Pflegekräfte und Heimpersonal gehören zu den wenigen jüngeren Menschen, die bereits das Recht auf eine Impfung haben. Foto: Schmidt
Von Lukas Werthenbach
Region Heidelberg. Eine Corona-Impfpflicht für alle scheint vom Tisch, doch jetzt wird plötzlich über die Bereitschaft zum Pieks von Pflegekräften diskutiert. Die RNZ hat stichprobenartig bei Seniorenheimen rund um Heidelberg angefragt, wie hoch der Anteil des impfwilligen Personals bei ihnen ist. Da sämtliche Mitarbeiter von Pflegeeinrichtungen Vorrecht auf eine Spritze haben, gelten die Zahlen auch für einige Angestellte ohne Pflegeausbildung, etwa Verwaltungs- und Küchenpersonal. Das Ergebnis: Laut den vorliegenden Antworten ist etwa jeder fünfte Heim-Mitarbeiter noch sehr zurückhaltend in Sachen Impfung.
Dabei konnten oder wollten nicht alle Einrichtungen genaue Angaben machen. In den Gesprächen mit Trägern und Heimleitern ging es um den aktuellen Stand der langwierigen Anmelde-Prozedur für einen Impftermin und um die Gründe derer, die die Spritze (noch) nicht wollen.
Zu den Ersten, die den Pieks bekamen, gehören Bewohner und Mitarbeiter des Seniorenheims Haus am Brunnen in Heiligkreuzsteinach. "Bei uns kam das mobile Impfteam schon letztes Jahr, am 31. Dezember", berichtet der Geschäftsführende Heimleiter Ralf Steigleder. Von 36 Mitarbeitern seien 27 geimpft worden. Und 32 der 40 Bewohner hätten die Spritze erhalten – einige "impfwillige" Senioren seien etwa wegen Krankenhausaufenthalten nicht anwesend gewesen. So habe es rund viereinhalb Stunden gedauert, bis die 59 angemeldeten Personen ihre Impfung hatten.
Wie es trotz des hohen bürokratischen Aufwands bei der Anmeldung für einen solchen Impftermin so früh dazu kam? "Ich glaube, wir waren einfach äußerst fleißig in der Vorbereitung", so Steigleder. Dabei habe man die Mitarbeiter auch vorab über das Thema informiert. Am 21. und 22. Dezember sei "jeder Mitarbeiter einzeln" telefonisch abgefragt worden, ob er eine Impfung erhalten wolle oder nicht.
Ebenfalls schon geimpft wurde im Hanna und Simeon Heim in Dossenheim. "Es ist ein gutes Gefühl, wir sind erleichtert", sagt Einrichtungsleiter Detlef Bodamer. Dennoch gelte weiterhin die jüngste Corona-Verordnung, nach der Besucher einen negativen Antigen-Test vorweisen und FFP2-Maske tragen müssen. Da es für diesen Impftermin vergangene Woche nach Angaben des Landratsamts zahlreiche Nachmeldungen gab, wurden zunächst nur 21 von 50 Mitarbeitern geimpft. Der Rest der Impfwilligen müsse nun ins Zentrale Impfzentrum in Heidelberg. "Am Ende werden etwa 90 Prozent unserer Mitarbeiter geimpft sein", schätzt Bodamer. "Anfangs waren viele skeptisch, aber wir hatten dann eine Informationsveranstaltung mit unserem Betriebsarzt, wodurch die Impfbereitschaft stark gestiegen ist."
Am morgigen Freitag kommt das mobile Impfteam des Rhein-Neckar-Kreises in den Neckargemünder Hof. Hier hatte das Virus im November gewütet: 73 von 91 Bewohnern wurden positiv getestet, 16 Infizierte starben. Auch 19 von 90 Mitarbeitern hatte es erwischt. Weil die Impfung zunächst nur für Menschen vorgesehen ist, die noch nicht infiziert waren, wird laut Katrin Berents-Neumann vom Träger "inter pares" hier nur ein Bewohner geimpft. Zudem bekämen einige Mitarbeiter – ähnlich wie in Dossenheim – die Spritze erst später. So sei es für eine "finale Zahl der impfwilligen Mitarbeiter" noch zu früh. "Durch Impfung oder durchlebte Infektion" komme man nach bisherigem Stand auf etwa "40 Prozent immunisierte Mitarbeiter". Für das ebenfalls von "inter pares" getragene Haus Steinachtal in Schönau seien noch keine Angaben möglich.
Das Pflegeheim Sandhausen hat seinen Impftermin an diesem Sonntag, wie Florian Abelein, Geschäftsführer des Trägers VDA Mannheim, verrät. "Ich wünsche mir eine noch höhere Impfbereitschaft", sagt er. Doch immerhin 55 der 66 Mitarbeiter in Sandhausen lassen sich nach seinen Angaben die Spritze geben. "Einige sind mangels Informationen total verunsichert", stellt Abelein fest. Diejenigen Mitarbeiter, die sich nicht impfen lassen wollen, seien "eher jünger und haben oft noch einen Kinderwunsch", sagt er angesichts nicht bestätigter Gerüchte über Unfruchtbarkeit als angebliche Nebenwirkung.
Drei der angefragten Seniorenheime warten noch auf einen Impftermin. Marius Gebhardt vom Haus am Leimbach in Leimen berichtet, dass alles für die Anmeldung erledigt sei. Er schätzt, dass 80 bis 85 Prozent seiner 35 Mitarbeiter geimpft werden. "Einige wollen lieber erst mal warten und den knappen Impfstoff den älteren Herrschaften überlassen", sagt Gebhardt. Er habe Verständnis gerade für jüngere Menschen, die nicht zur Risikogruppe gehören und noch einige Monate mit der Impfung warten wollen.
Auch für die Erlbrunner Höhe in Wilhelmsfeld gibt es noch keinen Termin. Der Träger schätzt die Impfbereitschaft der rund 50 Mitarbeiter auf 75 bis 80 Prozent. Man habe bereits "viel Aufklärung" geleistet und in Videokonferenzen über das Thema informiert.
Erst auf wiederholte Anfragen reagierte das Haus Edelberg in Eppelheim. "Wir geben keine Impfquote öffentlich heraus", sagt schließlich Pressesprecher Bernhard Rössler. "Wir haben noch keinen Impftermin und hätten die Impfbereitschaft gerne noch höher." Man habe die Hoffnung, dass sich hier noch "etwas nach oben tut".