Das aus den 70er Jahren stammende Wandrelief des Künstlers Erich Kraft wurde bei der Sanierung der Hardtwaldhalle in Sandhausen entsorgt. Foto: Alex
Von Lukas Werthenbach
Sandhausen. Ist das Kunst oder kann das weg? Ob sich die Arbeiter bei der Sanierung der Hardtwaldhalle diese Frage vor der Entsorgung einer 3-D-Plastik im Wert eines unteren fünfstelligen Betrags stellten, ist nicht bekannt. Jedenfalls landete das aus den 70er Jahren stammende, etwa 5 mal 2,40 Meter große Werk des Sandhäuser Künstlers Erich Kraft – offenbar versehentlich – auf dem Müll. Nun ist es ein Fall für die Versicherung der beteiligten Firma. Dies kam auf Nachfrage des Gemeinderats Ralf Lauterbach (Grün-Alternative Liste) in der Fragerunde der jüngsten Gremiumssitzung heraus. Zudem erfuhr die RNZ nun: Diese ebenso traurige wie kuriose Geschichte eines zerstörten Wandreliefs beginnt schon 2009. Denn bereits seit damals war ein Teil des Kunstwerks spurlos verschwunden.
Traurig: Künstler Erich Kraft. Foto: privat"Das ist, wie wenn man mir ein Kind wegnehmen würde", bedauert Künstler Erich Kraft auf Anfrage der RNZ. Zur Einweihung der Hardtwaldhalle sei die von der Gemeinde beauftragte Plastik im Jahr 1974 montiert worden. "Sie besteht aus vier Teilen, die in sich aufgesplittet sind", beschreibt der 70-Jährige. "2009 war ich zufällig mal wieder in der Halle und habe gesehen: Da fehlt ein Teil." Ein "dicker roter Punkt in der Mitte" des Werks – er soll die Gemeinde Sandhausen darstellen (siehe "Hintergrund") – sei plötzlich verschwunden gewesen. Daraufhin habe er Bürgermeister Georg Kletti darauf angesprochen, der ihm sinngemäß geantwortet habe, dass er andere Sorgen habe. Auch bei einer zweiten Kontaktaufnahme am Rande einer öffentlichen Veranstaltung sei der Künstler vom Rathauschef eher abgewimmelt worden, berichtete er.
Das aus den 70er Jahren stammende Wandrelief des Künstlers Erich Kraft wurde bei der Sanierung der Hardtwaldhalle in Sandhausen entsorgt. Foto: AlexSo verstrichen mehrere Jahre, in denen nur noch etwa drei Viertel des Kunstwerks an der Wand hingen. Vergangenes Jahr habe er von der umfassenden Sanierung der Hardtwaldhalle gelesen, berichtet Kraft: "Dann habe ich Herrn Kletti noch mal angerufen, weil ich bei der Gelegenheit ja das fehlende Teil hätte neu produzieren können." Abermals habe allerdings "Funkstille" geherrscht, es habe keine Antwort gegeben. Einige Zeit später habe er erneut beim Ortsbauamt angefragt: "Dabei habe ich dann erfahren, dass das Kunstwerk entsorgt wurde."
Mit Krafts Aussagen konfrontierte die RNZ Bürgermeister Kletti, der darauf lediglich entgegnete: "Ich möchte die Aussagen des äußerst geschäftstüchtigen Herrn Kraft vor dem Hintergrund seiner nachhaltigen Akquisebestrebungen nicht näher kommentieren."
In der Gemeinderatssitzung hatte Lauterbach gefragt, ob das in der Hardtwaldhalle installierte "Kunstobjekt eines Sandhäuser Künstlers" aufgetaucht sei, das man vor "Baustellenschäden" habe bewahren wollen. Darauf antwortete Kletti: "Ich kenne dieses Kunstwerk aus den 70er Jahren. Wir haben schon anfangs gesagt, dass es gesichert werden muss." Jedoch gebe es "manchmal bedauerliche Kommunikationsprobleme". Die Botschaft der Verwaltung sei bei der betreffenden Firma "nicht angekommen". "Sie hat das Kunstwerk – ich drücke es mal so aus – entsorgt", so Kletti gegenüber dem Gemeinderat weiter. Ortsbaumeister Michael Schirok erklärte daraufhin, dass man "mit der Versicherung in Verhandlungen" sei. Wann dies "gelöst" sei, wisse man noch nicht. "Aber die Firma, die das Bild entsorgt hat, hat alles ihrer Versicherung übergeben." Daher müsse man nun abwarten ...