Um wie hier in Eppelheim Lebensraum für Insekten zu schaffen, fördert die Gemeinde Sandhausen künftig Blühwiesen. Foto: Geschwill
Von Lukas Werthenbach
Sandhausen. Eine Chance auf jährlich 1400 Euro pro Hektar eigener Fläche hat bald jeder, der sich an der Förderung von Flora und Fauna beteiligt. Ein entsprechendes Förderprogramm namens "Blühstreifen und Blühwiesen für Sandhausen" hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung auf den Weg gebracht. Die Idee dazu brachte die CDU-Fraktion in Form eines Antrags ins Gremium ein. Dieses stimmte mehrheitlich zu, nachdem es einige kritische Nachfragen gegeben hatte.
"Der Insektenbestand im Zeitraum von 1989 bis 2016 hat sich drastisch verringert", erklärte Hakan Günes (CDU) die Motivation seiner Fraktion zu diesem Antrag. Anhand wissenschaftlicher Zahlen erinnerte er dabei auch an die sinkende Zahl der Vögel und "bemerkenswerte Folgen" für das Ökosystem. "Was kann Sandhausen unternehmen, um dem Insekten- und Artensterben entgegenzuwirken", habe sich daher seine Fraktion intern gefragt, so Günes. Trotz des geringen Einflusses der Hopfengemeinde auf diesen allgemeinen "Abwärtstrend" müssten Gemeinde und Räte das ihrerseits Mögliche umsetzen, "um so einen Beitrag zur Verhinderung des Insekten- und Artensterbens zu leisten".
Mit seiner Zustimmung beschloss der Gemeinderat, jährlich je 20.000 Euro in den Finanzhaushalten der Jahre 2020 bis 2025 für das Förderprogramm bereitzustellen. Der Zuschuss beträgt demnach bis zu 1400 Euro pro Jahr und Hektar angelegter Blühwiese oder Blühstreifen. Auch die Umwandlung von Acker in Gras-Krautfläche und die Beibehaltung solcher Flächen auf vorherigem Acker sollen unterstützt werden. Das Programm richtet sich an Landwirte und Privatpersonen mit Ackerflächen auf Sandhäuser Gemarkung, der Zuschuss dient laut Günes als Entschädigungsaufwand. Die Richtlinien zur Förderung habe die CDU zudem "in Eigenregie" aufgestellt und gemeinsam mit dem Amt für Landwirtschaft und Naturschutz des Rhein-Neckar-Kreises sowie dem Landschaftserhaltungsverband Rhein-Neckar besprochen.
Während Thorsten Krämer (SPD) die Idee als "gute Maßnahme" lobte, sah zwar auch Georg Diem (FDP) "sehr viele positive Aspekte" und attestierte der CDU "gute Arbeit". Der Rat der Liberalen aber zeigte sich insbesondere bezüglich des Zuschusses skeptisch. "Wie kommt Ihr auf so hohe Zahlen?", fragte er auch mit Blick auf ein ähnliches Programm in Niedersachsen, wo der Zuschuss nur "700 bis 800 Euro" betrage. Auch sah Diem im Haushalt keine Gegenfinanzierung für die 20.000 Euro pro Jahr bis 2025. Bürgermeister Georg Kletti erklärte darauf, dass dies Aufgabe der Verwaltung sei. Beate Würzer (AL) hielt die Idee ebenfalls für "lobenswert", schloss sich aber ebenso wie Thomas Schulze (SPD) den Bedenken am jährlich maximal möglichen Zuschuss pro Hektar an. "Können Sie den Verwaltungsaufwand abschätzen?", fragte Diem außerdem in Richtung des Rathauschefs. "Das kann ich nicht, ich kann mir aber nicht vorstellen, dass wir dafür eine Planstelle schaffen müssen", antwortete Kletti
Zur Höhe des jährlichen Zuschusses erklärte Günes: "Wir haben uns in umliegenden Gemeinden und Kreisen umgehört, da waren die 1400 Euro eine Hausnummer, die festgesetzt ist." Unterstützung bekam er von Fraktionskollege Gerd Schneider: "Wir haben in Sandhausen einen Haushalt von 30 Millionen Euro pro Jahr, da finde ich 20.000 Euro für Blühwiesen und Blühstreifen angemessen."
Bei drei Gegenstimmen aus der FDP stimmte das Gremium für das Förderprogramm. Ein einstimmiges Votum gab es derweil für den Auftrag an die Verwaltung, zu überprüfen, ob gemeindeeigene Flächen für das Projekt genutzt werden können.