viel über die Technik des Abbaus zu erfahren.
Mit dem Abbau des Porphyrs - als silikatisch vulkanisches Gestein mineralogisch auch als Ryolith bezeichnet - entstand ein Fenster in die Erdgeschichte, erklärte Fischer. Ein für den Oberrheingraben typischer Vulkanausbruch brachte es vor 280 Millionen Jahren aus dem Innern der Erde an ihre Oberfläche. Keltische Steinschiebemühlen belegen, dass Porphyr schon vor 2500 Jahren abgebaut und genutzt wurde.
Steine wie Porphyr und Granit sind ein Fenster in die Erdgeschichte. Foto: Alex
Im 19. Jahrhundert taten dies dann unter anderem Johannes und Philipp Leferenz. Eigentlich wollten die beiden Brüder an der Bergstraße nur eine Schmalspurbahn bauen. Für eine reine Personenbeförderung erhielten sie aber keine Bauerlaubnis. Bei Dossenheim wurde zwar schon damals Porphyr abgebaut, den Steintransport erledigten zu jener Zeit aber noch "Steinbauern" mit ihren Gespannen. Als sich die Möglichkeit bot, selbst einen Steinbruch zu betreiben, griffen die Brüder zu, erwarben Gelände und eröffneten 1882 ihren eigenen Betrieb.
Fischer erzählte noch vieles mehr. Interessierte können sich gleichwohl auch ohne Führung anhand von Tafeln rund um die Geschichte und die Ökologie des Steinbruchs informieren. Ein Schild am Tümpel im Eingangsbereich geht etwa auf dort anzutreffende seltene Unken ein. Über das Fenster in die Erdgeschichte informiert die Tafel bei den Felsblöcken aus Granit und Porphyr nah am Eingang zum Museumsbereich. Auf der folgenden Ebene ist etwas zum Wirtschaftsbetrieb im Steinbruch zu erfahren. Das ist alles sehr informativ.
Besonders lebendig werden die Informationen aber bei einer Führung, wie sie Fischer anbietet. Neben den Fakten kennt er lokale Geschichte und er kann zahlreiche Anekdoten erzählen: zum Teil aus eigenem Erleben, zum Teil durch seinen Vater, der selbst ein "Steinbauer" war.
Eine Botschaft war dem Tourguide übrigens besonders wichtig: Der Berg lebt. Es sei gefährlich, die Absperrungen nicht zu beachten, wies Fischer auf loses Material hin. Es könne jederzeit abstürzen.