Wie alles begann: Petra Weiß (vorne) zusammen mit ersten „Pro Waldschutz“-Mitstreitern im Juni 2019. Archivfoto: Alex
Von Lukas Werthenbach
Sandhausen. Seit einem Jahr geht die Bürgerinitiative "Pro Waldschutz" (BI) gegen die geplante Rodung von rund 2,5 Hektar geschütztem Wald zur Erweiterung des Fußballzweitligisten SV Sandhausen (SVS) vor: Am 11. Juni 2019 gründete sich die Initiative, in wenigen Tagen kamen damals 1000 Unterschriften gegen das Projekt "Sportzentrum Süd" zusammen. Das Bebauungsplanverfahren zur Errichtung von zwei Sport- und 140 Parkplätzen liegt inzwischen zwar auf Eis, ein Runder Tisch zur Suche nach alternativen Flächen außerhalb der Schwetzinger Hardt wurde eingerichtet. Doch ihr Ziel hat die BI noch nicht erreicht, wie Sprecherin Petra Weiß im Gespräch mit der RNZ erklärt.
Eigentlich ging es um Plastikmüll, als der Stein in Rollen kam: Der BUND hatte im Mai 2019 zu einem Vortrag in die Gemeindebibliothek eingeladen. "Dabei stellte sich aber heraus, dass einige eigentlich wegen des Erweiterungsprojekts gekommen waren. Sie wollten mit dem BUND darüber reden, was da im Waldschutzgebiet passiert", berichtet Weiß. Zum "Sportzentrum Süd" hatte wenige Wochen zuvor eine teils emotionale Infoveranstaltung im Rathaus stattgefunden. Nun zeigte sich in der Bibliothek erneut, dass viele Bürger die per gemeinderätlichem Einleitungsbeschluss bereits im April 2018 auf den Weg gebrachte SVS-Erweiterung kritisch sahen. Was folgte, nennt Weiß heute einen "Selbstläufer": Eine Online-Petition fand regen Zulauf, dann lud die Ratsfraktion der Alternativen Liste (AL) den engsten Kreis an Mitstreitern rund um die 49-Jährige und ihren Ehemann zu einem Gespräch ein – die BI wurde gegründet.
In der Oktober-Sitzung des Gemeinderats übergab Weiß an Bürgermeister Georg Kletti fast 1700 Unterschriften gegen das Projekt. Eine bereits im Juli eingereichte Petition im Stuttgarter Landtag liegt derzeit ebenso wie das Bebauungsplanverfahren auf Eis. "Erledigt ist die Petition für uns aber erst, wenn der Gemeinderat per Beschluss endgültig Abstand von den Planungen im Waldschutzgebiet genommen hat", betont Weiß.
Wie die RNZ nun erfuhr, plante der Petitionsausschuss für Dezember einen Vor-Ort-Termin in Sandhausen. Doch vorher hatte der Gemeinderat beschlossen, die Pläne zum "Sportzentrum Süd" ruhen zu lassen und einen Runden Tisch mit Vertretern von Gemeindeverwaltung, Ratsfraktionen, BI und betroffenen Vereinen einzurichten. Zwei Gesprächsrunden gab es dazu bereits, ehe Corona einen dritten Termin – diesmal mit dem gesamten Gemeinderat – verhinderte. Wann dieser nachgeholt wird, ist noch nicht bekannt.
Über den Inhalt der drei anvisierten Alternativen zur Rodung in der Schwetzinger Hardt schweigen die Teilnehmer des Runden Tischs. Nach RNZ-Informationen sieht mindestens eine Variante einen Umzug des SVS-Nachbarn FC Sandhausen und die Rodung von "ungeschütztem" Wald zwischen Sonnenweg und Jahnstraße vor. "Es gibt viele Vorschläge in verschiedene Richtungen", so Weiß, "auch wir als BI haben einen Kompromissvorschlag gemacht."
Dass es den Runden Tisch überhaupt gibt, wertet sie auch als Erfolg der BI. Doch noch sei nichts entschieden: "Wenn der Gemeinderat auf die Idee kommt, die Pläne doch per Satzungsbeschluss weiter zu verfolgen, gäbe es noch die Möglichkeit, gerichtlich dagegen vorzugehen." Das jedoch wäre "das absolut Äußerste". Vielmehr hofft auch Weiß auf eine für alle akzeptable Lösung am Runden Tisch: "Wir wollen eine Koexistenz", sagt sie mit Blick auf den SVS einerseits sowie Umwelt- und Naturschutz andererseits, "das kann doch nicht so schwierig sein."